Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
Vom Netzwerk:
wieder auf John hereinfällt. Meistens reichen die Kabbeleien aber nicht tiefer.«
    Im Laufe des Nachmittags versammelte sich die ganze Familie nach und nach im schwach erleuchteten Wohnraum. Plötzlich entstand Unruhe im Foyer, ein Windstoß fegte ins Haus. Sekunden später fiel die schwere Tür ins Schloss und sperrte das Toben der Elemente aus. Charmaine und die Zwillinge rannten zur Tür, und George folgte ihnen auf dem Fuß. Mitten im Foyer stand ein lachender John, der ebenso von Kopf bis Fuß durchnässt war wie in der Nacht seiner Ankunft. Das Einzige, was fehlte, war die Kappe.
    »Was ist passiert?«, fragte Yvette.
    »Und wo ist Paul?«, fügte Charmaine an.
    Im selben Augenblick wurde die Tür fast aus den Angeln gerissen, als Paul hereinstolperte und alle Kraft aufbieten musste, um sie wieder ins Schloss zu drücken. Er war genauso übel zugerichtet wie John, aber auch er lachte über das ganze Gesicht.
    Yvette platzte vor Neugier. »Was ist denn passiert?«
    »Johnny wollte ein kleines Beiboot vertäuen und hat stattdessen ein Bad im Hafen genommen«, stieß Paul unter Lachen hervor. »Es ist mir ein Rätsel, warum du nicht auf mich gewartet hast.«
    »Das habe ich doch gemacht«, übertönte John seinen Bruder. »Allerdings unter Wasser. Aber es hat sich gelohnt, weil du mir nachgesprungen bist.«
    Paul schnaubte ein wenig. »Ich hätte dich ertrinken lassen sollen, aber dazu liegt mir zu viel an dir.«
    »Wenn dir wirklich etwas an mir läge, hättest du meine Kappe gerettet! Die ist bei der Alberei nämlich verloren gegangen.«
    »Das Bad war es wert, lieber Bruder.« Lachend schlug Paul John auf den Rücken. »Das Bad war es wirklich wert.«
    »Dabei war das schon mein zweites Bad am heutigen Tag! Aber diesmal war ich angezogen.«
    Paul gefror das Lachen auf den Lippen. »Ich wusste gar nicht, wie gern du badest. Ich dachte immer, dass es dich eher zu den Mühseligen und Beladenen zöge …«
    »Geschmäcker ändern sich.«
    Paul schwieg, doch seine Kiefer arbeiteten heftig, als er Charmaine ansah. Dann stürmte er die Treppe empor. Die anderen blieben im Foyer zurück und zuckten nur kurz zusammen, als seine Zimmertür ins Schloss knallte.
    »Aller Spaß hat irgendwann ein Ende«, bemerkte John.
    »Kein Wunder, wenn Sie ihn absichtlich ruinieren«, entgegnete Charmaine.
    »In diesem Fall war das ganz spontan, my charm .«
    Zornig trat sie auf ihn zu. »Oh … Wenn Sie das auch nur noch ein einziges Mal zu mir sagen … diese … diese dämliche Anrede … dann …«
    »Was dann, my charm ?« Er kam ebenfalls einen Schritt näher.
    »Oh! Lassen Sie mich doch in Ruhe!« Sie fuhr herum und wäre fast mit George zusammengeprallt, der zum Gaudium der Zwillinge eilig einen Schritt zurückhüpfte.
    John rannte hinter Charmaine die Treppe hinauf und amüsierte sich sichtlich über ihre zornige Reaktion. »Seien Sie lieber froh, dass ich Sie so nenne. Immerhin ist das eine individuelle Anrede – im Gegensatz zu den gewöhnlichen › ie ‹ in Paulie, Auntie oder Cookie.«
    Charmaine biss sich auf die Zunge, um jede unbedachte Äußerung zu vermeiden. Oben angekommen, stieß sie John beiseite und steuerte schnurstracks auf ihr Zimmer zu.
    Doch so schnell gab John nicht auf. »Für Pierre ist Mainie in Ordnung, aber in meinen Ohren klingt es nicht erwachsen genug. Was meinen Sie?«
    Als sie zu einer letzten Bemerkung herumfuhr, trafen sich ihre Blicke. Mit den Händen auf dem Rücken und völlig durchnässt, stand er einfach nur da und lächelte hinreißend wie ein ehrenhafter Gentleman, der seine Liebste zu einer Verabredung abholte. Plötzlich wusste Charmaine nicht mehr, wo ihre Wut geblieben war, und fand die Situation nur noch absurd und komisch.
    »Nun? Muss ich in Zukunft auch Charmainie sagen, oder darf ich es bei my charm belassen?«
    Unwillkürlich musste Charmaine kichern.
    »Zum Glück sind Sie mir nicht wirklich böse.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu. Das Flackern der Wandlampen spiegelte sich in seinen braunen Augen. Als er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, spürte sie eine leichte Berührung auf ihrer Wange und erschauerte. Sie wich einen Schritt zurück, sodass seine Hand einen Moment lang bewegungslos in der Luft verharrte.
    »Ich … ich muss nach Pierre sehen.« Rasch wandte sie sich zum Kinderzimmer um, und er folgte ihr.
    »Es geht ihm doch gut?«
    »Aber ja«, flüsterte sie, als sie auf Zehenspitzen ins Zimmer schlichen. »Er schläft bereits seit zwei Stunden.«
    Beim

Weitere Kostenlose Bücher