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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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trug, als sie ein Mistkerl vom Campus der Miami-Dade entführt hat? Die war wohlauch ein Geschenk? Und du hast fleißig diese Zeitungsausschnitte gesammelt, wie? Ist wohl ein Hobby von dir, Artikel auszuschneiden?«
    »Das sind meine Sachen! Meine ganz persönlichen Sachen! Sie haben kein Recht, sie zu durchwühlen. Ich verlange sie zurück!«
    »Mal halblang, Scheißkerl. Du verlangst hier gar nichts!«
    »Sie sind ein Teufel.«
    »Ja, kann schon sein, dann hab ich das Vergnügen, deinen Arsch in der Hölle schmoren zu sehen.«
    »Niemals! Ich bin ein wahrer Gläubiger.«
    »Wie? Du glaubst wohl an Mord?«
    »Es gibt unreine Menschen auf der Welt.«
    »Junge Frauen?«
    »Besonders junge Frauen.«
    »Wieso sind junge Frauen unrein?«
    »Hah! Ist doch wohl klar.«
    »Sag es mir trotzdem.«
    »Nein. Sie sind auch unrein. Ein Ungläubiger!«
    »Nur ich oder alle Cops?«
    »Polizisten. Alle Polizisten.«
    »Am liebsten würdest du mich erschießen, wie?«
    »Sie sind ein Ungläubiger. Im Koran steht, dass es heilig ist, einen Ungläubigen zu töten. Der Prophet sagt, damit verschaffen wir uns Zugang zum Himmel.«
    »Na klar doch. Wo du hinkommst, Jungchen, wirst du nicht viel vom Himmel merken.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Das ist nur das Fleisch.«
    »Erzähl mir was über das Fleisch.«
    »Das Fleisch ist verderbt. Reinheit kommt vom Denken.«
    »Was musst du mit verderbtem Fleisch machen?«
    »Es vernichten.«
    »Und wie oft hast du das schon getan?«
    »Im Geist schon oft.«
    »Und mit den Händen?«
    »Das geht nur mich und meinen Meister was an.«
    »Und wer ist das?«
    »Wir haben nur einen Meister, der im Garten weilt.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er spricht mit mir.«
    »Oft?«
    »Wenn er mir befiehlt, dann höre ich auf ihn.«
    »Was sagt er denn?«
    »Lerne die Wege der Ungläubigen kennen. Ihre Sitten. Sei bereit für den Heiligen Krieg.«
    »Wann fängt der Heilige Krieg an?«
    Der Tatverdächtige lachte laut auf, warf sich in seinem Stuhl zurück, machte den Mund weit auf und prustete so laut, dass es in dem kleinen Raum widerhallte. Ihm liefen Tränen die Wangen herunter. So lachte er mehrere Minuten lang, ohne dass ihn einer der Polizisten unterbrach. Detective Barren hörte es sich an und glaubte, dass es ihr das Herz zerreißen müsse. Endlich beruhigte sich der Mann so weit, dass ihm nur noch ein gelegentliches Kichern über die Lippen drang. Er blickte Detective Perry direkt in die Augen und sagte dann in einem schrecklich gleichmütigen Ton:
    »Er hat schon begonnen.«
    Perry schnellte hoch und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch, der ihn von dem Verdächtigen trennte. Das Geräusch hallte wie ein Schuss, und Detective Barren sah, wie die anderen in dem kleinen Raum erstarrten.
    »Krieg gegen kleine Mädchen, wie? Gehörte es zum Schlachtplan, sie zu vögeln?«
    Der Verdächtige erwiderte den Blick des Ermittlers eiskalt.
    Es herrschte Stille.
    Als er sich wieder zu Wort meldete, sprach er mit wohlüberlegter Betonung: »Ich weiß nichts von Ihren unreinen Frauen.«
    Er zeigte mit dem Finger auf den Detective.
    »Ab jetzt rede ich nicht mehr mit Ihnen.«
    Der Finger stieß auf ein Blatt Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag. Detective Barren wusste, dass darauf seine bürgerlichen Rechte aufgelistet waren.
    »Ich muss auch nicht mit Ihnen reden …«
    Der trommelnde Finger klang wie das Feuer aus einer kleinkalibrigen Pistole.
    »Ich hätte jetzt gerne einen Anwalt …«
    Das Klopfgeräusch nahm zu.
    »Rufen Sie mir einen …«
    Die Finger ballten sich zur Faust und schlugen auf den Tisch.
    »Ich kenne meine Rechte. Ich kenne meine Rechte. Ich kenne meine Rechte. Ich kenne meine Rechte.«
    Die beiden Beamten standen auf und sahen den Verhafteten feindselig an.
    »Sie machen mir keine Angst«, sagte er. »Gott ist mit mir, und ich fürchte euer Ungläubigenrecht nicht. Schaffen Sie mir einen Anwalt her, damit ich von meinen Rechten Gebrauch machen kann! Damit ich mich an meinen Rechten erfreuen kann! Hören Sie? Sadegh Rhotzbadegh verlangt Rechtsbeistand, ha!«
    Die beiden Beamten verließen den Raum.
    »Ich bin ein wahrer Gläubiger!«, brüllte er. »Ein wahrer Gläubiger!«
    Der Verdächtige sah ihnen hinterher. Dann drehte er sich zu dem Spiegel um und hob den Mittelfinger. Das Tonband nahmeinen weiteren langen, heiseren Lachanfall auf, bis es von einem Polizisten unter leisem Fluchen abgestellt wurde. Detective Barren stand auf und seufzte. Wenigstens, stellte sie fest, fiel es

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