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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Raubvögel auch noch enger an sie.
    Das war Malvina Hazen wichtig. Sie hegte Pläne und brütete Strategien aus, von deren Ausmaß niemand etwas ahnte, nicht ihr Kobruder, nicht einmal Khanin Jana Pryde.
    »Vorwärts, meine Gierfalken!«, brüllte sie. »Tötet alle, die sich euch widersetzen! Diese Welt gehört uns!«
    Rechts von ihr brach ein Pulk Zebsoldaten in blinder Panik aus der Veranda eines schmalen grauen Ziegelhauses, um dem Flammer einer Elementarin zu entkommen, die einfach durch die Hauswand in ihr Versteck marschiert war. Laser durchbohrten sie -und sie gingen qualmend zu Boden. Ein Sekhmet -Sturmpanzer wälzte sich über die Hügelkuppe und zermalmte ein abgestelltes Privatfahrzeug unter der rechten Kette.
    Die Aufräumarbeit überließ sie ihnen und sprang.
    Sie nahmen sie beim Wort, ihre Gierfalken. Sogar zu sehr.
    Sie bekam, was sie wollte: eine glorreiche Schlacht gegen harte Gegenwehr, die ihre Leute dann trotzdem mit wilder, ungehemmter Kampfeslust schnell überwältigten.
    Ausnahmsweise wollte sie nicht durch hemmungslosen Terror siegen. Zebebelgenubis Bevölkerung war klein und bestand zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil aus extrem gut ausgebildeten Arbeitern in Industrieanlagen, die von strategischer Bedeutung waren. Sie erkannte die einheimischen Arbeitskräfte als wertvolle Ressource - und damit als fast so schwierig zu ersetzen wie erfahrene Krieger. Sie hatte kein Interesse daran, sie niederzumetzeln. Im Gegenteil, nachdem sie der planetaren Bevölkerung die neuen Gegebenheiten nachdrücklich vor Augen geführt hatte, indem sie ihre Streitkräfte brutal niederwalzte, war sie versucht, der jämmerlich weichlichen Strategie ihres Bruders zu folgen und den einheimischen Arbeitern entgegenzukommen. Zumindest in gewisser Weise. Zum Beispiel, indem sie sie nicht offen misshandelte.
    Doch die Ereignisse nahmen ihr die Entscheidung aus der Hand.
    Das Blut ihrer Gierfalken kochte, zum Siedepunkt getrieben vom Massaker an den Miliztruppen und den nicht unbeträchtlichen Verlusten, die ihnen die
    Zebsoldaten beigebracht hatten. Als sie durch die letzten Abwehrstellungen ins Stadtgebiet von Gray Valley City brachen, liefen sie Amok. Sie tobten durch die Straßen, zerstörten blindwütig, was ihnen vor die Geschütze kam, töteten jedes lebende Wesen, das sie fanden. Von den MechKriegern in ihren titanischen Vernichtungsmaschinen über Fahrzeugbesatzungen und Elementare bis hinab zu den Küken und Solahma-Kriegern - die zu Fuß kämpften - verloren sie sich in einem Rausch der Vernichtung.
    Malvina befahl ihnen aufzuhören. Sie ignorierten jedoch ihren Befehl. Ohnehin verletzten sie mit ihrer Vernichtungsorgie die detaillierten Befehle, die ihnen Malvina vor der Landung gegeben hatte. Jetzt half ihr nicht einmal mehr die Geheimsprache aus Kreisch- und Pfeiflauten, die sie ihnen beigebracht hatte. Sie tobte, fluchte und drohte, allerdings ohne die geringste Wirkung.
    Das Wüten fand erst ein Ende, als die Gierfalken müde wurden.
    Sie hielt ihren Würger am Rand eines großen gepflasterten Platzes an und stieg ab. Dann zog sie das durchgeschwitzte Hemd und die Shorts aus und auch den netzartigen Kühlanzug, den sie alle wie eine Art religiöses Unterkleid trugen. In der Nachtluft verdunstete der Schweiß auf ihrem Leib und brachte wunderbare Kühle, auch wenn er eine körnige Qualität hatte und jede seiner Berührungen von hundert winzigen Schlägen begleitet war.
    Nackt, bleich, winzig, allein und unbewaffnet ging sie langsam auf den Platz hinaus. Der Zement lag hart und warm von der Hitze des Tages unter ihren Füßen, zwischen den verkohlten, brüchigen Skeletten von Bäumen, den umgestürzten Statuen und den Leichen. Sie sah eine Unzahl von Leichen. Fliegen krochen auf ihnen herum, dicke Insekten mit leuchtend chromgelbem Unterleib, der zu funkeln schien. Der Gestank war noch nicht so schlimm, und trotz der Wärme waren die Leichen auch noch nicht aufgedunsen. Die Dürre verzögerte die Verwesung.
    Außerdem überlagerte der Brandgeruch alles.
    Zumindest momentan wieder gehorsam, waren ihre Truppen dem Befehl gefolgt, sich auf dem zentralen Platz der Stadt zu versammeln. Um sie herum brannte die Stadt wie ein Scheiterhaufen. Es streiften keine Patrouillen durch die Straßen, denn diese waren zu einer unpassierbaren Hölle aus Trümmerhaufen und tosenden Flammen geworden. Keine Wachtposten sicherten die Versammlung, denn zehntausend Leichen stellten keinerlei Gefahr für einen

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