Der Flug des Falken
vom Feind gehaltenen Zebebelgenubi stand wie ein leuchtender Tumor hoch über ihnen am Nachthi mm el.
»Tun Sie mir einen Gefallen, Tara C«, bat Tara Bishop leise. »Treten Sie einmal einen Schritt zurück und betrachten Sie die Lage von außerhalb der eigenen Haut.«
»Das ist doch mal eine attraktive Vorstellung.« Die beiden teilten ein kurzes Grinsen.
»Was würden Sie von einer obersten Kommandeurin halten, die sich entscheidet, eine Selbstmordeinheit anzuführen? Wenn Sie eine einfache Milizsoldatin wären -oder eine Rekrutin im Regiment?«
Von einer Northwinderin in diesem Tonfall ausgesprochen gab es nur eine mögliche Bedeutung für »Regiment«: in Tara Bishops Fall die 1. Kearny Highlanders, denen sie offiziell noch immer angehörte. Sie war nur zeitweilig zum Stab der Countess abkommandiert worden.
Taras Augen verschwanden fast in den Höhlen. »Ich würde denken, sie ist verzweifelt. Sie hat aufgegeben.«
Mit großen, im Mondlicht leuchtenden Augen nickte Tara Bishop.
Jetzt kam auch Tara B. in ihrem Rudeljäger, dessen Extremreichweiten-Partikelkanone über die rechte Schulter ragte. Sie hatte dafür gesorgt, dass alle Teilnehmer am Manöver den Weg zurückfanden. Tara winkte der Freundin und Adjutantin zu. Der schnelle humanoide Dreißigtonner winkte mit der rechten Mechhand zurück.
Die Frage-und-Antwort-Sitzung löste sich langsam auf. Die Garryowens schienen mit ihren Antworten zufrieden zu sein. Als sie sich wieder entfernten, hörte Tara eine Sergeantin mit jemandem anders reden. »Gib es zu, Gerald, mein Junge«, sagte sie und legte dem größeren Unteroffizier kameradschaftlich den Arm um die Schultern. »Jemand, der das Sassenach-Schwein Hermann so laut quieken lässt, muss auf der richtigen Seite stehen.«
Es dauerte nicht lange, und Tara Bishop schlenderte herüber, in einem kurzen, olivfarbenen T-Shirt und einem extrem knappen Slip unter der wuchtigen Kühlweste. Tara B. war überzeugt, dass sie - in ihren eigenen Worten - »pudelnackt« herumlaufen konnte, ohne dass irgendjemand einen Blick für sie erübrigte, solange Tara Campbell in Sicht war, auch wenn die Countess immer wieder versuchte, ihr klar zu machen, dass sie damit falsch lag.
Die Kapitänin wollte gerade etwas sagen, als der Kommunikator an Taras Hüfte laut brummte. Sie riss ihn mit einem dicken Kloß im Hals hoch. Es musste schon einen wirklich ernsten Grund geben, wenn jemand sie hier anrief.
»Countess«, hörte sie eine leise Stimme, und die Anspannung, die darin lag, machte sie im ersten Augenblick nicht erkennbar.
Dann: »Paul?« Sie drehte sich so gut es ging zur Seite und schirmte das Gerät mit der anderen Hand ab. »Himmel, ich bin hier auf Manöver... «
»Das ist kein Privatanruf. Im Palast findet eine Notstandssitzung statt. Zimmer Drei-null-fünnef. Du solltest besser dabei sein.«
»Wann?«
» Im Idealfall vor zehn Minuten. Das weißt du aber nicht von mir. Paul Aus.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Tara wusste, Paul war der Meinung, seiner Beute -wer oder was auch immer das war - dicht auf den Fersen zu sein. Sie brauchte es nicht wirklich zu wissen, und da es, ehrlich gesagt, schon viel zu vie-les gab, was sie wissen musste, fragte sie auch gar nicht erst. Sie hatte allerdings erhebliche Zweifel, dass dieses Gespräch überhaupt etwas damit zu tun hatte.
Sie hatte ihn als ursoliden Charakter kennen gelernt, der zwar geistig so beweglich war wie jeder andere, aber absolut nicht dazu neigte, sich irgendetwas einzubilden. Das war noch die buchhalterischste Seite, die sie an ihm entdeckt hatte. Falls er die Angelegenheit für wichtig hielt...
Hastig erklärte sie ihrer Adjutantin mit leiser Stimme die Situation. »Sie müssen zurück«, stellte Tara Bishop nüchtern fest. »Verdammt. Jetzt fängt gerade die Stoßzeit an. Da ist kein Durchkommen.«
Sie sprach kurz in ihren Kommunikator und drehte sich mit einem Stirnrunzeln um. »Kein Hubschrauber verfügbar, um Sie abzuholen. Frühestens in einer halben Stunde.«
»Mein Tomahawk... «
»Zu lahm. Bei allem Respekt.«
»Dann bleibt nur Ihr Mech.« Der Rudeljäger der Kapitänin hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 119 km/h und war damit fast doppelt so schnell wie Tara C.s Tomahawk. Theoretisch konnte er sie in fünfzehn Minuten zum Gouverneurspalast bringen.
»Wir haben keine Zeit, den Neurohelm auf Ihr Gehirnwellenmuster umzuprogrammieren, Countess.«
Die beiden Frauen wandten sich gleichzeitig um und starrten an dem leichten
Weitere Kostenlose Bücher