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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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…«
    »Es tut Ihnen leid? Ist das alles, was Sie zu sagen haben? Der Junge entzieht sich Ihrer Aufsicht, dringt in mein Zimmer ein und zerbricht eine unersetzliche Vase – doch statt einzugreifen und für Ordnung zu sorgen, glauben Sie, dass es mit einer lahmen Entschuldigung getan ist?«
    »Das Ganze war nur ein unglückliches Zusammentreffen. Die Kosten für die Vase können Sie mir gern von meinem Lohn abziehen.«
    »Ich soll Ihnen die Kosten vom Gehalt abziehen?« Agathas Stimme klang schneidend scharf. »Ich fürchte, Sie unterschätzen den Wert dieses Stücks. Aber selbst wenn ich es ersetzen könnte, würde ich solche Aufsässigkeit nicht tolerieren. Sie reden mit mir, als ob Sie Mitglied dieser Familie wären! Ja, Sie greifen mich sogar an! Ich werde Ihnen zeigen, wer Sie sind – Sie kleine Angestellte!«
    »Ich würde mir nichts dergleichen herausnehmen …«
    »Gehen Sie zur Seite, Miss Ryan, und überlassen Sie den Jungen mir. Da Sie offenbar nicht in der Lage sind, für seine Erziehung zu sorgen, ist es an der Zeit, dass Ihnen jemand zeigt, wie man das macht.«
    »Nein … bitte!«, bat Charmaine und schützte Pierre mit ihren Armen.
    »Ich sagte, treten Sie zur Seite!« Agatha wollte den Jungen hinter Charmaines Rücken hervorziehen, doch je wütender sie zerrte, desto lauter wimmerte er. »Sonst entlasse ich Sie auf der Stelle!«
    Charmaine blieb keine Wahl. Agatha konnte ihre Drohung wahrmachen, vor allem heute, da Paul nicht auf Charmantes war. Zutiefst beschämt ließ sie die Arme sinken.
    »Mama! Mama!«, schrie Pierre in seiner Verzweiflung und klammerte sich an Charmaines Beine.
    Aber Agatha zerrte ihn fort und schleppte ihn zum Frisiertisch. Dort legte sie das Kind quer über ihren Schoß und zog ihm die Hose herunter. Dann packte sie ihre Haarbürste und schlug zu.
    »Hören Sie auf!«, schrie Charmaine. »Bitte, nicht!« Doch Pierres Weinen übertönte ihren schrillen Schrei. Bei jedem Schlag brüllte er lauter und vergoss einen wahren Strom von Tränen. Schließlich fiel Charmaine Agatha in den Arm. »Lassen Sie den Jungen sofort los!«
    »Was, zum Teufel, tun Sie da?«
    Charmaine erschrak, und Agatha duckte sich, als plötzlich John wie der Leibhaftige dazwischenfuhr. Pierres kleiner Popo und sein Rücken waren mit roten Striemen bedeckt. Mit kalter Verachtung sah John seine Tante an.
    »Was ist nur in Sie gefahren?«
    Agatha ließ den Kleinen los, der sich augenblicklich in Charmaines Arme flüchtete. Dann richtete sie sich auf und strich in dem Versuch, einen letzten Rest Würde zu wahren, ihre Röcke glatt.
    »Der Junge braucht eine feste Hand«, erklärte sie gebieterisch, während sie die Bürste in ihren Rockfalten zu verbergen suchte.
    »Eine feste Hand?« John packte Agathas Handgelenk und entriss ihr die Bürste. »Eine grausame Hexe sind Sie! Sie hätten wahrlich verdient, dass ich diese Bürste gegen Sie erhebe!«
    Agatha zuckte zusammen, als er die Bürste quer durch den Salon schleuderte. »Wie kannst du es wagen! Ich bin die Herrin dieses Hauses und erwarte Respekt. So redest du nicht mit mir! Ich verlange eine Entschuldigung!«
    »Eher wird die Hölle gefrieren, bevor ich mich bei einer wie Ihnen entschuldige!«
    »Wie kannst du es wagen!«
    »Wie können Sie es wagen, diesen Jungen wegen einer Vase zu misshandeln?«, fauchte er. »Ich warne Sie, Agatha! Wenn Sie noch ein einziges Mal die Hand gegen eines der Kinder in diesem Haus erheben, werde ich sie Ihnen abreißen und an die Hunde verfüttern!«
    »Wie kannst du nur! Wie kannst du nur!«
    Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, drehte John sich zu Charmaine um, die den kleinen Pierre an ihre Brust gedrückt hielt. Der klammerte sich an ihren Hals und hatte das Gesicht tief in ihrem Haar vergraben. Sein Heulen war inzwischen zu leisem Schluchzen verebbt. Tröstend strich John über den kleinen Rücken und fasste Charmaine am Ellenbogen. »Kommen Sie, gehen wir, bevor ich ihr noch den Hals umdrehe.«
    Er drängte die Gouvernante hinaus und zögerte nur kurz, als Frederic mit finsterem Gesicht unter der Tür erschien. Aber John ließ sich nicht aufhalten, und so trat der ältere Mann zur Seite. Charmaine konnte die Kälte zwischen den beiden Männern förmlich spüren. »Er hat mich beleidigt, Frederic! Du hast nicht gehört, wie er mich vor dem Personal beschimpft hat! Ich bin …«
    John und Charmaine eilten den Korridor entlang. Als sie beim Kinderzimmer anlangten, sah sie zu ihm auf und machte sich auf eine

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