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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gegen Diebstahl zu schützen versuchten. Die Häuser waren ein Stück von der Straße zurückgesetzt, doch Bäume oder Sträucher, zum Beispiel die sonst allgegenwärtigen Palmen, suchte man vergeblich. Detective Barren fand die Gegend wenig einladend; im Sommer erstickte die Straße wahrscheinlich in Staub und Hitze, in denen sich Spannungen und Ärger so schnell wie Bakterien ausbreiteten.
    Am Ende der Straße sah sie vor dem letzten kleinen Haus eine Reihe Streifenwagen. Der Lieutenant zeigte nach vorne. »Wie’s aussieht, hatte der Kerl einen ihm treu ergebenen Dobermann. Ein Kollege vom SWAT musste ihn wegpusten.« Am Himmel dröhnte ein Flugzeug mit ausgefahrenen Rädern und Landeklappen beängstigend tief über die Dächer hinweg, so dass alles, was der Lieutenant ihr noch mitzuteilen hatte, im Lärm unterging. Wäre sie diesem Geräusch mit einiger Regelmäßigkeit ausgesetzt, musste Detective Barren unwillkürlich denken, dann wäre auch sie bald zu allem fähig.
    Sie parkten und bahnten sich einen Weg durch die Traube Schaulustiger, die schweigend die Vorgänge beobachteten. Detective Barren sah, dass zwei Beamte vom Morddezernat die Nachbarn befragten, um brauchbare Hinweise zu bekommen, bevor die Presse über sie herfiel. Sie nickte dem Leiter der Spurensicherung zu – ähnlich wie sie ein ehemaliger Streifenpolizist, der allerdings ein paarmal zu oft als verdeckter Ermittler gearbeitet hatte. Bei einer seiner letzten Razzienhatte eine beschlagnahmte Summe Drogengeld Fragen offengelassen. In der Asservatenkammer waren hunderttausend Dollar in Zwanzigerscheinen zusammen mit einem Kilo Kokain gelandet. Bei den Tatverdächtigen handelte es sich um zwei Collegestudenten aus dem Nordosten, die vor dem Polizeiausschuss für innere Angelegenheiten ausgesagt hatten, zum Zeitpunkt der Razzia über eine Viertelmillion Bares gehortet zu haben, so dass der Verbleib von hundertfünfzigtausend ungeklärt blieb – eine heikle Situation, die zur Versetzung des Polizisten und zu erheblicher Strafminderung bei den Studenten führte. Das Geld tauchte nie wieder auf. Wie viele andere Kollegen auch hatte Detective Barren sich standhaft geweigert, den offensichtlichen Schluss zu ziehen, und sich lieber an die Version gehalten, dass jemand gelogen hatte, und zwar hoffentlich nicht der Polizist. Wie auch immer, er war ein überaus kompetenter Ermittler, und sie freute sich, ihn hier zu sehen.
    »Wie geht’s, Fred?«
    »Gut, Merce. Und Ihnen?«
    »Muss irgendwie.«
    »Tut mir aufrichtig leid, das hier.«
    »Danke, Fred, das weiß ich zu schätzen.«
    »Das ist ein Mistkerl, Merce. Absolut eiskalt. Merken Sie sofort, wenn Sie da reingehen.«
    »Ich hoffe.«
    Er hielt ihr die Tür auf. In dem kleinen Haus war es kühl. Sie hörte das Dröhnen der Klimaanlage. Wahrscheinlich hatten die Kollegen sie eingeschaltet. Dennoch fragte sie sich, als sie beim Eintreten fröstelte, ob es an der Aircondition lag.
    Auf den ersten Blick hatte sie eine typische Studentenbude vor sich. In den aus grauen Schlackensteinen und Kiefernbrettern zusammengeschusterten Regalen drängten sich Taschenbücher;das bescheidene Mobiliar wirkte ramponiert, ein verblichener indischer Baumwollüberwurf verbarg einen Riss im Sofabezug, zwei Sessel waren in Plastik gehüllt, ein abgetragener brauner Holztisch war mit Brandflecken von Zigaretten überzogen. An den Wänden hingen Poster aus dem Reisebüro von der Schweiz, von Irland und Kanada mit üppig grüner ländlicher Idylle. Detective Barren speicherte alles in ihrem Kopf, auch wenn es zunächst keine Erkenntnisse hergab.
    »Ziemlich normal, wie?«
    Sie drehte sich um.
    »Fred, zeigen Sie mir etwas Interessantes.«
    »Müssen nur ein bisschen genauer hinsehen. Gucken Sie sich mal die Schreibmaschine an.«
    Auf dem Schreibtisch stand eine Schreibmaschine mit einem eingezogenen Blatt Papier. Sie beugte sich darüber und las:
unrein unrein unrein unrein unrein unrein unrein
    unrein unrein unrein unrein unrein unrein unrein
    Gott Gott Gott Gott Gott Gott Gott Gott Gott Gott Gott
    Gott Gott Gott
    Töten
    Ich muss die Erde reinwaschen
    »Außerdem hab ich seine Trophäenschachtel gefunden.«
    »Seine was?«
    »Trophäenschachtel.«
    »Ich …«
    »Entschuldigen Sie, Merce, hab vergessen, dass Sie Angehörige sind.« Der Kollege schwieg einen Moment. »Offenbar hat er von seinen Opfern Andenken aufbewahrt, von einigen jedenfalls. Im Schrank war ein Schuhkarton mit ein paar Zeitungsausschnittenüber die Morde,

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