Der Flug der Libelle

ließ, flogen nach allen Seiten Schneepartikel auf.
    »Bitte, vermeiden Sie die Schneeverwehungen! « mahnte der Imp in seinem Anzug. »Ich habe nur einen begrenzten Energievorrat zum Heizen; wenn der halb aufgebraucht ist, muß ich darauf bestehen , daß Sie sich auf den Rückweg m a chen. «
    »Wie weit kann ich denn mit der jetzigen Ladung ko m men? « fragte George.
    »Zwanzig Kilometer «, sagte der Anzugsimp. George grunzte und ging weiter auf den einen halben Kilometer en t fernten Pik zu. Er bemühte sich aber immerhin, dem Schnee auszuweichen.
    Richard betrachtete genau ein paar große Felsblöcke auf dem Hinweg. Er benutzte aber seinen Geologenhammer erst, als er die Basis des Piks erreicht hatte . Er blickte zurück, um sich zu vergewissern, daß er in Sichtweite der › Libelle ‹ war, damit Jill mit seinem Helmempfänger und dem Imp im A n zug direkte Laserverbindung behielt.
    »Es wäre mir lieb, wenn ich den Anzugsimp draußen h a ben könnte «, sagte er. »Ich möchte, daß er ein Seil zu jenem Überhang hochschafft. «
    »Sie wollen doch nicht etwa klettern? « fragte Jill besorgt durch seinen Imp.
    »Doch «, sagte Richard. »Ich möchte ein paar Proben von der Spitze nehmen. «
    »Ich könnte den Imp schicken, damit er sie holt «, sagte Jill.
    »So geschickt du auch bist, Jill «, beharrte Richard, »ich möchte auch noch selbst sehen, was es da oben gibt, damit uns nichts entgeht. Vergiß nicht, daß wir hier nur ein Zeh n tel g haben und daß ich geprüfter Bergführer bin! «
    Bis er seine Diskussion mit Jill beendet hatte, hatte sich der Imp aus dem Anzug durch die Ventile im Lebenserha l tungsrucksack einen Weg ins Freie gebahnt. Er nahm ein Ende von Richards Seil und krabbelte die Klippe hinauf. Seine winzigen Wimpern gaben ihm einen Halt wie einer Fliege. Der Anker wurde fest im Stein gesichert, und R i chard arbeitete sich den steilen Abhang empor. Das Man ö ver mit dem Seil wurde dreimal wiederholt, bis er oben auf dem Pik stand. Dann verschwand er aus den Augen, wä h rend der Imp auf dem Kamm in Sicht der › Libelle ‹ verblieb.
    »Das sieht wie ein kleiner Vulkankrater aus «, ertönte die Stimme aus dem Umsetzer.
    Richard erschien wieder auf dem Pik und machte sich an den Abstieg. Er tat es langsam und achtete sorgfältig auf den Untergrund. Gelegentlich hielt er an und nahm eine kleine Probe, während George zurücktrat, um dem Steinschlag zu entgehen. Endlich war Richard wieder auf fast ebenem Te r rain angelangt. Er übergab George einen kleinen Beutel.
    »Hier, das kannst du tragen «, sagte er. »Ich muß noch mehr kriegen. Führe uns zurück, Jill! «
    Entsprechend den Anweisungen des Computers ging R i chard im Zickzack den Weg zurück, den sie gekommen w a ren. Dabei ließ er einige Felsen aus und nahm aber Proben von anderen, die ihm beim Hinweg interessant vorgeko m men waren. Als so die Last der Gesteinsproben anwuchs, wurde George allmählich klar, warum Richard beim A n marsch nie seinen Hammer benutzt hatte.
    Bei der allerletzten Schneewehe erreichten sie das Flu g zeug. Richard holte ein paar Probenflaschen heraus und e i nen langen Stab aus rostfreiem Stahl mit einer Klaue am Ende. Dann klemmte er eine Flasche in die Klaue. Nachdem er das Gerät und die Flasche in die Schneebank gedrückt und abgewartet hatte, bis die Verdampfung beendet war, ergriff er das kalte Instrument am Griff, tauchte es tief in die Verwehung ein und schöpfte eine Schneeprobe heraus. Ein rasches Knipsen mit dem Finger im Handschuh, und der Schnee war in der Flasche eingesperrt, ehe er Zeit hatte zu verdunsten.
    Die Probenflasche wurde in einen Isolierkasten getan, z u sammen mit einer Kontrollprobe der Luft. Der Kasten wü r de erst durch Jills analytischen Imp geöffnet werden, nac h dem er in das kleine Kühlfach in Jills Arbeitswand gelegt war, worin der Computer jedes Milieu von Rochewelt da r stellen konnte – angefangen mit dem heißen Außenpol von Roche bis hin zu dem kalten Nordpol von Eau. Richard und George schleusten sich wieder durch. Es wurde kalt und war Zeit für eine neue Ruhepause, ehe man wieder startete.
    George und Richard schliefen noch, als die Morgendä m merung über Eau anbrach und Arielle die › Zauberlibelle ‹ über einem Wirbel aus Schneestaub aufsteigen ließ. Sie g e wann Höhe, wandte sich nach Süden und setzte den langen, in Spiralen verlaufenden Übersichtskurs fort, der sie auf Sensorendistanz zu jedem Punkt der eiförmigen Oberfläche führen