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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und genau so, wie es sein soll. Die Vögel zwitschern. Die Kinder spielen. Es weht eine leichte Brise. Die Temperaturen steigen. Die Frau führt ihren Hund spazieren. Das Amerika von Norman Rockwell. Schlichte, eingängige Rhythmen und Melodien.
    Sie schüttelte den Kopf und dachte an die Dissonanz der Schlüssel in ihrer Tasche. Ich bin dir auf den Fersen.
    Pennington verblasste, als sie bereits an die Straßenschluchten der City dachte, zu denen sie ihr Weg als Nächstes führte.
    Sie stieg wieder in den Wagen und war in wenigen Sekunden auf dem Weg nach New York.
     
    Martin Jeffers rührte sich nicht, während Rede und Widerrede wie Ebbe und Flut um ihn wogten.
    Er hatte die Sitzung mit einer simplen Frage an die Lost Boys begonnen: »Sie haben alle Familienangehörige. Was, glauben Sie, halten die von dem, was Sie getan haben? Gibt es eineVerbindung zwischen ihnen und Ihren Verbrechen?« Einen Moment lang hatte unbehagliches Schweigen geherrscht, und Jeffers hatte gewusst, dass er einen neuralgischen Punkt getroffen hatte. Ihm war außerdem sehr bewusst, dass seine Frage weit weniger harmlos war, als sie klang, und dass sie ihm aus tiefstem Herzen kam. Augenblicklich hatte ihm sein Bruder vor Augen gestanden, doch er hatte das Bild aus seinem Kopf verbannt, während er sich darauf konzentrierte, wie die Männer in ihren Erinnerungen kramten. Zunächst hatten sie sein Anliegen fast unisono weit von sich gewiesen, eine Reaktion, die für ihn grundsätzlich das Gegenteil von dem bewies, was sie sagten. Es war eine einfache Formel: Was die Lost Boys am vehementesten leugneten, kam der Wahrheit am nächsten.
    Jetzt wartete er, dass sich das Stimmengewirr legte und er einen Kommentar einfließen lassen konnte, den sie aufgreifen und an dem sich ihre Gemüter womöglich noch mehr erhitzen würden. Dabei war er mit seiner Aufmerksamkeit nicht durchgehend bei der Sache, und es fiel ihm schwer, sich dem Fortschritt der Gruppe zu widmen. Glücklicherweise waren die Lost Boys in aktiver Stimmung; sie brauchten wenig Unterstützung von ihm. Er ertappte sich dabei, wie er nervös auf seine Armbanduhr linste und auf das Ende der Sitzung hoffte. Wo bleibt sie?, fragte er sich.
    »Wisst ihr, was komisch ist?« Es war Meriwether mit seiner piepsigen Stimme. »Als sie mich hopgenommen und in diesen Countryclub geschickt haben, hat sich meine Frau mehr aufgeregt als ich. Also« – er schnaubte amüsiert durch die Nase – »ich hätte eigentlich gedacht, dass sie sich von mir scheiden lässt, was sag ich, ich dachte, die erschießt mich auf der Stelle. Verflucht noch mal, die ist sowieso doppelt so groß wie ich, die hätte mir locker eins überbraten können …«
    Alle Männer mussten lachen.
    Worauf ist sie aus?, fragte sich Jeffers. Will sie mich verhaften? Er dachte an den eisigen Ausdruck in ihrem Blick.
    »Hat sie aber nicht. Sie hat geflennt und die Hände gerungen. Und als ich ausgepackt habe, da hat sie trotzdem alles bestritten. Es war, als ob sie denkt, die Kleine aus der Nachbarschaft, die ich mir vorgenommen hab, als ob die mich, weiß auch nicht, irgendwie verführt haben müsste. Sie wollte das einfach glauben.«
    Meriwether zögerte.
    »Verdammt, die Kleine war elf …«
    In der kurzen Pause, die eintrat, arbeitete Jeffers’ Gehirn auf Hochtouren: Er hat mich immer mit einbezogen! Ich habe bei allem, was er gemacht hat, eine Rolle gespielt. Immer am Rande, an der Peripherie, aber trotzdem in irgendeiner Form dabei. Er hat es immer so gewollt. Und das, was er wollte, hat er bekommen. Das Privileg des älteren Bruders. Welcher jün gere Bruder kann dem älteren etwas abschlagen?
    »Versteh ein anderer diese Frau, verflucht noch mal. Jetzt besucht sie mich zweimal die Woche und geht der Kommission für Haftentlassung auf den Keks.«
    Er warf einen Blick in die Runde.
    »Kann mir das vielleicht einer von euch erklären?«
    Jeffers konnte nur an drei Worte denken: eine empfindsame Reise.
    Eine Woge der Frustration und des blanken Zorns rollte über ihn hinweg. Was zum Teufel sollte das heißen?, fragte er sich wütend. Wo ist er hin? Welche Empfindungen spielen in unserem Leben eine Rolle? Hat er das Haus unserer Kindheit besucht? Dazu hätte er nur in Princeton die verdammte Straße runterzugehen brauchen. Er hätte sich die Drogerie ihres Alten anschauen können. Gehört jetzt einer Kette. Dazu hätteer nicht mal Urlaub nehmen müssen! Wo wollte er also hin? Was will er besuchen? Er hat mir nie etwas

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