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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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ob Pierre in Gefahr sei? John würde seinen kleinen Bruder doch nie in Gefahr bringen!
    Als sie das Speisezimmer erreichten, thronte Pierre glücklich auf dem Schoß seines Bruders.
    »Was ist los, Paulie?«, fragte John, als sein Bruder mit seinem kleinen Gefolge hereinplatzte. »Du siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest!«
    Paul schnaubte nur.
    Fragend sah Charmaine von einem Bruder zum anderen, doch in ihren Mienen war nichts zu lesen. Ihre Unruhe wuchs. Pierre geht es bestens – warum also die Aufregung?
    »Ich freue mich sehr, Sie zu sehen, John«, sagte Stephen Westphal in die Stille hinein und streckte John die Hand entgegen.
    »Ist das wahr?« John machte keine Anstalten, sich zu erheben, und übersah auch die Hand geflissentlich.
    »Aber natürlich«, erwiderte der Banker irritiert und ließ den Arm sinken. »Anne hat in ihren Briefen oft von Ihnen berichtet. Es freut mich, dass sich Ihre Geschäfte so blendend entwickeln.«
    John schnaubte. »Blendend? Hat sie das so geschrieben?«
    »Nun … ja.«
    Westphal nestelte an seinem Kragen. Er hatte völlig vergessen, wie ungehobelt John sein konnte. Zehn Jahre in Amerika hatten den rauen Umgangston nicht verbessert.
    »Hat Ihre Tochter auch erwähnt, dass Sie mich durch ganz Virginia verfolgt hat und ich nach New York gereist bin, um ihr zu entkommen?«
    »Nein … nein, natürlich nicht«, sagte Westphal entrüstet. Er ließ ein gekünsteltes Lachen hören, als ob John nur gescherzt hätte. »Sie lässt mich in dem Glauben, dass … nun, dass …«
    »Nun, Mr. Westphal, wie ich sehe, macht Ihre Tochter Ihnen falsche Hoffnungen. Erlauben Sie, dass ich etwas richtigstelle: Ich habe nicht die Absicht, um die Hand Ihrer Tochter anzuhalten. Gibt es noch anderes, worüber man Sie im Unklaren lässt?«
    Zu Charmaines Entzücken rötete sich das Gesicht des Mannes vor Wut. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, stotterte er. Als John schwieg, machte Westphal auf dem Absatz kehrt und eilte ins Foyer hinaus.
    »Mir geht er ebenfalls auf die Nerven«, sagte Paul, während sich alle setzten. »Trotzdem hättest du ihm nicht so unverblümt die Meinung sagen müssen.«
    »Ach nein? Glaube mir, es ist so am besten. Im Gegensatz zu Mrs. London hat er meine Botschaft genau verstanden und wird seiner Tochter vielleicht begreiflich machen, dass sie nur ihre Zeit vergeudet. Ich bin ihrer Nachstellungen müde und will die Sache endgültig beenden.«
    Paul schüttelte stumm den Kopf und wechselte das Thema. »Ich muss mit dir über unsere Konten bei der Virginia State Bank reden. Du hast zwei davon geschlossen. Aus welchem Grund?«
    John lehnte sich zurück. »Es erschien mir unklug, unser gesamtes Geld im Süden zu belassen, also habe ich einen Teil nach New York transferiert. Warum fragst du?«
    »Ich habe Wechsel auf diese Konten ausgestellt und wüsste gern, warum du mich nicht über deine Maßnahmen informiert hast.«
    »Von den Wechseln hatte ich keine Ahnung. Warum hast du mir das denn nicht gesagt?«
    Paul ließ die Diskussion an diesem Punkt lieber auf sich beruhen und griff stattdessen nach der Zeitung.
    Die Kinder hatten gerade ihre Sonntagskleider gegen bequeme Sachen für den Stall eingetauscht, als es an der Tür klopfte.
    Jeannette öffnete. »Papa!«
    Charmaine knotete Pierres Schnürsenkel in aller Ruhe fertig. Dann stand sie auf und machte sich innerlich auf Frederics Vorwürfe gefasst.
    »Guten Morgen, Jeannette. Wo wollt ihr denn hin?«
    »In den Stall. Wir wollen das neue Fohlen besuchen!«
    »Chastity hat seit gestern ein Fohlen«, erklärte Yvette. »Wir waren so oft dort, dass es uns schon für seine Besitzer hält. Vielleicht könnte ich es ja bekommen?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen, mein Kind«, antwortete ihr Vater mit ernster Miene. »Wenn das Fohlen seinem Vater nachschlägt, könnte es als ausgewachsener Hengst eines Tages zu mächtig für dich sein.«
    Yvette zog eine Schnute, doch Frederic lachte leise in sich hinein. »Warum lauft ihr nicht schon zur Koppel voraus? Ich möchte noch kurz mit eurer Gouvernante reden.«
    Eine weitere Ermunterung war nicht nötig, und schon rannten die Mädchen davon. Nur Pierre spielte noch auf allen vieren mit seinen Klötzchen.
    Frederic musste Charmaines Anspannung gespürt haben, denn er kam ohne Umschweife auf den Punkt. »Ich möchte mich ausdrücklich für das Benehmen meiner Frau entschuldigen, Miss Ryan. Das wird nicht wieder vorkommen.« Charmaine stand da wie vom Donner

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