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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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dieselbe unschuldige Miene auf, die er sonst zur Schau trug. Irgendetwas ging hier vor.
    Aus dem Nichts erhob sich Pierres Stimmchen. »Wir haben ein Picknick gemacht, und Mainie hat gesagt, dass sie uns im Wald ausgesetzt hat …«
    »… und ihr euch den ganzen Nachmittag umarmt habt«, ergänzte Yvette, um die ungeheuerliche Neuigkeit endlich loszuwerden.
    John konnte es kaum glauben. »Mademoiselle Ryan hat das wirklich gesagt?«
    Als er Charmaine ansah, damit sie die Sache bestätigte, bemerkte er Pauls stahlharten Blick. Er konnte sich nicht beherrschen und das Thema einfach fallen lassen. Dazu war es viel zu aufregend. Er beugte sich über den Tisch und ergriff zu Charmaines Entsetzen ihre Hand und presste sie an sein Herz. »Ich dachte, unser kleines Geheimnis gehöre nur uns allein, my charm «, murmelte er.
    »Schluss mit dem Unsinn, John«, ging George dazwischen, um Paul nicht in die Enge zu treiben. »Charmaine hat sich nur einen harmlosen Scherz erlaubt. Selbst ihr muss das doch hin und wieder gestattet sein, oder nicht?«
    »Ich bin immer zu jedem Scherz bereit«, erwiderte John mit leisem Lachen, ohne den Blick von ihrem gesenkten Kopf abzuwenden.
    Wieder meldete sich der kleine Pierre zu Wort. »Weißt du, was, Georgie?«
    Der arme George war für jede Ablenkung dankbar. »Was denn, Pierre?«
    »Johnny hat einen großen Penis! So groß wird meiner auch einmal.«
    »Guter Gott!« Agatha erstickte beinahe. »Welch unflätiger Ausdruck!«
    Charmaine schlug die Hände vors Gesicht und wünschte, sich im nächstbesten Loch verkriechen zu können. Alles wäre besser, als sich anhören zu müssen, wie Agatha sich empörte, wie Paul mit der Faust auf den Tisch schl ug, wie George vor Lachen brüllte und Yvette »Dieses Wort hat Mademoiselle dir also verboten!« rief und John »Es geht doch nichts über eine positive Sicht der Dinge« anfügte. Aber leider konnte sie nur dasitzen und warten, bis das Getöse abebbte.
    Das Dinner wurde aufgetragen und in allgemeinem Schweigen eingenommen. Charmaine mochte Paul nicht ansehen. Sie hoffte und betete, dass er ihr die unbedachte Bemerkung verzieh und vielleicht als Scherz ansah, wenn er sich wieder beruhigt hatte. Aus Pierres Bemerkung konnte er ja erkennen, was wirklich geschehen war. Aber seine steife Haltung ließ sie auf nichts Gutes hoffen.
    Vor dem Dessert schob Paul abrupt seinen Stuhl zurück und lehnte den Kaffee ab, den Felicia ihm anbot. Charmaines Magen revoltierte, als sie zu ihm aufsah und er in kaltem Ton »Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Miss Ryan« sagte. Als sie schon aufstehen wollte, fügte er »später« hinzu.
    Sie kam sich vor wie ein gescholtenes Kind und senkte den Kopf, weil sie niemanden ansehen wollte. Vor allem John nicht.
    Paul war noch nicht lange fort, als Fatima einen riesigen Geburtstagskuchen für die Zwillinge hereintrug. »Alles Gute zum Geburtstag, Miss Yvette und Miss Jeannette. Ich habe euren Lieblingskuchen gebacken.« Sie stellte die Platte vor den Mädchen auf den Tisch und schnitt den Kuchen an. »O nein, Miss Yvette. Das erste Stück bekommt wie immer Master John.«
    »Und warum das?«, fragte Charmaine verärgert.
    John beugte sich nach vorn. »Ich muss alles probieren, was Cookies Küche verlässt. Sie wissen schon … Gift.«
    Die Zwillinge kicherten, aber Charmaine fand das nicht lustig. »Eine nette Ausrede – aber die Mädchen gehen vor. Es ist schließlich ihr Geburtstag.«
    Wieder kicherten die Zwillinge. »Und Johnny hat morgen Geburtstag«, erklärte Jeannette schließlich. »Wenn er zu Hause ist, feiern wir immer zusammen.«
    »Das wusste ich nicht.« Charmaine sah John an. »Haben Sie wirklich morgen Geburtstag?«
    »Aber natürlich.«
    »Und warum haben Sie mir das nicht gesagt? Wir haben fast den ganzen Tag zusammen verbracht, und Sie haben es nicht einmal erwähnt.«
    »Warum denn auch?«
    »Weil ich so etwas wissen möchte.«
    »Und warum? Wollen Sie mir vielleicht etwas schenken?«, neckte er sie. »Sie suchen doch gern etwas Besonderes aus.«
    »Vielleicht möchte ich Ihnen wenigstens gratulieren.« Dann murmelte sie etwas von Vorbereitungen, die getroffen werden mussten.
    »Welche Vorbereitungen?«, fragte John.
    »Um den Tag so zu feiern, wie jeder Geburtstag hier im Haus gefeiert wird.«
    »Jeannette hat bereits gesagt, dass wir die Geburtstage immer zusammenlegen. Ich bin doch kein Kind mehr, Miss Ryan. Weitere Feiern sind unnötig.«
    Zum ersten Mal an diesem Abend wirkte John

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