Der Fluss Der Abenteuer
Städte über-einander.«
Eine Stadt über der anderen! Das konnte Lucy einfach nicht fassen. Sie versuchte zurückzudenken und sich vor-zustellen, wie in diesem Land, über das sie jetzt schaute, Städte entstanden und in Trümmer gesunken waren, wie sich auf den Trümmern wieder neue Städte erhoben, bis auch sie verfielen und wieder neue Städte auf ihren Ruinen errichtet wurden. Sie schauderte. »Ich finde das unheimlich, Bill. Wir wollen lieber über etwas anderes sprechen.«
Bill umarmte sie. »Wie war's mit Zitronenlimonade, Lucy? Wollen wir darüber sprechen? Es scheint mir ein passendes Thema für einen so heißen Tag zu sein.«
»O Bill, du willst ja nur, daß ich dir etwas hole!« rief Lucy, die Bills Spaße kannte. »Jack, Philipp, wollt ihr auch Saft haben?«
»Saft, Saft!« wiederholte Kiki. »Holt den Saft! Putzt den Saft!«
Da Dina in die Kajüte gegangen war, holte Philipp seine Bargua hervor und ließ sie einen kleinen Spaziergang übers Deck machen. Vergnügt schlängelte sie sich um seine Füße. Wieder einmal bewunderte Philipp die schöne grüne Schlangenhaut mit den leuchtenden Farbtupfen.
»Es ist wirklich ein Jammer, daß man ihr die Giftröhre rausgeschnitten hat, findest du nicht auch, Jack?«
»Na, im Augenblick bin ich eigentlich ganz froh darüber«, meinte Jack lachend.
Nun brachte Lucy eine Kanne mit Saft. Oola trug stolz ein Tablett mit Gläsern. Er freute sich, daß die Schlange, sein Geschenk für seinen Herrn, draußen herumkroch.
Als Dina zurückkam, steckte Philipp die Schlange rasch wieder unter sein Hemd.
Es war ein herrlicher Tag. Mittags legten sie in einer kleinen Bucht an. Das Wasser war wundervoll klar, und die vier Kinder nahmen ein Bad. Oola saß auf dem Bootsrand und sah erstaunt zu, wie sie umherschwammen und tauchten. Philipp hatte ihm die Bargua anvertraut, solange er im Wasser war, und er hatte sie stolz um seinen Hals gehängt.
»Komm auch herein, Oola!« rief Jack.
Aber der Junge schüttelte entsetzt den Kopf. Einmal steckte er eine Fußspitze in das lauwarme Wasser, zog sie jedoch schnell wieder kreischend zurück, als habe ihn etwas gebissen.
Kiki gefiel es gar nicht, daß sich plötzlich niemand um ihn kümmerte. Er flog auf einen Baum am Ufer und erhob ein mörderisches Geschrei.
Philipp bespritzte ihn mit Wasser. »Sei still, Kiki! Das hört sich ja an, als wollte man dich ermorden.«
Ärgerlich krächzend erhob sich Kiki hoch in die Luft.
Dann flog er aufs Boot und watschelte zu Oola, um sich bei ihm Trost zu holen. Aber als er die Bargua um Oolas Hals hängen sah, trippelte er zurück und zischte wie eine Schlange. Frau Cunningham hatte ihn lächelnd beobachtet und rief ihn zu sich.
Sogleich flog er auf ihre Schulter. »Armer Polly!« flüsterte er ihr ins Ohr. »Armer, lustiger Polly!«
Frau Cunningham lachte. »Was bist du nun, lustig oder arm? Warte nur, bald kommen die Kinder aus dem Wasser.«
Etwas später sagte Bill: »Ich wünschte, wir brauchten heute abend nicht mehr fortzugehen. Zu dumm, daß ich Umas Einladung angenommen habe! Die Abende auf dem Boot sind immer so schön und friedlich.«
»Ich habe auch gar keine Lust, zu Uma zu gehen. Aber wir brauchen ja nicht lange zu bleiben. Und vielleicht er-fährst du doch etwas Wichtiges, man kann nie wissen.«
Endlich fuhren sie weiter und landeten gegen halb sechs in Chaldo. Bill und seine Frau zogen sich um. »Tala wird euch nachher etwas zu essen bringen, Kinder«, sagte Frau Cunningham. »Geht nicht zu spät schlafen.
Wir werden wahrscheinlich nicht lange bleiben.«
»Da kommt Herr Uma!« Jack hatte am Ufer einen Mann mit einer Laterne entdeckt. »Auf Wiedersehen, Bill! Auf Wiedersehen, Tante Allie! Haltet Augen und Ohren offen!
Raya Uma ist vielleicht nicht so harmlos, wie er sich gibt.«
»Guten Abend!« rief Herr Uma zum Boot hinüber.
»Kommen Sie, ich führe Sie zu meinem Haus. Es ist nicht weit von hier. Haben Ihre Kinder nicht Lust, sich ein Ein-geborenenfest im nächsten Dorf anzusehen? Dort wird heute eine Hochzeit gefeiert. Es ist sehr interessant, die Leute beim Tanz zu beobachten. Mein Diener kann die Kinder hinführen.«
»Ach ja, laß uns hingehen, Bill!« rief Lucy.
Aber Bill wollte nichts davon wissen. »Nein, ich möchte, daß die Kinder abends auf dem Boot bleiben«, erwiderte er bestimmt.
»Ach, Bill, dürfen wir nicht gehen?« bat Jack schmeichelnd. »Wir werden auch keinen Unfug machen, das ver-spreche ich dir.«
Doch Bill blieb fest. »Ich wünsche
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