Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
Vom Netzwerk:
von anderen Landungen auf dem Planeten erhalten. Besonders auf dem größten Raumhafen bei Nantucket auf dem Nachbarkontinent, der offenbar nach kurzem, aber unglaublich brutalem Kampf gefallen war. Danach war aller Kommunikationsverkehr mit Nantucket abgebrochen und das einzelne Landungsschiff war über den Köpfen der Bewohner des Tales aufgetaucht.
    Der Funkverkehr war zum Teufel. Erst hatte Kaiser mitbekommen, dass die Rüstungsfabrik so gut wie verloren war. Dann waren die Verbindungen zu seinen Vorgesetzten nacheinander ausgefallen. Vor nicht einmal fünf Minuten hatte er den letzten Kontakt zum Bataillon gehabt. Jetzt war er auf sich allein gestellt.
    Auf der Suche durch die Kanäle, bei der sein Helmkommset die leistungsstarke Anlage des Befehlsfahrzeugs fernsteuerte, geriet Kaiser auf eine Clanfrequenz. Der Funkverkehr war unverschlüsselt, bestand aber nicht aus Worten. Stattdessen hörte er nur eine Serie schriller Schreie und Pfiffe wie von jagenden Raubvögeln.
    Das jagte ihm mehr Angst ein als irgendetwas sonst in seinen fünfundvierzig Lebensjahren. Hastig schaltete er weiter.
    Seine Leute hatten die Invasoren teuer bezahlen lassen. Sein JESsie hatte schon ein Dutzend Salven in die Nacht geschleudert, auf Ziele, die vorgeschobene Beobachter identifizierten. Die tief hängenden Rauchwolken über ihnen schienen wie eine Kuppeldecke, getragen von sich kreuzenden Raketenflugbahnen. Während Kaiser inmitten seines HQ-Zugs auf der Straße stand und nach irgendjemandem suchte, der seinem Raketen speienden Monster ein neues
    Ziel zuwies, hörte er einen anderen Drachen fauchen, schaute hoch und sah flammende, blauweiße Kometen vorbeiziehen und Tentakel aus weißem Qualm nachziehen, die vor dem stumpfen Grau des Himmels leicht glühten.
    Sie zogen von rechts nach links vorbei. Was bedeutete, dass die Invasoren bereits an ihnen vorbeigezogen waren und jetzt im Süden standen.
    Der Captain hatte zahllose Meldungen von brennenden Feindfahrzeugen erhalten, von explodierenden feindlichen Mechs. Obwohl seine letzte direkte Kriegserfahrung, gegen die Capellaner, fast zwanzig Jahre zurück lag, wusste Kaiser, dass er den überwiegenden Teil davon als adrenalingespeiste Falschmeldungen abhaken konnte. Trotzdem: Die Verteidiger hatten die Kapazität, eine Menge heißes Metall gegen den Feind zu schleudern, und die hatten sie genutzt.
    Leider hatten die Clanner eine Eigenschaft mit ihrem Totemvogel gemein: eine beängstigende Schnelligkeit. Sie stürmten ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Das erschwerte es, sie mit indirektem Beschuss zu erwischen und ließ es unmöglich werden, sie im Schussfeld der Artillerie zu halten. Selbst ihre konventionelle Infanterie, die über keinen Panzerschutz gegen die Sturmgewehre seiner Leute verfügte, kannte offenbar nur eine einzige Gangart: den unermüdlichen gestreckten Sprint, begleitet von schrillem Raubvogelgekreische. Die Schreie gellten durch die Straßen, wenn sie stürmten, töteten und starben.
    Die LSR-Salve nach Süden war alles, was er an Bestätigung brauchte. Außerdem spürte er, dass sich der Kampflärm von der nächsten Hügelkuppe her näherte. »Alle Einheiten«, befahl er über die allgemeine Befehlsfrequenz, »Rückzug zu Beta-1.« Obwohl das Bataillon dies ausdrücklich verboten hatte, hatte er Rückzugslinien festgelegt und weitergegeben. Er hatte zwar noch nie gegen echte Clanner direkt aus der Besatzungszone gekämpft, doch war er mit Büchern und Trivids über die erste Clan-Invasion groß geworden.
    Er hörte Alarmrufe seiner Infanteristen in ihren Stellungen in Wohnungen und Geschäften und hinter den Begrenzungsmauern trotz des gnadenlos dürren Klimas liebevoll gepflegter Gärten - von denen wohl nichts mehr bleiben würde: »Wir treffen sie, aber sie halten nicht an! Vorsicht! Vorsicht, Bündella...«
    Stille, schnell verdrängt von neuen Warnungen... und Schreien. Plötzlich schlug ein gelber Feuerball von der anderen Seite der Kuppe, auf derselben Straße, in den Himmel. Einer seiner Panzer war Vergangenheit, von einer Sekunde zur nächsten.
    Er drehte um und rannte zu seinem Befehlsfahrzeug, einem Achtzig-Tonnen- Sekhmet -Radpanzer. Seine Beine wurden schwer wie Blei, als ihm klar wurde, dass es schon zu spät war.
    Er hörte neue Warnrufe, diesmal nicht aus den Kopfhörern, sondern mit bloßen Ohren: »Elementare!«
    Kaiser blickte über die Schulter und sah die gedrungenen Metallgestalten mit ihren gehörnt wirkenden Helmen wie bösartige Insekten

Weitere Kostenlose Bücher