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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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seine Erste Ministerin nicht so nachdrücklich darauf bestanden.
    Ach ja, Solveig, dachte er mit sorgsam zurückhaltender Wärme - und eine andere gestattete er sich lieber nicht, und zwar erst recht nicht, seit... Was würden Skye und ich nur ohne dich tun?
    Schließlich zog er den Reithandschuh aus und griff nach dem Kommgerät, das noch immer unablässig bru mm te. »Ja?«, meldete er sich in knappem Tonfall, der noch unterstrich, was der Gesprächspartner am anderen Ende sicher auch so wusste: Wehe, das ist nicht wichtig!
    »Euer Gnaden«, erklärte eine professionell klingende, anonyme Stimme. »Wir haben soeben zwei Nachrichten vom Zenitsprungpunkt erhalten. Ein Sprungschiff aus dem Solsystem ist eingetroffen. Wir haben sowohl eine Nachricht über seine Ankunft von der Beobachtungsstation und einen Funkspruch vom Schiff selbst.«
    Herzog Gregory zog die Augenbrauen zusammen. Er war für diese Art der Mimik beneidenswert ausgestattet: Mit wachsendem Alter waren seine Brauen fülliger geworden und hatten kräftige schwarze Streifen entwickelt. Inzwischen waren die kürzeren Haare so grau meliert wie sein Bart, was einen ausgesprochen dramatischen Effekt erzielte.
    »Was hat uns der Sprungschiffkapitän mitzuteilen?«
    »Das Schiff hat Tara Campbell an Bord, Euer Gnaden, die Countess of Northwind und Präfektin der Präfektur III. Die Countess selbst hat eine kodierte Nachricht mit den gebotenen Höflichkeiten übermittelt. Sie teilt uns auch mit, dass sie, ihr Stab und Teile der Highlander-Regimenter im Anflug auf Skye sind und voraussichtlich in siebenundvierzig Stunden eintreffen werden. Im Namen der Republik bittet sie um baldmöglichste Landeerlaubnis auf dem Raumhafen von New Aberdeen.«
    Jetzt hob der Herzog seine prächtigen Brauen. Das Lieblingstitelmädchen des Exarchen persönlich erweist meiner Welt die Ehre eines Besuches, dachte er. Und zwar mit einem Auftrag, den sie nicht einmal einer Präfekturatsstufenkodierung anvertraut.
    Aber sie sandte trotzdem ein unmissverständliches Signal. Die Standardflugzeit von den Sprungpunkten Skyes betrug vier Tage, eine vergleichsweise läppische Zeit. Alkaid in derselben Präfektur lag 124 Tage Flugzeit von seinem Zentralgestirn entfernt. Die erwartete Ankunftszeit der Countess ließ jedoch darauf schließen, dass ihr Landungsschiff den Rücksturz zum Planeten mit 2 g Beschleunigung absolvierte, dem maximalen als sicher angesehenen Schub und der doppelten Belastung für Schiff und Besatzung. Dass sie sich selbst, ihren Stab, die sie begleitenden Truppen und die Schiffsbesatzung seit zwei Tagen dem Doppelten der normalen Schwerkraft aussetzte, um lächerliche zwei Tage Flugzeit einzusparen, sprach Bände.
    Und es bewies, dass sie in friedlicher Absicht nach Skye kam, dachte er amüsiert. Es war eine derartige Belastung für den menschlichen Organismus, über längere Zeit eine erhöhte Schwerkraft auszuhalten, dass nur ein ungewöhnlich gedankenloser und waghalsiger Kommandeur einem solchen Notschubflug Invasionstruppen aussetzte. Nach zwei Tagen unter derartigen Bedingungen würden die Insassen des Landungsschiffes so erschöpft wie nach mehreren aufeinander folgenden Marathonläufen auf Skye ein-treffen, selbst wenn sie während dieser Zeit nichts weiter taten als auf ihren Andruckliegen zu bleiben. Und falls sie nicht völlige Idioten waren, würden sie ganz sicher nichts weiter tun.
    »Senden Sie die entsprechenden Bestätigungen und Genehmigungen«, befahl er. »Und setzen Sie hinzu, dass ich mich darauf freue, die Countess zu empfangen, sobald sie sich von den Strapazen der Reise erholt hat.«
    Der Subtext der Trividberichte scheint berechtigt gewesen zu sein, dachte er abfällig. Eine hohlköpfige Modepuppe! Ohne Zweifel wird sie länger als zwei Tage bettlägerig sein, um sich von diesem Flug zu erholen, so zerbrechlich wie sie aussieht.
    Er sah sich um und ließ die Pracht der Bäume und die ihrer goldgeränderten Blätter im gelben Licht der G-Klasse-Sonne auf sich wirken. Dann seufzte er und saugte den letzten freien Zug Herbstluft tief in seine breite Brust. Er hatte das bestimmte Gefühl, dass er für lange Zeit keine Gelegenheit mehr bekommen würde, die Luft der Wildnis zu genießen. Falls er vor Jahresende noch einmal den Geruch von Wald wahrnahm, würde es wohl im Feld sein - und damit meinte er nicht auf Manöver.
    »Etwa dreihundert Meter nordwestlich meiner momentanen Position befindet sich eine Lichtung«, stellte er fest und las die

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