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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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hatte - nicht wirklich eine Eigenschaft, die sie bei einem Buchhalter erwartete.
    »Effektzauberer«, erläuterte der breite, blonde Rieh.
    »Wie im Film«, ergänzte der lange, dürre Street. Seine Hörner waren also eine gute Maske. Hoffte sie zumindest. »Obwohl ich Ihre Meinung über das, was >Zauberer< bedeutet, damit nicht unnötig einschränken möchte.«
    Wieder wandte sich Tara an Paul und bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Er hatte ihr auf diesem Ausflug mehr als eine bloße Ablenkung versprochen. Sie hatte gewagt, auf... genau genommen wusste sie selbst nicht, worauf sie gehofft hatte. Aber jedenfalls auf etwas Reales, auf greifbare Hilfe im Kampf gegen ihre zunehmende Verzweiflung.
    »Ich bin sehr erfreut, Sie alle kennen zu lernen«, sagte sie mit geübter Freundlichkeit. »Aber ich fürchte, was ich jetzt brauche, das sind Soldaten, Panzer und BattleMechs, und keine Zauberer.«
    »Man kann uns auch als Meister der Illusion bezeichnen«, bemerkte Street.
    »Nette Verkleidung, Countess«, stellte Cross fest. »Natürlich habe ich sie in dem Augenblick erkannt, als sie durch die Tür kamen. Versteht sich. Aber trotzdem, nicht schlecht. Für einen Amateur.«
    »Ich fürchte, echte Soldaten können wir Ihnen nicht bieten«, meinte J. D. Rieh. »Oder Panzer und Batt-leMechs. Aber sind Sie sicher, dass es Ihnen nicht schon helfen würde, den Eindruck zu erwecken, Sie hätten davon eine Menge mehr, als es tatsächlich der Fall ist?«
    Sie wandte sich wieder ihm zu.
    New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
    17. Juli 3134
    Daran, dass Tara Campbells Gesicht und Stimme über die Ätherwellen Skyes ging, war an sich nichts ungewöhnlich. Auch daran nicht, dass ihr Auftritt Teil einer Rekrutierungswelle war, schon gar nicht unter den gegebenen Umständen. Immerhin hatte sie ihre Laufbahn bereits als Kind auf Rekrutierungspostern begonnen.
    Erstaunlich war allerdings, für welche Art des Dienstes an der Republik sie die Werbetrommel rührte.
    »Sind Sie bereit, für die Freiheit Ihr Leben zu geben?«, fragte ihr schönes und liebliches, dabei aber ernstes Gesicht aus Holovidgeräten in Wohnzimmern, in Schlafzimmern und in Gaststätten New Glasgows und Donegals.
    »Freiheit für Ihre Lieben, Freiheit für Ihre Mitbürger hier auf Skye, Freiheit für Milliarden Bürger in der Republik der Sphäre, die Sie nie kennen lernen werden?«, fragte sie überlebensgroß von Kinoleinwänden in New Aberdeen, Limerick und Sgain Dubh.
    »Sind Sie bereit, Ihre Arbeit, Ihre Familie, die Sicherheit Ihres Zuhauses und des Alltags aufzugeben«, fragte ihre Stimme aus Radiogeräten auf Fischkuttern im Nordmeer und Forschungsstationen in der Südpolarregion, »und nichts dafür zu erhalten als die Gewissheit von Gefahr und die äußerst hohe Wahrscheinlichkeit, durch die Hände gnadenloser Invasoren zu sterben?«
    »Falls ja«, erklärte sie Arbeitern in einer Schafzucht in Otero County am äußersten Ende des Kontinents ebenso wie in den Pausenräumen der riesigen Shipil- und Cyclopsfabriken, »dann schließen auch Sie sich dem Kampf für Skye und gegen Clan Jadefalke an. Werden Sie Teil unseres Himmelfahrtskommandos!«
    Herzog Gregory explodierte geradezu.
    »Himmelfahrtskommando?«, brüllte er. Er stieß den zweihundert Kilogramm schweren Bluteichenschreibtisch in seinem Büro wie ein Kinderspielzeug beiseite und trat seinen Computer durch ein zweihundert Jahre altes Bleiglasfenster in den kopfsteingepflasterten Innenhof zwei Stockwerke tiefer, wo er nur knapp den Gesundheitsminister verfehlte.
    Doch als sein Wutausbruch verklungen war, lachte er. »Wenn die hübsche kleine Countess so wild darauf ist, ihr Leben für Skye zu lassen«, sagte er zu seinen schüchtern aus der Deckung lugenden Adjutanten, »wie komme ich dann dazu, es ihr zu verwehren? Womöglich könnte es sogar ein paar unserer notorischen Mäkler, Besserwisser und Bittsteller veranlassen, eine Weile aus Scham das Maul zu halten.«
    Präfektin Delia Brown wollte Tara Campbell öffentlich zurechtweisen. Sie hielt das Ganze für nichts weiter als einen PR-Trick. Und sie befürchtete, dass er eine >ne-gative Botschaft< vermittelte.
    Planetarer Legat Eckard widersprach. Falls es sich um einen »PR-Trick« handelte, dann um einen, der die Gefahr zeigte, in der sich Skye befand. Eine Gefahr, die mit den Gerüchten, die ankommende Sprungschiffe über Jadefalken-Angriffe auf Seginus, Glengarry und Izar mitbrachten, für die Einwohner Skyes ebenso

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