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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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JadefalkenSternhaufen dar. Selbst die Infanteristen waren zu erschöpft, die Waffen zu heben, die MechKrieger in den Backofentemperaturen ihrer Kanzeln dehydriert und eingefallen. Verbraucht wie leere Patrone nh ülsen.
    Bis auf ihre Augen, in denen immer noch Trotz und Blutdurst glühten.
    Sie blickte in diese Augen und sah... sich selbst.
    Das war der entscheidende Punkt.
    Sie blieb vor ihnen stehen und hob die Arme über den Kopf.
    »Falken!«, rief sie. Die Worte dröhnten über ihrer Schulter, von den Lautsprechern der Schwarzen Rose verstärkt, die in gigantischer metallener Ergebenheit hinter ihr kniete.
    Ihre Gierfalken starrten sie dumpf an. Sie wussten nicht, was sie zu erwarten hatten. Von ihr oder von sich selbst.
    »Ich beglückwünsche euch«, verkündete sie. »Wir sind, was den Menschen bestimmt ist. Wir sind die von eigener Hand perfektionierte Menschheit. Wir sind die Zukunft. Wir sind das Schicksal. Mein Galaxiscommander-Kobruder hat gesagt, dass wir kein Recht haben, die Sphäroiden wie Tiere abzuschlachten. Und er hat Recht. Es ist nämlich gar nicht unser Recht, diese Minderwertigen zu jagen, wie es der Natur des Falken entspricht. Es ist auch nicht unser Privileg. Es ist unsere Pflicht.«
    Und sie gehörten ihr, auf ewig. Und die Nacht hallte wider von ihrem Gebrüll der Begeisterung und der Verehrung.
    Garnisonsgelände der 7. Skye-Milliz, außerhalb von New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
    1. August 3134
    Tara Campbell nahm dankbar die Zwei-LiterPlastikflasche aus der Hand des Milizsoldaten und kippte sich das Wasser über den Kopf.
    Es machte ihr nichts aus, nur in einem khakifarbenen Sport-BH und kurzen Shorts derselben Farbe unter der offenen Kühlweste vor mehreren hundert beinahe Fremden zu stehen und den kühlen Spätherbstwind ihren überhitzten Leib baden zu lassen. Nicht einmal auf Northwind, einem weit prüderen Planeten als dem kosmopolitischen Skye, hätte ihr Aufzug Aufmerksamkeit erregt. Sie war eine Mech-Kriegerin, und MechKrie-ger trugen nun einmal nur das Allernötigste, wenn sie in ihren Maschinen nicht auf Grund eines Hitzestaus das Bewusstsein verlieren wollten. Da an diesem Nachmittag ein halbes Dutzend BattleMechs zu einem gemeinsamen Manöver mit zwölf Highlander-Mechs und örtlichen IndustrieUmbauten aufgelaufen war, war sie nicht die Einzige, die kaum bekleidet am Fuß ihrer Maschine stand. Und nicht alle Frauen hier trugen überhaupt ein
    Oberteil. Auch Tara selbst trug es weniger aus Schamgefühl, vielmehr aus praktischen Gründen und weil es bequem war.
    Sie schüttelte unter dem dicken Wasserstrahl den Kopf und keuchte, ließ etwas Wasser in ihren Mund laufen, gurgelte und spuckte es in den zertrampelten Stechginster. Ihr war klar, dass sie bald von einer grünlich grauen Schlammschicht überzogen sein würde: Der herbstdürre Boden des Manövergeländes vor dem Garnisonsgelände der 7. Miliz hatte unter den Gefechtsübungen erheblich gelitten, und derselbe Wind, der ihr die ersehnte Kühlung brachte, wirbelte auch reichlich Staub auf. Aber sie würde ohnehin duschen müssen, wie jeder, der in einem Battle-Mech mehr geleistet hatte, als ihn gemächlichen Schrittes in die Wartungshalle zu lenken.
    »Sind wir von Terra abgeschnitten, Countess?«, fragte der junge Private, der ihr das Wasser gebracht hatte, mit ängstlicher Stimme.
    Sie schnitt eine Grimasse und überspielte diesen Ausrutscher mit einem weiteren Wasserstrahl auf ihre Stirn, die immer noch so heiß war, dass sie beinahe erwartete, das Wasser würde unter lautem Zischen verdampfen. Die Nachricht war gestern mit dem letzten Sprungschiff eingetroffen: Die schreckliche Malvina Hazen hatte Zebebelgenubi eingenommen und dort den Berichten zufolge ihre bisher schlimmste Gräueltat verübt.
    Zebebelgenubi war Skyes nächstes Nachbarsystem, nur etwa zwei Parsek entfernt, und es lag mit nahezu mathematischer Präzision auf einer Linie zwischen Skye und dem Solsystem.
    »Ganz und gar nicht, Heinrich«, beruhigte sie den jungen Mann, dessen Haar zu einem weißblonden Pelz geschoren war, eine Frisur, die seine Ohren ausgesprochen unvorteilhaft vorstehen ließ. Sie kannte seinen Namen, weil sie gehört hatte, wie ihn einer seiner Kameraden rief, und sie w ar seit frühester Kindheit darauf trainiert, nie einen Namen zu vergessen. Das war eine weitere Facette ihrer Diplomatenkindheit. »Die Sprungschiffe können immer noch über Alphecca und Smyrna fliegen. So einfach ist es nicht, ein System

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