Der Flug der Libelle
würde.
»Es wird sicher sehr bald dunkel «, sagte Karin, die aus dem Cockpitfenster schaute. Arielle war hinten in der A n richte, um etwas zu Essen zu holen; und Karin lenkte das Flugzeug vom Kopilotenplatz aus. Da Jill aber ein vorzügl i cher Automatenpilot war, bestand ihre Arbeit nur darin, die Hände von der Steuerung zu lassen und aus dem Fenster die Gegend zu betrachten.
»Jetzt, wo wir in das innere Polgebiet kommen «, sagte D a vid, »werden wir viel länger Dunkelheit haben als Tage s licht. Wenn Barnard sich nicht gerade hinter Roche ve r steckt, dann verbirgt er sich hinter Eau. Ab sofort werden wir ungefähr zwei Stunden Tageslicht und vier Stunden Nacht während der sechsstündigen Rotationsperiode bekommen. Am schlim m sten ist es am inneren Pol. Da gibt es neunzig Minuten Tag gegenüber viereinhalb Stunden Nacht. «
Arielle kam jetzt nach vorn und nahm wieder den Pil o tenplatz ein. »Jill und ich, wir finden schon einen Weg, um mehr Tageslicht zu bekommen «, sagte sie. »Wir richten u n seren Flug um den inneren Pol so ein, daß wir immer auf der von der Sonne beschienenen Seite sind. « Sie nickte Karin zu, gab ihr frei; und ihre Augen nahmen wieder die wac h same Kontrolle der Anzeigen und der Ansicht aus dem Cockpitfenster auf.
Karin kam herunter und ging wieder an die technische Konsole, um die Arbeit von Jills Sensoren zu überwachen. Da gab es achtern ein Geräusch. Richard zog den Vorhang zu dem Mannschaftsquartier weg, der zur Schaffung einer Privatsphäre diente, und kam nach vorn.
»Wir müssen uns dem inneren Pol nähern «, sagte er unter lautem Geräusch. »Ich fühle mich schon leichter. «
»Wir sind auf sechs Prozent Schwere herunter «, erklärte David von seiner Konsole aus.
»Gibt es noch irgendwelche Anzeichen für Vulkane? « fragte Richard, nachdem er vor seiner Konsole Platz g e nommen hatte. »Ich möchte gern ein paar davon besuchen. «
»Das wäre aber gefährlich «, warnte Jill durch seinen Imp.
»Nicht, wenn wir aufpassen und einen heraussuchen, bei dem gerade kein Ausbruch zu erwarten ist. Wo ist unsere Akte über die früheren Beobachtungen der inneren Polreg i on durch die Comsat-Kameras ? «
»Die habe ich schon hier «, sagte Karin. Ihre Finger glitten über das Inhaltsverzeichnis an der Seite des Schirms, und bald erschien dort: GESCHICHTE, COMSAT, VISUELL, INNERER POL, VULKANÜBERWACHUNG. Karin legte das Bild auf Richards Schirm und stand auf.
»Ich möchte gern etwas Schlaf abbekommen. Wir können nicht alle gleichzeitig auf sein. « Damit verschwand sie hi n ter dem Vorhang.
Auf Richards Schirm flimmerte die Bilderfolge des Vu l kanfeldes vom inneren Pol rasch dahin. Tag und Nacht wechselten sich ab, und periodisch brachen Vulkane aus.
»Bei den schwankenden Lichtverhältnissen kann ich wirklich nicht viel ausmachen, Jill «, sagte er. »Bitte, suche nur die Krater und Rauchfahnen heraus und laß diese abla u fen! «
Es dauerte einen Augenblick, bis Jill die Information en t sprechend umgeordnet hatte. Dann erschien auf dem Schirm eine Wiedergabe der inneren Polregion in Strichm a nier und ließ die zeitlich geraffte Geschichte ablaufen.
»Noch einmal! « befahl Richard, und die Sequenz wurde wiederholt.
»Jetzt noch einmal, und paß auf diese drei hier auf! « Mit dem Finger zeigte er auf eine Stelle, wo drei Vulkane in e i ner Reihe standen, die auf den inneren Pol wies. Jill vergr ö ßerte das Bild, bis die drei den Schirm ausfüllten. Erst warf der eine Vulkan eine Wolke aus heißem Gas und Staub aus, dann begann der mittlere, und schließlich kam auch der dem inneren Pol am nächsten liegende mit dazu. Dann hörten sie in umgekehrter Reihenfolge auf.
»Diese drei müssen durch einen unterirdischen Schlot miteinander in Verbindung stehen «, sagte Richard.
»Die Periodizität ist ganz regelmäßig «, sagte Jill. »Die Stärke der Eruptionen variiert, aber sie ereignen sich immer alle drei Stunden, wenn Barnard entweder hinter Eau oder Roche steht und die Gezeiten am stärksten sind. «
»Wenn sich das so voraussagen läßt, dann können wir sie zwischen den Eruptionen aufsuchen «, sagte Richard. »Ric h te den Kurs so ein, daß wir gerade nach einem Ausbruch ankommen! «
»Weil wir aber nur Aufzeichnungen von zwölf Erupt i onszyklen haben, besagt das nicht, daß nicht auch zwischen der normalen Periode ein Ausbruch vorkommen kann «, wandte Jill ein.
»Was ich als erstes zu tun gedenke, sobald wir hinko m men, ist, daß wir ein
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