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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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mit ihr zu dem kleinen Hügel. Die ganze Zeit blickte Jeffers zu Boden, als nähme er Maß. »Es ist zugewachsen«, stellte er fest. »Ich war mir nicht sicher, aber es ist immerhin acht Jahre her.« Er sah nachdenklich aus. »Ich dachte immer, wenn Benzinden Boden abfackelt, würde es Jahrzehnte dauern, bis da wieder was wächst. Erinnerst du dich an die Fotos, die deutsche Fotografen im Zweiten Weltkrieg gemacht haben? Von der Ukraine? Das waren sehr eindringliche Aufnahmen. In der Ferne sah man riesige Felder, auf denen Weizen wogte, rund um eine mächtige schwarze Rauchsäule. Das Bild brachte die Ohnmacht zum Ausdruck – genau dadurch waren diese Fotos alle so verdammt gut. Man wusste genau, dass man absolut nichts dagegen tun konnte, wenn die Russen auf ihrem Rückzug erst mal diese Brände gelegt hatten. Benzin und Weizen, eine explosive Mischung. Verbrannte Erde. Auf die Zukunft scheißen, um die Gegenwart zu retten.« Er blieb stehen und zeigte auf eine Stelle. »Schau genau hin! Da! Siehst du, wie das Gras die Farbe wechselt?«
    »Sieht wie eine geometrische Form aus.«
    »Allerdings. Ein Kreuz.«
    »Sie waren schon mal hier?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte ein wenig; sie sah den Baum und dachte an den anderen Baum, den sie in Regen und Wind entlang der Küste von Louisiana nicht gefunden hatten.
    »Stand genau da.« Er deutete ein Stück den Hügel hinunter. »Es war ein großartiger Schnappschuss«, meinte er. »Das brennende Kreuz tauchte all diese Männer in ihren lächerlichen weißen Kapuzen und Kitteln in gelbes Licht. Aber nicht deshalb war er so gut«, fuhr er fort, »sondern wegen dieses Massenauflaufs der Schwarzen – Schaulustige, vermute ich, weiß auch nicht, weshalb sie rausgekommen sind –, jedenfalls haben sie äußerst schweigsam zugesehen. Sämtliche Gesichter, aller Augen wendeten sich dem Hügel da zu. Der Lichtschein vom Feuer erfasste sie alle, und so bekam ich sie ebenfalls mit drauf. Weißt du, wieso sie sich diesen Baum ausgesucht hatten? Weil der alte Klan fünfzig Jahre davor dreiMänner an diesem einzigen langen Ast aufgehängt hatte, da drüben, der Ast, der sich so tief nach unten neigt. Es geht um die Symmetrie«, fuhr er fort. »Die Geschichte. Wir sind eine Nation der Erinnerungen. Der alte Klan erhängte drei Männer an einem Baum, also will der neue denselben Schrecken verbreiten.
    Also marschieren sie alle da raus, in ihren Roben, all die Kleagles und Klaxxons und Großdrachen in Seide, und dann auch noch ein paar bescheidenere Drachen, die das Sternenbanner schwenkten. Im Grunde nicht allzu viele, aber ich hab mir sagen lassen, dass ihre Mitgliederzahlen inzwischen wieder wachsen. Jedenfalls waren diesmal fast ebenso viele Reporter und Fotografen wie Klanmitglieder da. Und doppelt so viele Schwarze.
    Das hat mich einigermaßen überrascht, weißt du, ich meine, man würde vermuten, dass die einen großen Bogen um die Kerle machten. Den ganzen Zauber ignorierten. Ich meine, wer ist schon scharf darauf, sich eine Menge idiotische, beleidigende Rhetorik anzuhören? Aber da lag ich falsch. Sie kamen, und zwar scharenweise. Und weißt du, was ich am kuriosesten fand? Das waren keine gebildeten Menschen. Und sie waren nicht organisiert. Das waren Farmer und kleine Pächter mit Frauen und Kindern. Die kamen auf alten Pick-ups und in klapprigen Autos, und ein paar sogar mit dem Maultierkarren.
    Ich konnte nicht fassen, wie still sie waren. Je provokanter die Reden, je unverschämter die Beleidigungen, desto schweigsamer standen sie da. Das war wirklich höchst eigenartig: Man sollte meinen, mehr als Stille geht nicht, wenn jemand keinen Laut von sich gibt, dann gibt es keine Steigerung. Aber in der Nacht war das anders. Diese Leute standen da und gabenkeinen Mucks von sich, und je länger sie sich nicht vom Fleck rührten, desto tiefer ihr Schweigen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das nenne ich Stärke. Sie zeigten damit, dass ihre Erinnerungen genauso weit zurückreichten und dass sie genauso tief empfanden. Eine seltene Entschlossenheit.«
    Er sah Anne Hampton an.
    »Überaus würdevoll«, sagte er und verstummte.
    »Du musst verstehen, wie sehr ich wahre Stärke bewundere. Denn das, was ich tue, erfordert äußerste Hingabe. Solidarität mit der eigenen Psyche.« Er lächelte und brach in ein breites Grinsen aus. »Das gefällt mir«, fügte er hinzu. »Solidarität.« Er ballte eine Faust.
    Er sah sie an. »Das, was ich tue«, wiederholte er.
    Er lachte. Sie sah,

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