Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
aber wichtig, sich klarzumachen, dass wir es bei ihm nicht mit einem, einem …«
    »Gewöhnlichen Menschen zu tun haben?«, führte sie den Satz zu Ende.
    Er nickte. »Ja.«
    In ihrer Stimme schwang Wut mit. »Meinen Sie wirklich, das da hätte ein gewöhnlicher Mensch getan?«
    Ihm wurde schwindelig.
    »Sie haben mich nicht richtig verstanden.«
    »Doch, ich habe Sie sehr gut verstanden.«
    Sie starrte ihn an, und er nutzte den Moment, um ein wenig Abstand zu gewinnen.
    Jeffers beschloss, in die Offensive zu gehen. »Und das hier ist, nehme ich an, routinemäßige Ermittlungsarbeit?«
    »Ja. Nein …«
    »Also, was denn nun?«
    »Es ist nicht Routine.«
    »Kann es ja wohl auch nicht sein, oder, Detective, da das Opfer Ihre Nichte ist.«
    »Richtig.«
    »Wenn Sie dann doch bitte noch so freundlich wären, Detective, mir zu erklären, wieso Sie meinen Bruder mit einer Straftat in Verbindung bringen, die bereits aufgeklärt ist?«
    Damit zog er die Fotokopie eines weiteren Zeitungsartikels hervor und hielt sie ihr hin. Sie warf nur einen kurzen Blick darauf und schob sie zur Seite.
    »Der Mord an Susan Lewis wurde nicht aufgeklärt. Er wurde diesem Mann lediglich zugeschrieben. Ich verfüge über Beweise, denen zufolge er diesen Mord nicht begangen hat.«
    »Möchten Sie mir verraten, um was für Beweise es sich dabei handelt?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir.«
    »Es handelt sich um Indizienbeweise.«
    »Auch das dachte ich mir. Denn wenn es über Mutmaßungen hinausginge, Detective, dann hätten Sie längst versucht, mich damit unter Druck zu setzen.«
    Das stimmte. Sie nickte.
    »Das ist richtig, Doktor.«
    Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. Er fühlte sich stärker, aggressiver. Er griff erneut zu seiner Oberarztattitüde.
    »Bitte, Detective, helfen Sie mir auf die Sprünge. Die Tante eines Mordopfers taucht hier auf, um meinen Bruder mit einem Verbrechen in Verbindung zu bringen, das längst aufgeklärt ist. Nennen Sie mir einen guten Grund, weshalb ich das nicht ungewöhnlich und ein wenig verwirrend finden sollte?«
    Er betrachtete die Kripobeamtin über den Tisch hinweg und stellte etwas in ihren Augen fest, das ihm bis dahin noch nicht aufgefallen war. Sie schienen zu glühen. Weiterhin wurde ihm klar, dass seine ganze pedantische Rechthaberei bei ihr vollkommen verpuffte.
    Sie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. Endlich erklärte sie mit einer auffällig tiefen, klaren Stimme: »Das sollten Sie.« Wieder legte sie eine Pause ein, dann fuhr sie fort: »Aber wenn es für Sie so gottverdammt überraschend gekommen wäre, dass jemand in Verbindung mit einem Mord nach Ihrem Bruder fahndet, wieso haben Sie mich dann nicht gleich hochkant rausgeschmissen?«
    Sie sah ihn mit einem schroffen, unversöhnlichen Blick an.»Wieso waren Sie nicht schockiert? Sprachlos? Vor den Kopf geschlagen?«
    Sie atmete gleichmäßig ein und aus.
    »Ich weiß, wieso«, sprach sie gefährlich ruhig weiter. »Weil Sie nämlich nicht überrascht waren. Kein bisschen überrascht, verdammt noch mal.«
    Wieder legte sie eine wirkungsvolle Pause ein und beobachtete, wie er es aufnahm.
    »Weil Sie nämlich schon eine ganze Weile damit gerechnet haben, genau das zu hören, nicht wahr?«
    Ihre Worte waren wie Geschosse, die genau auf Jeffers’ Herz zielten. Er zwang sich, das Denken abzuschalten und die Fragen, die sie ihm entgegenschleuderte, an sich abprallen zu lassen, während er zugleich seine eigene Phantasie im Zaum halten musste.
    Er stand auf und ging ans Fenster.
    Sie saß da und beobachtete ihn.
    Es wurde Abend, die sommerliche Dämmerung schien grau. Er fühlte sich an die frühen Morgenstunden erinnert, wenn man aus einem Alptraum erwacht, wenn man sich noch nicht sicher ist, ob man ihm entronnen ist, ob man noch schläft oder schon wach ist.
    Er holte einmal tief Luft und atmete langsam aus. Dann das Ganze noch einmal. Innerlich schrie er sich an: Fass dich! Lass dir nichts anmerken! Aber er wusste, dass es unmöglich war.
    »Detective, was Sie da sagen, ist provokant. Ich denke, wir sollten dieses Gespräch besser morgen fortsetzen …«
    Das war lahm und wenig überzeugend, doch er wusste, er brauchte Zeit. Bestehe darauf!, hämmerte er sich ein.
    Sie wollte etwas sagen, doch er drehte sich wieder zu ihr um und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Morgen! Morgen, verdammt! Morgen!«
    Sie nickte.
    »Nach meiner Gruppensitzung. Etwa zwölf Uhr mittags.«
    »In Ordnung.«
    Sie dachte nach, bevor sie fragte: »Und Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher