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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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im Voraus. Dann wollen wir malsehen, ob es nicht zu dem Geburtstag etwas Besonderes zu feiern gibt.«
    »Können Sie laut sagen!«
    »Mr. Corona«, fragte Sandi zögernd, »ich will nicht aufdringlich sein oder, weiß auch nicht …«
    »Nur zu«, ermunterte Jeffers sie in überaus gutmütigem Ton. »Was hast du auf dem Herzen?«
    »Bezahlt
Playboy
für die Bilder, die sie bringen?«
    Jeffers lachte.
    »Aber klar! Ihr glaubt doch wohl nicht, dass wir euch die mühselige Arbeit einer Foto-Session abverlangen, ohne euch zu bezahlen? Eine Foto-Session ist harte Arbeit. Erst kommt das Make-up, dann die hochintensiven Lampen und, na ja, irgendetwas geht immer schief. Ein einziges geeignetes Foto für ein Magazin kann manchmal Stunden kosten. Die gewöhnliche Pauschale war zumindest das letzte Mal, als ich das gemacht habe, tausend Dollar pro Session …«
    »Wow! Was ich alles damit anfangen könnte!«
    »Aber das hier ist eher inoffiziell«, fuhr Jeffers fort. »Ich glaube nicht, dass sie euch für diesen Nachmittag mehr als ein paar hundert Dollar zahlen werden.«
    »Wir werden bezahlt! Phantastisch!«
    Die beiden Frauen plapperten aufgeregt miteinander. Anne Hampton saß mit starrem Blick auf dem Beifahrersitz. Jeffers sprach sie in gelassenem Tonfall an: »Boswell, sieh zu, dass du das richtig wiedergibst.« Seine Stimme legte sich wie ein schwarzer Schatten über sie. Dann rief er mit aufgesetzter Heiterkeit: »Sind gleich da!« Er fuhr in den Park.
    »Ich kenne genau die richtige Stelle«, fügte er hinzu.
    »Junge!«, sprudelte Vicki oder Sandi in ihrem Rücken, Anne Hampton konnte nicht sagen, welche, doch sie schrieb trotzdem mit. »Ich kann nicht fassen, dass das mir passiert!«
    Denke an gar nichts, schärfte sie sich ein. Tu genau, was er dir sagt. Bleib einfach nur am Leben.
    »Da wären wir«, meinte Jeffers. »Und ich kenne da so eine kleine Stelle …«
    Sie kamen in ein Waldstück, in dem die überhängenden Zweige ihre Schatten auf den schmalen Weg warfen. Anne Hampton entdeckte ein braunes Schild der Nationalpark-Verwaltung, auf dem stand, dass der Park nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet war. Sie sah, dass sie über einen großen Schotterplatz hinaus mitten in den Wald hineinfuhren. Nach wohl etwa einer halben Meile bogen sie auf einen noch schmaleren Pfad ab, auf dem sie mehrere Minuten dahinholperten, bis sie an eine Biegung und dahinter auf eine in strahlende Sonne getauchte Lichtung kamen. An der Vorderseite hing eine Kette in einem schlaffen Bogen über den Weg, daran ein Schild, auf dem in Großbuchstaben stand: UNBEFUGTEN IST DER ZUTRITT VERBOTEN.
    »Zum Glück«, erzählte Jeffers beschwingt, »habe ich wie die meisten Fotografen eine Zutrittsgenehmigung für den ganzen Park. Wenn die Damen bitte warten wollen, ich kümmere mich um diese Kette.«
    Jeffers sprang aus dem Auto, während die beiden Frauen auf dem Rücksitz kicherten und Anne Hampton vom Beifahrersitz aus mit leerem Blick auf die Farben des Waldes starrte. Für eine Sekunde war er besorgt. Sie ist wie weggetreten, dachte er. Auch wenn er dem Wagen den Rücken zukehrte, sah er sie vor sich, wie sie unter dem Gewicht der wachsenden Angst in den Sitz gedrückt wurde; sie wusste genau, worum es ging, und war völlig außerstande, etwas zu sagen oder zu tun; er konnte sich ihrer so sicher sein, als hätte er sie mit Stricken gefesselt. Er fragte sich nur, ob sie sich zusammenreißen würde. Ich will, dass sie es bis zum Ende schafft. Ichwill mich nicht gezwungen sehen, sie zusammen mit den anderen hierzulassen. Er überlegte, ob sie erkannte, in welcher Gefahr sie selbst schwebte, und kam zu dem Schluss, dass sie es wusste, sonst würde sie nicht so apathisch wirken wie eine Schaufensterpuppe oder eine Marionette, die an Strippen tanzt.
    Genau so wollte er es haben.
    An meinen Strippen, dachte er. Tanz, Boswell, tanz. Wenn ich heftig daran ziehe, spring.
    Er lächelte.
    Die Dinge immer schön auseinanderhalten, mahnte er sich.
    Boswell steht für Zeit, Mühe und Investition.
    Wieder hörte er Lachen aus dem Wagen.
    Die beiden anderen nicht.
    Die Kette war seit seinem letzten Besuch vor etwa einem Monat unverändert. Er bückte sich und packte sie ein Stück von der Stelle entfernt, an der sie an einem kleinen braunen Pfosten befestigt war. Mit der freien Hand schälte er Holzsplitter von dem morschen Pfahl. Er riss einmal kräftig an der Kette, und sie löste sich. Er nahm das Ende, lief damit zur anderen Seite und

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