Der Fotograf
schwieg.
»Wo ist er?«
Der Raum brach in ein vieltöniges Stimmengewirr aus; dieMänner steckten die Köpfe zusammen, und alle redeten auf einmal.
Sie hob die Hand, und die zwölf Augenpaare wandten sich ihr wieder zu.
»Wo wollte er hin?«
Erneut flackerte das Gemurmel auf, doch wenig später herrschte angriffslustiges Schweigen. Schließlich machte ein Mann, ein pockennarbiger, stämmiger Mann mit verächtlichem Grinsen, den Mund auf und versetzte: »Sie können uns mal, Lady.«
»Wie heißen Sie?«
»Miller.«
»Haben Sie nicht, wenn diese kleine Sommerfrische hier vorbei ist, noch einiges abzusitzen, Miller? Wie würde es Ihnen im Hochsicherheitstrakt gefallen?«
»Das krieg ich schon geregelt«, erwiderte Miller.
»Will ich für Sie hoffen.«
Wieder trat Stille ein, bis ein kleiner rundlicher Mann Detective Barren zuwinkte. Sie nickte in seine Richtung, und er fragte in sarkastisch weibischem Ton: »Wieso sollten wir Ihnen helfen, Detective?«
»Wie heißen Sie?«
»Steele«, antwortete er. »Für meine Freunde Petey.«
»Wenn du welche hättest«, warf eine andere Stimme ein. Sie konnte nicht sehen, wer, doch sie musste sich zwingen, nicht zu grinsen. Es erhob sich verhaltenes Lachen im Raum.
»Na schön, Steele, ich will Ihnen sagen, weshalb Sie mir helfen sollten. Weil Sie alle Kriminelle sind. Und was glauben Sie wohl, wer zum Teufel der Polizei hilft? So läuft das nun mal, wissen Sie. Böse Jungs wissen, wo andere böse Jungs stecken.«
»Woll’n Sie damit etwa sagen, der Doktor wär’n böser Junge?« Die Frage kam von Bryan.
»Nein, das will ich durchaus nicht. Aber er ist auf der Suche nach jemandem, der richtig böse ist.«
»Nach wem?« Das waren Senderling und Knight gleichzeitig.
Sie zögerte. Nun ja, wieso eigentlich nicht?
»Wenn Sie mir helfen, dann sag ich es Ihnen. Wir müssen uns nur darauf verständigen.«
Sie schaute sich im Zimmer um. Sie sah, wie die Männer die Köpfe zusammensteckten. »In Ordnung«, verkündeten Knight und Senderling im Chor. »Wir werden Ihnen helfen.« Sie lachten. »Haben ja nichts zu verlieren.«
»Außer vielleicht das Vertrauen des D-D-Doktors«, stammelte Wasserman.
Die Männer schienen nachdenklich.
»Was springt für uns dabei raus?«, wollte Miller wissen.
»Nichts Handfestes. Sie erfahren nur ein bisschen. Informationen sind immer was wert.«
Miller schnaubte. »Sie sind wie jeder andere Cop, auch wenn Sie nicht so aussehen. Sie wollen es zum Nulltarif.«
Sie antwortete nicht.
»Hören Sie«, meinte Parker, »wenn wir Ihnen ein bisschen helfen, können Sie uns dann versprechen, dass dem Doc nix passiert, ich meine, auch rechtlich, nicht nur körperlich.«
»Meine Ermittlungen richten sich nicht gegen Dr. Jeffers«, antwortete Detective Barren. »Aber er kennt denjenigen, hinter dem ich her bin. Ich möchte dafür sorgen, dass er sich nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringt. Wie finden Sie das?«
»Ich traue keinem Cop über den Weg«, knurrte Miller.
»Ist der Doktor denn in Gefahr?«, fragte Bryan.
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sie wusste es nicht. Also log sie.
»Ja, äußerst. Aber er weiß es nicht.«
An dieser Stelle ging das Gemurmel wieder los.
»Wissen Sie was?«, meldete sich Knight. »Sie sagen uns, worin der Deal besteht, wer dieser schlimme Finger ist, und wir schauen, ob wir helfen können.«
Detective Barren zuckte die Achseln. Wenn sie sich von der Gruppe irgendwelche Informationen erhoffte, musste sie das Gespräch in Gang halten. Wenn sie mauerte, würden die Jungs es auch.
Sie holte tief Luft und sagte:
»Sein Bruder.«
Einen Moment herrschte Schweigen, dann brach Steele in Jubel aus und klatschte in die Hände. Er sprang vom Stuhl und tanzte im Tagesraum umher. »Ich hab’s gewusst, ich hab’s gewusst. Ihr müsst bezahlen! Ihr müsst bezahlen! Du, Bryan, zwei Schachteln Zigaretten. Du, Miller, drei. Alle verdammten Arschlöcher, die gegen mich gewettet haben – ich hab euch gesagt, dass es ein Angehöriger ist! War doch klar! Ihr müsst bezahlen!«
Sie sah, wie die Männer murrten.
»Also«, warf sie ein, »wo wollte er hin?«
»H-h-h-hat er nicht gesagt«, antwortete Wasserman.
»Er hat sich nicht klar ausgedrückt«, fiel Weingarten ein. »Er hat nur gesagt, dieser Kerl, er hat nicht verraten, wer, also, der wär schlimmer als wir. Er hat gesagt, der Kerl wäre auf Erinnerungsreise. Ich glaube nicht, dass wir allzu viel gesagt haben, was ihm weiterhelfen konnte.«
»Ja, eben, nur
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