Der Fotograf
an einen Abend, als sie noch die Unterstufe der Highschool besuchte. Sie und ihr Date hatten auf einer menschenleeren Straße geparkt. Sie konnte auf einmal buchstäblich seine tastenden Hände spüren, mit denen er ihren Körper erkundet hatte. Seine unschuldige, kaum im Zaum gehaltene freudige Erregung hatte sie dazu gebracht, nachzugeben – zumindest zum Teil. Er war nicht einmal jemand gewesen, den sie besonders gemocht hatte. Aber er war da gewesen, und er war ein netter Kerl, und sie hatte darauf gebrannt, selbst zu erleben, worüber in der Schule alle ständig redeten, dass sie seinen Händen freien Lauf gelassen hatte. Und sie hatte festgestellt, dass das nicht zu ihrem Schaden war.
Als er versucht hatte, ihr die Wäsche auszuziehen, hatte sie gemerkt, dass der Punkt gekommen war, ihm Einhalt zu gebieten – das wollte die Moral, was aus späterer Sicht eher albern schien. Sie erinnerte sich an einen erschreckenden Moment, als sie nein sagte, er sich ihr widersetzte und ihr bewusst wurde, wie viel stärker er war. In ihrer Erinnerung spürte sie wieder diese Kraft und die schreckliche Hilflosigkeit, die sie in diesem Moment erfasst hatte. Sie zitterte bei dem Gedanken. Das Erlebnis hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen – dass sie schwach war und zu etwas gezwungen werden konnte. Doch als sie in Panik ein zweites »Nein!«herauskeuchen konnte, hatte er das respektiert, und seine Muskeln hatten sich plötzlich entspannt. Ihre Dankbarkeit war grenzenlos gewesen. Sechs Wochen später war sie so weit, dass sie ihn hatte gewähren lassen. Es war abwechselnd schmerzhaft und berauschend gewesen, und sie fand die Erinnerung seltsam tröstlich.
Sie fragte sich, wohin es ihn verschlagen hatte. Sie hoffte, dass er glücklich war.
Jeffers hatte den Wagen erreicht und öffnete die Tür. »Wir lassen sie hinten sitzen«, erklärte er.
Ihre Erinnerung war wie weggeblasen, und sie reichte ihm die Fototasche und ihre Weste, die er im Kofferraum verstaute.
»Steig ein und warte«, befahl er. Sie merkte, dass seine Stimme wieder den stahlharten Unterton hatte.
Sie gehorchte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, wenn sie an die beiden jungen Frauen dachte und daran, was jetzt passieren würde. Sie verbannte diese Bilder und zwang sich zu einer inneren Leere. Ich kann einfach an gar nichts denken, sagte sie sich. Rings um mich ist nichts. Sie setzte sich in den Wagen und schloss die Augen, um sich ganz auf die fernen Geräusche von der Rennstrecke zu konzentrieren, so dass sie für nichts anderes Platz ließen.
»Hi!«
»Hi!«
Sie hob den Kopf und riss die Augen auf, so dass die Sonne sie blendete.
»Sollen wir hinten reinspringen?«
»Wenn es euch nichts ausmacht«, hörte sie Jeffers sagen, »ist ein bisschen beengt. Tut mir leid.«
»Ach, kein Problem. Mein Freund hat auch einen Firebird, ist so ziemlich dasselbe, und ich hab viel Zeit auf dem Rücksitz verbracht …« Sie lachte, und Sandi fiel ein. »So war das eigentlichnicht gemeint«, meinte Vicki. »Na jedenfalls, Junge, der wird Augen machen!«
Die beiden Frauen zwängten sich auf die Rückbank. Sie waren vor Aufregung rot im Gesicht und konnten Kichern und Lachen kaum zurückhalten.
Jeffers schwang sich hinters Lenkrad. »Ich kenne einen kleinen Wildpark, eigentlich ist es schon fast ein Wald, nicht allzu weit von hier. Wir fahren rüber, machen ein paar Aufnahmen an einer hübschen, lauschigen Stelle, und dann setzen Boswell und ich euch beide wieder hier ab, okay?«
»Klingt gut«, fand Vicki.
»Soll mir recht sein, solange wir bis sechs zurück sind.«
»Kein Problem«, versicherte Jeffers.
Die Frauen lachten wieder.
Jeffers verließ das Rennstreckengelände.
In Gedanken brüllte Anne Hampton die beiden Frauen an: Wieso fragt ihr nicht? Fragt ihn, wieso er zufällig einen einsamen Park in der Gegend kennt! Und woher er so genau weiß, wie er fahren muss! Er hat das alles vorher genau geplant!
Sie sagte nichts.
Jeffers brach das Schweigen. »Halte dein Notizbuch bereit«, wies er sie leise an. Augenblicklich schnellte ihre Hand zu Block und Stift. Dann erhob er die Stimme zu einem leutseligen Singsang. »Also, kein Grund, nervös zu sein, Mädels, das wird ganz harmlos. Aber ich muss euch trotzdem fragen – ihr seid beide über achtzehn?«
»Ich bin neunzehn«, antwortete Sandi, »und Vicki ist zwanzig.«
»Erst nächste Woche!«
»Hey«, meinte Jeffers. »Schon mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag eine Woche
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