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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Publizistik suchen. Jemand mit einem Interesse an Journalismus wäre hilfreich; dann könnte er über die vielen Artikel diskutieren, für die er schon Fotos geliefert hatte, und auf diese Weise einen Teil der natürlichen Angst kanalisieren. Andererseits war zu befürchten, dass eine angehende Journalistin nicht alles verstehen, sondern eine ungeschickte Nacherzählung abliefern würde, so dass ihr die subtilen Nuancen entgingen, die er ins Auge fasste. Was ich vorhabe, dachte er, reicht für ein ganzes Buch, also muss ich mich nach einem Bücherwurm umsehen. Es gab ihm Genugtuung, dass er zu einer Entscheidung gelangt war, die obendrein nach reiflicher Abwägung und Analyse seinen ersten Instinkt als richtig bestätigte. Doch wieder zögerte er und mahnte sich, nichts zu überstürzen: Ein einsamer, zurückgezogener Typ wäre ein Desaster, während ein allzu beliebtes Mädchen viel zu schnell vermisst würde. Keine Bücherwürmer und keine Cheerleader. Triff eine sorgfältige Wahl, trug er sich noch einmal auf.
    Er spürte, wie eine angenehme Ruhe ihn erfüllte. Draußen hörte er die nächtlichen Geräusche von Insekten, die gegen die Fliegengitter stießen, untermalt von den aufheulendenMotoren großer Lkw in rasanter Fahrt auf der fernen Autobahn.
    Halte dich an den Plan. Der Plan ist gut.
    Er war zufrieden und fiel nach kurzer Zeit in tiefen Schlaf.
     
    Durch die Fenster der McDonald’s-Filiale am Campusrand der Florida State University in Tallahassee flutete helles Licht. Er legte die Hand an die Scheibe und fühlte die Wärme. Er hörte das Geräusch der Klimaanlage, die nicht nur mit den hohen Temperaturen draußen kämpfte, sondern auch mit der Hitze, die aus den Frittiermaschinen und der Phalanx brutzelnder Hamburger auf der großen Herdplatte aufstieg. Selbst so früh am Morgen wimmelte es im Restaurant bereits von Studenten. Er nippte an seinem Kaffee, studierte den Lageplan des Campus und glich ihn mit dem Vorlesungsverzeichnis ab, das er sich vor dem Frühstück mühelos in der Universitätsbibliothek besorgt hatte.
    Bei der dritten Tasse Kaffee hatte er mehrere vielversprechende Seminare in geeigneten Lokalitäten ausfindig gemacht. Er steckte den Plan und das Vorlesungsverzeichnis in seine Aktentasche. Bevor er ging, überprüfte er seine Erscheinung in der Herrentoilette. Er rückte sich die Krawatte zurecht und strich sich das Haar aus der Stirn. Er trug ein blaues Seersucker-Sportjackett zur khakifarbenen Hose. Niemand würde sich bei der dunklen Sonnenbrille etwas denken. Auf einem Campus in Florida trägt jeder eine Sonnenbrille. Er rückte die Kugelschreiber in seiner Hemdtasche zurecht und verkrumpelte ein wenig sein Jackett, zog eine Taschenbuchausgabe von John Fowles’
Der Sammler
hervor und steckte es sich so in die Außentasche seiner Jacke, dass der Titel zu erkennen war. Er hatte das Buch am Morgen gekauft, die Seiten sorgsam mit Eselsohren versehen und den Rücken verbogen,damit es zerlesen wirkte. Er hätte daran denken sollen, seine eigene Ausgabe mitzubringen. In die andere Tasche steckte er ein kleines Bündel Papiere. Er starrte sich an und war zufrieden. Der klassische wissenschaftliche Mitarbeiter. Vielleicht auch ein wissenschaftlicher Assistent, ein wenig akademisch angestaubt, auf der verzweifelten Suche nach einer Professur mit Festanstellung, aber dennoch freundlich und umgänglich, mit passablem Aussehen und vor allem harmlos.
    Er machte sich auf den Weg zum Campus. Zuversichtlich. Freudig erregt. Mit seinem Aussehen ebenso zufrieden wie mit seinem Plan.
    Zunächst war jedoch eine spirituelle Zwischenstation notwendig.
    Er ging eine ruhige Allee entlang, kam an der einen oder anderen Traube Studenten vorbei, denen er im Vorübergehen freundlich zunickte, und suchte nach der Adresse. Er hätte mit einem Schild oder Emblem an der Hausfront gerechnet, so wie bei anderen Verbindungshäusern. Es war ein außergewöhnlicher Tag; warm, aber nicht zu heiß, eine Atempause in Floridas normalem Sommer. Auf seine Weise, kam ihm in den Sinn, war ein typischer Sommertag in Florida nicht viel anders als ein klassischer Wintertag im Nordosten: Die Hitze setzte einem genauso zu und zwang einen ins Haus wie die bittere Kälte im Norden. An den schlimmsten Tagen ist es gleichermaßen beschwerlich, sich im Freien aufzuhalten. In Florida verkriecht man sich in klimatisierte Räume. Er legte die Hand über die Augen und blickte in den wolkenlosen Himmel. Er dachte an Jack London und zitierte

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