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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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wie für seine Verteidiger, zunehmend real wurde. Und davon abgesehen, stellte er fest, mussten sie der Countess ehrlicherweise zugestehen, dass sie über mehr Erfahrung auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit und der Kriegsführung verfügte als er oder Brown.
    Aber schließlich waren es nicht Eckards ruhige und nüchterne Argumente, die Präfektin Brown veran-lassten, ihren missgünstigen Widerwillen gegen die holo-gene Countess hinunterzuschlucken, oder ein Lächeln auf das vernarbte und nachdenkliche Gesicht Herzog Gregory Kelswa-Steiners zauberten.
    Es war die Reaktion der Skyeaner, die Taras Aufruf in nie da gewesener Zahl folgten und sich ihrem Himmelfahrtskommando anschlossen.
    Clayton, Gray Valley City, Zebebelgenubi Präfektur IX, Republik der Sphäre
    24. Juli 3134
    Der rote Backsteinturm der St.-Alban's-Kirche stürzte ein, als ihn der rote Lichtspeer eines schweren Lasers durchbohrte. Er kippte unter dem wilden Getöse der Glocken und der uralten mechanischen Kirchturmuhr auf den Rasen. Captain Thomas Kaiser von der Republikanischen Zebebelgenubi-Miliz sah über die schrägen Dächer und Baumwipfel, wie er fiel, und hatte das Gefühl, sein Herz müsste bersten.
    Er hörte schweres MG-Feuer, als Clan-Infanterie die Stellungen angriff, die seinen größten Schatz beschützten: einen strategischen JES-Raketenwerfer, so frisch aus der nahebei gelegenen Fabrik, dass er nicht einmal lackiert war. Das fünfundneunzig Tonnen schwere Halbkettenfahrzeug mit seinen gruppierten Langstrecken-Raketenlafetten konnte zwar nicht mit der extremen Reichweite von Arrow-IV- oder Sni-per-Artillerie mithalten. Mit seiner donnernden Breitseite von achtzig Raketen hatte es jedoch eine Offensivkapazität, die sich mit jedem anderen Gefechtssystem auf dem modernen Schlachtfeld messen konnte. Mit Hilfe vorgeschobener Beobachter konnte er auf Anforderung einen brutalen indirekten Feuerhagel liefern, und mit einem Artemis-IV-Feuerleitsystem war er auf Sicht in der Lage, mit einer einzigen Salve einen Jupiter durch die Mangel zu drehen.
    Diese Schlagkraft hatte allerdings ihren Preis. Der JESsie war praktisch wehrlos. Er besaß weder Panzerung noch Abwehrwaffen und war nicht einmal besonders schnell. Ein einzelner Infanterist konnte ihn mit genügend Mut und nichts weiter als einer Brechstange außer Gefecht setzen, indem er das Fahrerhaus aufbrach und sie dem Bordschützen über den Schädel zog. Und so hatte Captain Kaisers unterzäh-lige Verbundwaffenkompanie aus Infanterie und Fahrzeugen nur eine einzige Aufgabe: das riesige raketenspeiende Ungetüm zu beschützen.
    »Blau Auge Vier, Blau Auge Vier von Blau Sechs«, sprach er ins Helmmikro. »Bitte melden.« In den Kopfhörern krachte es nur. Noch einen Beobachtungsposten verloren.
    Zebebelgenubi war eine brutal trockene Welt. Der hohe Ultraviolettanteil im Licht seiner A3-Sonne hatte das meiste Wasser in seine Atome zerlegt. Hier oben, an den unteren Hängen der Berge des nördlichen Kontinents Gastogne fiel genug Regen, um Gray Valley City und seinen Vororten wie Clayton wenigstens den Anschein von Grün zu ermöglichen. Die Bewässerung reichte für eine Reihe von Baumund Buschsorten aus, die für niedrigen Wasserbedarf ausgewählt oder genmanipuliert waren. Doch selbst hier im Tal war ein wolkenverhangener Himmel eine Seltenheit.
    Heute allerdings war er verhangen. Dunkel, bedrohlich und von Blitzen durchzuckt. Nur handelte es sich nicht um Wolken.
    Es war Qualm. Der Verbrennungsgestank stach in den Augen und brannte in der Kehle des Captains. Es stank nach verbranntem Holz, Plastik, Papier und Benzin. Und nach menschlichem Fleisch. Im Westen, über der JES -Fabrik, war der ganze Himmel so blutrot wie eine gigantische offene Wunde.
    Die Teufel hatten das System nicht über den vierzig Flugtage entfernten Standardsprungpunkt betreten, sondern über einen nicht mehr als sechs Tage entfernten Piratenpunkt. Nur durch den glücklichen Zufall, dass ein Hobbyastronom auf dem Südkontinent Valius während einer Jagd nach Kometen ihre Landungsschiffe entdeckt hatte, als sie noch drei Flugtage entfernt waren, waren die Verteidiger nicht völlig überrumpelt worden. Nicht dass es sonderlich viel geändert hatte. Da die Angreifer ihre Schiffe aufsetzen konnten, wo immer auf Zebebelgenubi es ihnen beliebte, war an ihrer Initiative nicht zu rütteln.
    Noch bevor die grell blauweißen Antriebsflammen am samtenen Vorabendhimmel über dem Gray Valley aufgetaucht waren, hatten sie Berichte

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