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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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zurückgeschreckt war, aber was sie jetzt vorschlug, rührte an ein jahrhundertealtes Tabu - und an die Wurzel dessen, was es bedeutete, Clan zu sein. Nur Aleks wirkte unbeeindruckt - und niemand im angedunkelten Halbrund nahm es ihm auch nur für eine Sekunde ab.
    »Daran, dass wir einen klaren Sieg über die Verteidiger Skyes erringen werden, ist kein Zweifel möglich«, stellte Malvina fest. »Aber die Bevölkerung des Planeten beläuft sich auf über drei Milliarden. Wir können uns keine Wiederholung Chaffees in diesem Maßstab leisten: Wir müssen sicherstellen, dass sie sich ergeben, sich unterwerfen, restlos und für alle Zeiten, und jeden Gedanken an Widerstand aufgeben. Das erreichen wir, indem wir ihnen im Voraus zeigen, was ihnen der Widerstand einbringt.«
    Der Lichtkegel erlosch. Niemand applaudierte. Ein anderer Scheinwerfer beleuchtete Aleks.
    »Ich werde keine Clan-Traditionen erwähnen«, erklärte er mit der vollen, kräftigen Baritonstimme, die nur leicht gepresst klang. »Ihr alle seid bis ins Genmaterial davon geprägt, so wie ich selbst. Ich werde über Ergebnisse reden. Auf Alkaid und Summer habe ich der Bevölkerung im Vorhinein versprochen, die Regeln der Kriegsführung zu achten. Ich habe die minimale notwendige Gewalt eingesetzt, um die Verteidiger am Boden zu besiegen, und danach habe ich mein Versprechen gehalten. Durch eine anständige Behandlung sowohl der Nonkombattanten wie auch der besiegten Gegner habe ich die bereitwillige Kooperation der Bevölkerung jederzeit gesichert. Dadurch sind Alkaid und Summer mit minimaler Garnison sicher und heute schon in der Lage, uns mit Nachschub zu beliefern. Und all das unter nur minimalen Verlusten.«
    »Wann lag es je im Wesen der Jadefalken, mit dem Vermeiden von Verlusten zu prahlen?«, wütete Malvina aus dem Halbdunkel. Ihre Leidenschaft ließ sie das Protokoll vergessen.
    »Ich spreche von knappen Mitteln«, erwiderte er. »Von unserem kleinen Desant und dem riesigen Ozean der Inneren Sphäre.«
    »Um so mehr Grund einzusetzen, was wir an Schlagkraft aufbringen können«, erklärte Malvina kopfschüttelnd. »Vor allem, wenn es darum geht, die Kooperation derer zu sichern, die wir unterwerfen.«
    Aleks' Wangen zuckten bei dem Wort >unterwer-fen<. »Erinnert sich hier niemand an Turtle Bay?«, fragte er. Trotz seiner ferrofibritartigen Willensstärken erhob er unwillkürlich die Stimme.
    »Vielleicht erinnern wir uns ja eher zu gut daran«, konterte seine Koschwester gefährlich leise. »Aus den falschen Gründen.«
    »Clan Nebelparder brachte Schande über sich und alle Clans, durch die Vernichtung der Stadt Turtle Bay aus dem Orbit«, erinnerte Aleks die Versammlung. »Sämtliche Clans verurteilten die Tat. Und als die Truppen der Inneren Sphäre unter dem zynisch und betrügerisch missbrauchten Namen des gesegneten Sternenbunds zurückschlugen, waren es die Nebelparder, die sie sich zum Ziel wählten und einem Vernichtungstest unterzogen. Sie wurden gänzlich ausgelöscht.«
    »Die feigen Wölfe haben die anderen Clans dazu gedrängt, sich von den Nebelpardern abzukehren und auf den Einsatz von Kriegsschiffen zu verzichten. Es war nur ein weiterer Schritt in einer Verratskette am Wesen der Clans.«
    »Falls wir auf Skye Zivilisten abschlachten«, stellte Aleks fest und kehrte sich von seiner Schwester ab, »entehren wir damit nicht nur Clan Jadefalke. Wir werden auch nicht nur Skye gegen uns aufbringen, sondern die gesamte Republik, wenn nicht sogar die ganze Innere Sphäre.«
    »Die Barbaren brauchen nur eine Kostprobe des Schicksals, das sie erwartet, wenn sie sich dem Flug des Falken in den Weg stellen. Und sie werden zusammenbrechen«, setzte Malvina dagegen.
    Dann lachte sie. Es war ein bösartiges Lachen, das nach Glassplittern und silbernem Schrapnell klang. »Und was soll das überhaupt? Das sind Barbaren. Wir haben ihnen vor fast hundert Jahren die befreiende Hand der Vernunft und Wahrheit angeboten, und sie haben sie abgeschlagen. Selbst nach Jahrzehnten dessen, was sie friedliche Koexistenz nennen, in der sie reichlich Zeit hatten, die außer Frage stehende Überlegenheit unseres Systems zu verstehen, weigern sie sich weiter, es anzunehmen. Ich sage, wir haben diese Schwächlinge, diese Mindermenschen lange genug verhätschelt! Wenn die Massen der alten Menschheit die Zukunft nicht akzeptieren, sollen sie doch den neuen Menschen Platz machen: uns, den Clans!«
    Ihr Kobruder hatte sich umgedreht und starrte sie an. »Der Gründer

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