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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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auf dem ein Name stand.
    »Nun, Mr. Allen, wir finden es immer ausgesprochen schade, wenn ein langjähriger Kunde uns verlässt. Wie lange sind Sie jetzt schon …«
    »Zehn Jahre.«
    »Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein? Wir könnten Ihnen ein neues Konto an Ihrer …« Sie beendete den Satz nicht.
    »Atlanta«, sagte er. »Versetzung innerhalb der Firma.«
    »Ich meine, ich rufe gerne jemanden an …«
    Er schüttelte den Kopf. »Wirklich sehr freundlich von Ihnen«, meinte er. »Aber das regelt fast alles der Umzugsdienst der Firma. Vielleicht können Sie mir ja Ihre Karte mitgeben, und falls es irgendwelche Probleme gibt, können die sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Sehr gerne.« Sie überprüfte die Formulare. »Also, in IhremBrief schreiben Sie, dass Sie das Konto auflösen und den Saldo in Travellerschecks haben wollen. Die liegen schon für Sie bereit. Sie müssen sie also nur noch unterschreiben, dann diese Auflösungserklärung unterzeichnen und Ihr Schließfach räumen, dann wäre alles erledigt.«
    Sie reichte ihm ein Bündel Reiseschecks, und er fing an, seinen Namen darunterzusetzen. Er betrachtete den Schriftzug und ließ innerlich den Namen auf der Zunge zergehen. Seit zehn Jahren bin ich hier in New Hampshire Douglas Allen. Keine Vorsichtsmaßnahmen mehr. Keine Vorspiegelungen falscher Tatsachen. Wir werden unseren Horizont erweitern.
    »Zählen Sie bitte nach«, sagte Miss Mansour. »Es sind über zwanzigtausend Dollar.«
    Ersparnisse von einem ganzen Jahrzehnt, dachte er. Täglich verzinst.
    Er folgte ihr in den Tresorraum, und sie händigte ihm seinen Schlüssel aus. »Bringen Sie mir einfach nur beide Schlüssel zurück, wenn Sie fertig sind«, erklärte sie. »Ich bin an meinem Tisch.«
    Er nickte ihr zum Dank zu und trat in eine Kabine. Eine Angestellte brachte ihm ein verschlossenes Kästchen und zog die Tür hinter sich zu. Er wartete einen Moment, um zu genießen, wie glatt alles nach Plan verlief.
    Er öffnete das Kästchen.
    »Lebe wohl, Douglas Jeffers«, flüsterte er.
    Zuoberst lag eine alte Ausgabe der nicht mehr existierenden Zeitschrift
New Times
, der er die Idee verdankte. Er blätterte die abgegriffenen Seiten um, bis er zu dem entsprechenden Artikel kam. Es entbehrte, fand er, nicht der Ironie, dass der Aufsatz vom Aktivismus der sechziger und siebziger Jahre inspiriert war. Er ging einer höchst simplen Frage nach: Wie leicht ist es, im Untergrund zu verschwinden? Wie schwer istes, sich eine neue Identität zuzulegen? Die Antwort lautete: Im Grunde recht einfach. Besonders in einem Bundesstaat wie New Hampshire, der kompromisslos auf der individuellen Freiheit und auf Privatsphäre besteht. Er hatte sich peinlich genau an die beschriebene Vorgehensweise gehalten und sich eine Sozialversicherungsnummer besorgt, ein Postfach genommen, sich eine neue Anschrift gegeben. Dann das Bankkonto und ein paar Kreditkarten, die er häufig genug benutzte, damit sie nicht erloschen. Gleichzeitig hatte er sich unter seinem neuen Namen und seiner neuen Versicherungsnummer einen Führerschein beschafft. Sein größter Triumph allerdings war die Geburtsurkunde, die er sich selbst zusammengeschustert hatte. Die Wunder der modernen Fotokopiertechnik, dach te er. Als er mit seiner abgegriffenen Kopie und sämtlichen anderen Dokumenten im örtlichen Postamt erschien, hatte niemand protestiert. Sechs Wochen später traf ein Brief mit seinem kostbarsten Besitztum ein. Er nahm es aus dem Kästchen. Ein brandneuer US-Reisepass auf den Namen Douglas Allen – und nicht gefälscht.
    Er steckte ihn zusammen mit seinem Führerschein, den Kreditkarten und der Versicherungskarte in die Aktentasche.
    Ich bin frei, dachte er.
    Er grinste. Na ja, nicht ganz. Ich kann weder nach Albanien, noch nach Nord-Vietnam einreisen.
    Er stopfte seine Barreserven, ein paar tausend Dollar in Zwanziger- und Hunderterscheinen in die Hosentasche. Er überprüfte sein Ticket, das er als Letztes aus dem Kästchen nahm. Es war erster Klasse, mit offenem Datum, New York–Tokio ohne Rückflug. Er wusste, dass er von Tokio aus spielend leicht in alle Richtungen reisen und sich zum Beispiel irgendwo im Fernen Osten in Luft auflösen konnte. Oder wie wär’s mit Sydney?, dachte er. Perth. Melbourne. Die Namen klangenexotisch und vertraut zugleich. Es wird eine Art Heimkehr, dachte er. Der letzte Gegenstand in dem Tresorkästchen war ein sauberer, stahlblauer Magnum-Revolver, .357, der ebenfalls in die Aktentasche

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