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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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genauer an. Anne Hampton sah, dass sie sich die Visitenkarte in ihre vordere Jeanstasche gesteckt hatte.
    »Also, wenn ich mir vorstelle, im
Playboy
zu erscheinen«, überlegte sie, »also, das wär schon irre. Ich meine, ich fänd’s einfach unheimlich cool, mein eigenes Foto in der Zeitschrift zu sehen. Und Vicki auch.« Sie deutete auf die Blondine. »Und mein Freund fände das auch richtig toll! Nur dass meine Alten wahrscheinlich im Erdboden versinken würden!«
    Anne Hampton sah, dass Jeffers lächelte.
    »Na ja«, meinte er, »wie gesagt, sind das hier nur Vorarbeiten. Aber manchmal bekommen richtig hübsche Mädchen wie ihr beiden einen Termin für die Doppelseite …«
    »Gibt es nicht irgendwelche Tricks, weiß auch nicht, wie wir dafür sorgen könnten, dass sie uns nehmen?«, wollte die blonde Vicki wissen. »Ich meine, wenn Sie von mir und Sandi zum Beispiel ein paar Fotos zusätzlich machen würden.«
    Jeffers sah das Gespann eindringlich an.
    »Also, garantieren kann ich natürlich für nichts. Hier, stellt euch mal einen Moment nebeneinander …«
    Er breitete die Arme aus und führte dann die Hände zusammen. Er hob die Kamera, und Anne Hampton hörte das Sirren des Motordrive, während er eine Reihe Aufnahmen von ihnen machte, wobei er sie mit flinken Schritten umkreiste, in die Hocke ging und sich streckte.
    »Das Aussehen bringt ihr auf jeden Fall mit«, sagte er. »Aber, na ja, die sind auf mehr aus, wenn ihr versteht, was ich meine …«
    Anne Hampton sah, wie die jungen Frauen die Köpfe zusammensteckten und kicherten.
    Plötzlich dachte sie: Ich bin gar nicht hier. Das gibt es nicht. Es kann einfach nicht sein.
    In diesem Moment hörte sie wieder Jeffers’ Stimme.
    »Hört zu, ich könnte höchstens ein paar, ähm, etwas offenherzigere Fotos machen, aber ich kann wirklich nichts versprechen. Das könnte die Redakteure beeindrucken. Wäre nicht das erste Mal, aber natürlich keine Garantie.«
    Sie hörte die beiden Mädchen wieder lachen, dann nickten sie beide.
    »Also«, fuhr Jeffers fort im beschwingtesten, harmlosesten Ton, den man sich denken konnte, »wenn ihr wirklich interessiert seid, könnt ihr ja in einer halben Stunde zu mir an den Wagen kommen, Abschnitt 13A. Aber bitte sagt nicht weiter, was ihr vorhabt, weil ich all den anderen Frauen hier gesagt habe, ich könnte nichts Besonderes für sie tun, und ich fänd’swirklich nicht gut, wenn sich herumsprechen würde, dass ich euch beiden einen Gefallen getan habe …«
    Beide Frauen schüttelten eifrig den Kopf.
    »Also, wenn ihr ein Geheimnis für euch behalten könnt, dann schleicht euch zum Wagen raus, und wir sehen mal, was wir machen können. Boswell, das Teleobjektiv bitte.«
    Jeffers sah die Frauen an. »Muss nur ein paar Fotos machen, damit die Jungs auf den Geschmack kommen, ihr wisst schon. Schließlich sollen sie für die Doppelseite drauf zurückkommen.«
    Wieder nickten die Mädchen. Jeffers winkte den beiden noch einmal zu und arbeitete sich weiter durch die Menschenmenge. Anne Hampton drehte sich kurz um und sah, wie die beiden sich lebhaft unterhielten. Einen Moment lang war sie verwirrt: Jeffers hatte ihnen den falschen Standort für den Wagen gegeben.
    »Wie sollen sie das Auto finden?«, fragte sie.
    »Gar nicht. Sie kommen an eine Stelle fünfzig Meter weiter.«
    »Aber …«
    »Boswell, ich muss schon bitten, gebrauche deinen Verstand. Falls sie es weitersagen oder noch jemanden anschleppen, dann kann ich von der Stelle aus, wo wir stehen, ohne weiteres verschwinden. Ohne dass sie es sehen. Aber«, fügte er hinzu, »das ist eigentlich eine völlig überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Die beiden da sind ganz versessen drauf. Sie werden niemandem etwas sagen und sich rausschleichen, wie ich es ihnen gesagt habe. Sie werden an Ort und Stelle sein, zu allen Schandtaten bereit, meinst du nicht auch?«
    Anne Hampton nickte.
    »Lemminge«, meinte Jeffers.
    Auf dem Weg durch die Menschenmassen überlegte er einen Moment.
    »Boswell«, wandte er sich wieder an sie, »hast du auch schon mal über den Widerspruch nachgedacht, dass wir in Amerika einerseits so unglaublich und so inbrünstig prüde sind, während es andererseits ein Kinderspiel ist, jemanden dazu zu bringen, die Hüllen fallenzulassen?«
    Sie folgte Jeffers, der einfach in einem großen Bogen um das Feld herumlief, tatsächlich ein paarmal stehen blieb, um ein paar Aufnahmen zu machen, und sich schließlich wieder auf den Weg zum Parkplatz begab. Sie dachte

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