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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Taille, drückte ihm einen schnellen Kuss auf den Mund und zog den Dolch mit einem ebenso schnellen, brutalen Schnitt über seine Wange, knapp über dem markanten Jochbein.
    Malvina warf sich augenblicklich in einen Salto rückwärts. Er würde sie außer Reichweite seines Vergeltungsschlages bringen, bevor er sein Gewicht von den Fersen verlagern konnte, auf die er sich stützen musste, um nach ihrem Angriff nicht nach hinten zu stürzen.
    Aber die Nerven und Muskeln ihres Bruders waren ebenso clangezüchtet wie ihre eigenen, sein Training ebenso brutal. Selbst außer Balance gelang ihm der Konter. Die Spitze seines Dolches glitt über ihre linke Po-backe, zerteilte silberglänzenden Synthetikstoff mit derselben Leichtigkeit wie die weiße Haut darunter.
    Sie kam härter als beabsichtigt auf und stolperte mehrere Schritte rückwärts, um das Gleichgewicht zurückzugewinnen. »Verdammt!«, schrie sie. »Das hat wehgetan!«
    Er lachte. »Damit du an mich denkst, wenn du das nächste Mal im Cockpit der Schwarzen Rose sitzt«, sagte er. Das würde bei der Invasion Chaffees sein, nach dem Sprung, für den ihre Flotte derzeit die Kearny-Fuchida-Sprungtriebwerke auflud. Nur noch ein paar Tage, und dann würde der Desant endlich sein erstes wahres Ziel erreichen.
    Wieder kreiste Malvina auf Aleks' Linke. Sie bewegte die Hände in einem webenden Muster vor dem Körper auf und ab, den Dolch an die Innenseite des schlanken, weißen Unterarms gelegt. Der Puls, der durch ihr Handgelenk schlug, bewegte die Klinge kaum wahrnehmbar.
    Aleks schenkte der Waffe nur einen beiläufigen Blick. Malvinas schlängelnde Bewegungen sollten es dem Gegner erschweren, einen Weg durch ihre Abwehr zu planen oder zu erkennen, wann und aus welchem W ink el sie zuschlagen wollte. Außerdem konnten sie einen Gegner buchstäblich hypnotisieren: Falls ein Kontrahent den Fehler beging, ihre Hände zu lange zu beobachten, vor allem ihre Messerhand, konnte sie ihn überraschend leicht darauf programmieren, ein Muster in ihren scheinbar zufälligen Bewegungen vorauszuahnen. Dann stieß sie aus einem unerwarteten Winkel überraschend zu.
    Es war eine Killertechnik - auch das im buchstäblichen Sinne. Aleks hatte sie bereits in einigen Duellen beobachtet. Um zu verhindern, dass sie bei ihm funktionierte - da er aus bitterer Erfahrung wusste, dass auch das Wissen darum kein Schutz war, wenn er sich gestattete, ihre Hände zu beobachten -, hielt er den Blick nur halb fokussiert und auf ihre Schultern gerichtet. Sie waren ohnehin ein besserer Vorbote kommender Aktionen, auch wenn Malvina eine Expertin darin war, ihre Absichten zu verschleiern.
    »Es freut mich, dass du doch noch etwas Mumm gezeigt hast«, bemerkte sie lächelnd. »Ich hatte schon befürchtet, dein berühmtes Mitgefühl hätte dich überwältigt.«
    Seine braune Augen wurden schmal, er zog die Luft durch die Nase ein. Das war ein gemeiner Tiefschlag.
    Aleks hatte nach Porrima noch mehr Tränen vergossen als die einzelne, die er sich in dem zum Untergang verurteilten Vorort gestattet hatte, in dem Magnus gestorben war. Nicht einmal er, berühmt, gefürchtet und bewundert, wagte es, vor anderen Clan-nern offen zu weinen. Außer vor Malvina, die in dem Bett, das in ihrem Quartier an Bord des Flaggschiffs Black Dalliance stand, seinen Kopf an ihre Brust gepresst hatte. In ihren Armen hatte er seine eiserne Selbstkontrolle aufgegeben - und geheult wie ein Schlosshund. Nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal seit Jahren.
    Er war sich auch sehr bewusst, dass sie ihn provozieren wollte. Ein wütender Kämpfer beging Fehler. In jedem Kampf, auf allen Ebenen, von interstellaren Kriegen bis zu Zweikämpfen wie diesem, hing der Sieg letztlich davon ab, wer die meisten oder bedeutendsten Fehler machte. Und das galt für keinen Kampf mehr als für ein Messerduell, bei dem der Blutverlust durch den kleinsten Ritzer, wie die Schnittwunde an seiner Wange oder die am Hintern seiner Koschwester, einen Kontrahenten entscheidend schwächen konnte, wenn der Kampf sich nur lange genug hinzog.
    Also lachte er. Es war seine wirksamste Verteidigung gegen die Welt.
    Verärgert - zumindest machte sie diesen Eindruck -versuchte sie einen Schlag auf seinem linken Unterarm zu landen. Sie wussten beide, dass die Todsünde für einen Messerkämpfer darin bestand, auf den
    Todesstoß zu lauern. Es gab nur sehr wenige Möglichkeiten, einen Gegner mit einem Messer augenblicklich kampfunfähig zu machen. Sie hatten beide schon

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