Der Flug des Falken
Liste von Mitverschwörern in der technischen Abteilung enthalten, verschlüsselt zwar, aber die ISA hatte nicht lange benötigt, um den Code zu knacken.
Die Korruption hatte weite Kreise gezogen. Es würde nötig werden, die gesamten planetaren Computerdienste zu durchleuchten, wenn nicht sogar zu säubern. Die Maßnahmen würden Monate bis Jahre in Anspruch nehmen.
Und die Invasion der Präfektur I der Republik der Sphäre, die in diesem Sektor vorbereitet wurde, musste nach diesem Zwischenfall auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Das Einsatzteam bewegte sich schnell vorwärts. Während jeweils der halbe Trupp Deckung gab, rannte die andere Hälfte ein Stück weiter, auf die Tür der Wohnung im ersten Stockwerk zu. Ängstliche Gesichter tauchten an den Fenstern auf und verschwanden hastig wieder, als um den Chu-sa herum die Männer in den Schutzrüstungen und rot-weiß gestreiften Arm- und Beinschienen ihre Automatikschrotflinten auf sie richteten. Das sollte natürlich Scharfschützen abschrecken, für den Fall, dass die Fäule sich schon weiter ausgebreitet hatte, als es selbst die Sicherheitskräfte befürchteten. Aber vor allem taten sie es, weil es sich einfach nicht gehörte, dass bloße Zivilisten die Aktionen des Zivilen Führungscorps wie irgendein Unterhaltungsholovid begafften. Der Chu-sa spürte in seinem gut entwickelten Hara - seiner Mitte, die man vulgär auch als Schmerbauch hätte bezeichnen können -, dass dieser ganze Ärger nur daher rührte, dass das Kombinat einfachen Bürgern erlaubt hatte, sich wichtig zu tun, obwohl sie bei all ihrer Ausbildung doch nichts weiter als Arbeiter waren.
Er war mehr als nur ein Freundlicher Berater. Das verstand sich von selbst. Das Schließen einer Sicherheitslücke von solchen Ausmaßen war viel zu wichtig, um es einem einfachen Polizisten zu überlassen, ganz gleich, wie hoch sein Rang war. Der Chu-sa war ein nominell verdeckt arbeitender Offizier der Internen Sicherheitsagentur.
Nach der Verwüstung durch den Heiligen Krieg der Blakisten hatten sich manche Systeme zur gegenseitigen Verteidigung in De-facto-Präfekturen zusammengeschlossen, ohne sich um ihre Nationalität zu kümmern. Shionoha hatte ebenfalls ein solches Bündnis geformt, skandalöserweise gemeinsam mit den Verrätern des Rasalhaag-Dominiums und sogar den lyranischen Systemen. Von hier aus eine Invasion der Republik zu starten, würde diesen Makel weitgehend reinwaschen. Und soweit es den Chu-sa betraf, konnte dies gar nicht früh genug geschehen.
Der Trupp erreichte die Wohnung des Zielsubjekts. Die Männer nahmen zu beiden Seiten der Tür und des Fensters links neben ihr Aufstellung. Mehrere von ihnen duckten sich und krauchten unter dem Fensterbrett vorbei, damit der Gesuchte sie nicht durch den dünnen weißen Vorhang sah oder verräterische Schatten bemerkte. Der Chu-i, der den Befehl über den Sturmtrupp führte, gestikulierte lässig mit der Nambu-Pistole in seiner schwarz behandschuhten Hand. Sein Gunsho zog eine Ladung Pentaglyzerin X aus dem Tornister, die einen Meter lang war, entfernte die Abdeckstreifen von den Klebefeldern an der Innenseite und drückte den Sprengstoff vorsichtig und lautlos an die Tür. Der Chu-i blickte hinunter zu seinem Kommandeur.
Der Chu-sa zog die Katana, hob sie über den Kopf und schlug sie schnell herab. Augenblicklich feuerten zwei in der Nähe stehende Polizisten mit gedrungenen Granatwerfern auf das Fenster der Wohnung. Als die Schockgranaten durch das Glas schlugen und mit ohrenbetäubendem Knall und blendend grellem Licht explodierten, sprengte der Chu-i die Tür auf.
Der Chu-i und der Gunsho wirbelten um die Türpfosten in die Wohnung. Der Rest des Trupps verschwand paarweise in der Wohnung und verteilte sich. Der Chusa lächelte. Der Verräter hatte keine Chance.
Ein gelblich weißer Lichtblitz aus dem Innern der Wohnung ließ den Ausdruck auf seinem Gesicht wie ein Schwall flüssigen Stickstoffs gefrieren. Für einen Sekundenbruchteil zeichneten sich die beiden letzten Männer des Trupps als Silhouetten ab. Dann wurden sie davongeschleudert, einer über das Metallgeländer, der andere hindurch, getrieben und eingehüllt von einer sich blitzartig ausbreitenden Wand aus weißem Qualm und gelborangefarbenen Flammen. Die beiden Polizisten wurden sichtbar zerpflückt, wie Insekten, von den unsichtbaren Fingern eines Riesen zerlegt.
Die Eskorte des Chu-sa warf sich aufs Pflaster. Er selbst blieb stocksteif stehen, die Katana gesenkt, und
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