Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
Vom Netzwerk:
abzuriegeln, ohne seine Sprungpunkte zu besetzen.« Sie lächelte. »Und danke für das Wasser.«
    Er grinste verlegen zurück und stolperte fast über die eigenen Füße, als er ging. Sie nahm es als Indiz einer durchaus verständlichen Angst: Zebebelgenubis Sonne war zu dieser Jahreszeit und in diesen Breitengraden Skyes hell und klar am Nachthimmel zu sehen. Das Wissen, dass sich die Krallen der Jadefalken unsichtbar um sie geschlossen hatten, konnte durchaus zu einem Gefühl führen, als kralle sich ein Raubvogel ins eigene Herz.
    Zumindest ging es ihr so.
    Mit dem Scheppern gelockerter Aktivatoren und dröhnendem Dieselmotor marschierte ein ForstMech heran, der im herbstlichen Waldtarnschema Skyes bemalt war - Flecken in verschiedenen matten Grüntönen auf Khaki. Als er anhielt, zitterte der Boden.
    Der Mech-Umbau hob seine riesige Kettensäge zum Gruß und erstarrte, dann öffnete sich die Kanzel. Eine Leiter aus Kunststoffseilen, blau-weiß gestreift mit blauen Sprossen, fiel herab. Mit einer Beweglichkeit, die für eine Frau mittleren Alters und ihre Körpergröße überraschend war, stieg Lieutenant Colonel Hanratty zu Boden. Sie grinste und grüßte salopp zu Tara hinüber, bevor sie ebenfalls eine Wasserflasche entgegennahm und dasselbe Abkühlungsritual wie die Countess durchspielte.
    Nachdem sie gesehen hatten, wie Tara mit einem einfachen Soldaten gesprochen hatte, ohne ihm den Kopf abzureißen, näherten sich noch andere Garryo-wens verschiedenen Ranges. Sie lächelte und nickte ihnen aufmunternd zu. Sie hatte schon bei früheren Besuchen bemerkt, dass innerhalb der Einheit zwischen den Rängen eine lockere, demokratische Haltung herrschte. Möglicherweise sogar eine zu lockere. Gelegentlich behandelten die Mannschaften der 7. ihre Offiziere mit einer Art verächtlichen Geduld. Das führte zu einer generellen Nachlässigkeit und konnte, dies wusste sie - oder glaubte es zumindest, denn es wurde in der Offiziersausbildung gelehrt, auch wenn sie es selbst nie gesehen hatte -, zu einer verhängnisvollen Neigung führen, mitten im Einsatz über den Sinn von Befehlen zu debattieren, statt sie augenblicklich auszuführen.
    Trotzdem, auch wenn ihre Drillübungen sie nicht ver-anlasste, um den Wiederaufbau des HPG-Netzes zu beten, damit sie Northwind die frohe Nachricht übermitteln konnte, hatten sie sich doch als kompetent erwiesen. Sie erreichten die zugewiesenen Positionen und bewegten sich mit beachtlichem Stil, wenn auch selten genug mit ebensolcher Präzision.
    Sie vermutete, dass ihr Regimentstruppführer, Angus McCorkle, daran nicht unerheblich beteiligt war, indem er ihnen auch ohne irgendeinen offiziellen Status gehörig Beine gemacht hatte. Zu Beginn seiner Arbeit hier hatte er ohne mit der Wimper zu zucken den Wutausbruch eines Elementars über sich ergehen lassen - keineswegs der arme Padraig, der sich wieder verpflichtet hatte, um den Hof der Eltern zu verteidigen, obwohl er noch unter den psychologischen Spätfolgen seiner vorherigen Dienstzeit litt. Sondern ein Höllenross mit einem langen schwarzen Haarschweif, der von der Krone des sonst kahlen Schädels bis an den Hintern herabhing. Und er hatte den Mann, als er Anstalten machte, ihn zu erdrücken, mit einem Haken in den Unterleib zu Boden gestreckt, der den Hünen nach übereinstimmender Aussage von Beobachtern mehrere Zentimeter vom Boden gehoben hatte. Seit diesem Zwischenfall war allen klar, dass der Spieß kein selbstgefälliger Paradeplatz-Schinder war, sondern ein durch und durch stahlharter Brocken, der auch in der Hitze eines echten Gefechts nicht ins Schwitzen geriet - ebenso wenig wie ein Barren Endostahl über einer Kerzenflamme. Und dafür respektierten sie ihn.
    Jetzt hoffte Tara, sich ebenfalls den Respekt der Milizionäre zu verdienen.
    Wie sich herausstellte, verlangte dies, ihre Fragen zu beantworten, ohne sich in Ausflüchte zu retten. »Was soll dieses >Himmelfahrtskommando<, Countess«, fragte ein weiblicher Lieutenant herausfordernd. »Trauen Sie uns nichts zu?«
    »O'Malley...«, knurrte Hanratty warnend.
    Tara hob den Zeigefinger. »Doch«, antwortete sie und erwiderte den verärgerten Blick der Offizierin geradeheraus und mit einem entschiedenen Nicken. »Ich habe Vertrauen in meine Highlander, Vertrauen in euch, Vertrauen in die Herzogliche Garde und auch in die übrigen planetaren Verteidigungsstreitkräfte. Und ich habe Gottvertrauen. Aber es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass ich Vertrauen habe, all das

Weitere Kostenlose Bücher