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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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beobachtete gebannt, wie die Kätzchen sich versteckten, und kicherte, wenn sie plötzlich hinter einem Stuhl hervorsprangen und weiter herumtobten.
    Als sie ins Kinderzimmer zurückkehrten, schliefen die Kätzchen tief und fest in ihrem Korb. Doch Pierre nahm von alledem nicht mehr viel wahr. Charmaine hatte ihn kaum auf sein Bett gesetzt, als ihm auch schon die Augen zufielen und er trotz des Hurrikans einschlief.
    Als Pierre schlief, wollten die Mädchen die Schatzsuche fortsetzen, und Charmaine war einverstanden, zumal sie sich eine Tasse Tee holen wollte.
    Als sie das Foyer durchquerten, stürmte George völlig durchnässt ins Haus. »Die Mühle ist gesichert«, sagte er und schauderte. »Und wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin nur froh, dass ich nicht nach draußen muss«, erwiderte Charmaine. »Ist der Sturm sehr schlimm?«
    »Das kann man wohl sagen, aber das Schlimmste kommt noch.«
    »Ist das denn möglich?«
    »Das war bisher nur der Anfang. Auf jeden Fall wird der Sturm noch schlimmer und dauert vermutlich die ganze Nacht. Ich bin von Kopf bis Fuß durchweicht und brauche dringend einen heißen Tee.«
    »Genau den wollte ich mir gerade holen.«
    »Sobald ich mir trockene Sachen angezogen habe, leiste ich Ihnen Gesellschaft.«
    George kam herunter, als Charmaine sich gerade aus dem Teekessel bediente, den Fatima auf den Tisch gestellt hatte.
    »Noch immer nervös?«, fragte er, als er ihr gegenüber Platz nahm.
    »Und wie. Aus Virginia kenne ich solche Stürme nicht. Doch wenn ich sehe, wie wenig sich die Zwillinge davon beeindrucken lassen, komme ich mir wie ein klei ner Feigling vor. Ob ich mich jemals daran gewöhnen werde?«
    »Daran kann man sich nicht gewöhnen. Ich lebe schon mein ganzes Leben hier, und selbst ich habe noch manchmal Bammel.«
    Sie lächelte. »Wie lange dauert es, den Hafen abzusichern?«
    »Kommt ganz darauf an. Aber Ihre Sorge ist unnötig. Wenn sich eine so hübsche Lady um ihn sorgt, setzt Paul sicher alles daran, um schnell und unversehrt nach Hause zu kommen.«
    Verlegen senkte sie den Kopf.
    »Außerdem hat er John als Verstärkung.«
    »Wird er … ihm auch helfen?«
    »Aber natürlich!« George runzelte die Stirn. »Glauben Sie mir das etwa nicht?«
    Sie zuckte die Schultern, weil sie erst jetzt merkte, dass sie ihn verletzt hatte.
    »Eine Antwort ist das aber nicht.«
    »Es tut mir leid, George, aber ich habe die beiden beobachtet. Allzu viel Liebe scheint mir da nicht mehr übrig zu sein, oder?«
    George stellte seine Tasse ab. »Die beiden wetteifern miteinander, seit ich sie kenne. Damals waren wir alle noch kleine Jungen.«
    »Genau das meine ich. John lässt keine Gelegenheit aus, um Paul zu ärgern.«
    »Das ist umgekehrt nicht anders«, bemerkte George.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Paul provoziert auch gern, aber das ist schwerer zu durchschauen.«
    »Soll das vielleicht heißen, dass John Sie auf seine Seite gezogen hat?«
    »In diesem Fall gibt es keine › Seiten ‹ . Ich kenne die beiden, solange ich zurückdenken kann. Sie sind mir so nahe wie Brüder, und ich verstehe ihre jeweiligen Beweggründe nur zu gut.« Charmaines Gesichtsausdruck spiegelte ihre Verwirrung wider, sodass George weiter ausholte. »Die beiden haben ihr Leben lang um die Anerkennung ihres Vaters gewetteifert, aber Paul hatte stets die Nase vorn.«
    Charmaine war nicht sehr beeindruckt. »Ich verstehe durchaus, wenn ein Vater den Sohn vorzieht, der sich besser zu benehmen weiß.«
    George schüttelte den Kopf. »Frederic war oft regelrecht gemein zu John. Stellen Sie sich doch nur vor, wie John sich gefühlt haben muss, wenn der adoptierte Sohn um die Liebe seines Vaters buhlte, während er als leiblicher Sohn Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr mit leeren Händen dastand. Vielleicht verstehen Sie seinen Zynismus dann besser.«
    Charmaine war verunsichert und schwieg.
    »Genauso weiß ich, dass John seinen Bruder nicht hasst und stets helfen würde, wenn Paul in Schwierigkeiten geriete. Umgekehrt würde Paul genau dasselbe für John tun. Es ist vielleicht schwer zu glauben, aber es hat Zeiten gegeben, in denen sich die beiden sehr nahestanden, in denen wir alle drei uns sehr nahestanden.«
    »Wie erklären Sie sich dann diese Kämpfe?«
    »Die sind größtenteils nicht so ernst gemeint, wie Sie vielleicht glauben. Sie kennen John inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er gern Unruhe stiftet. Und Paul ist seine bevorzugte Zielscheibe, weil er alles ernst nimmt und immer

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