Der Frauenhaendler
meines Vertrauens an die Seite stellen werde.«
Ich nehme einen Kugelschreiber aus einem Stiftständer. Dann schreibe ich auf einen kleinen Notizblock, der auf dem Schreibtisch liegt, die Nummer des Telefondienstes, bei dem ich gemeldet bin. Ich schiebe ihm den Block hin.
»Unter dieser Nummer kannst du mich zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen.«
Tano steht auf. Das bedeutet Abschied. Ich stehe ebenfalls auf und schüttele die Hand, die er mir hinhält.
»Wenn du eine kleine Runde drehen möchtest, werde ich dafür sorgen, dass man dir ein paar Spielmarken gibt. Dann musst du nicht sagen, dass du mit leeren Händen fortgegangen bist.«
Ich lege eine andere Karte meines Lebens auf den Tisch.
»Danke, aber ich spiele nicht.«
»Umso besser. Es gibt wesentlich intelligentere Methoden, sein Geld zum Fenster hinauszuschmeißen.«
Wir verlassen das Büro und finden uns in der Halle wieder. Während der Verhandlungen mit Tano Casale und den Misshandlungen durch die Tulpe sind noch mehr Leute gekommen. Das Roulette kann man kaum noch erkennen, so viele Spieler und Spielerinnen sitzen jetzt dort. Auch der Würfeltisch ist zwischen den vielen Menschen verschwunden, und ich sehe, dass man einen zweiten Black-Jack-Tisch aufgestellt hat. Das Geschäft muss ein Vermögen einbringen. Eine verlässliche Quelle ohne allzu viel Risiko, und das jede Nacht, die der liebe Gott uns schenkt. Die Welt ist voll von Leuten, die bereit sind, ihr Haus zu verspielen. Und in diesem Fall kommt zum Nervenkitzel des Glücksspiels noch der hinzu, dass man gegen das Gesetz verstößt. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sich Tano in dieser Richtung die nötige Rückendeckung verschafft hat.
Zwischen uns ist alles gesagt. Der Boss verabschiedet sich mit einer Handbewegung und tritt zu Menno, der gegenüber vom Croupier beim Roulette steht. Ich sehe, wie sich Micky bei der blonden, eleganten Frau, mit der er eben noch zusammen gelacht hat, entschuldigt. Er geht zu den beiden und tuschelt mit ihnen. Dann kommt mein blonder Freund auf mich zu, während die anderen durch eine Tür hinten in der Halle hinausgehen, gefolgt von einem dritten Mann, der die Rolle des Leibwächters übernimmt.
»Was machst du denn hier?«
Die Stimme mit dem starken Mailänder Akzent überrascht mich. Im nächsten Moment sehe ich mich Daytona gegenüber, der sich mit einem Taschentuch übers Gesicht fährt. Er muss verloren haben. Wenn er am Spieltisch schwitzt, heißt das, dass die Glücksgöttin ihre Augenbinde nur abgenommen hat, damit er sich das Gesicht trocknen kann.
Ich denke nicht, dass ich ihm die wahren Gründe für meine Anwesenheit im Verschrottungs-Kasino von Opera mitteilen sollte, also verlege ich mich aufs Scherzen.
»Ich bin gekommen, um aufzupassen, dass du nicht auch noch deine Unterhose verspielst.«
»Da hättest du eher kommen müssen. Sie ist längst weg.«
So rot, wie er im Gesicht ist, hat er sich eine schöne Schlappe eingehandelt. Ganz tief in der Patsche wird er allerdings nicht gelandet sein, denn die Uhr befindet sich noch am Handgelenk.
Während wir unsere Sprüche ausgetauscht haben, ist Micky zu uns getreten. Er und Daytona kennen sich, auch wenn sie sich nicht so sympathisch sind, dass sie zusammen auf den Tischen Flamenco tanzen würden. Tatsächlich spricht Micky mit mir und ignoriert Daytona, als stünde ich alleine da.
»Alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung. Ich danke dir.«
»Keine Ursache. Wenn du gehen möchtest, sag Bescheid.«
Daytona ist eine ausgemachte Niete, deren Hoffnungen auf den Zugang zu höheren Kreisen notorisch enttäuscht werden. Er hat die Sache mit der Blondine beobachtet und weiß, dass Micky einer von Tanos Lieblingen ist, daher befleißigt er sich jetzt des unterwürfigen Tonfalls, mit dem er sich bei Leuten einzuschleimen versucht.
»Wenn du noch bleiben möchtest, ich kann Bravo auch mitnehmen.«
Micky schaut ihn an, dann schaut er mich an und zieht eine Augenbraue hoch.
»Wäre das ein Problem für dich? Ich habe noch etwas vor, darum käme es mir ganz gelegen.«
»Kein Problem.«
»Okay. Wir sehen uns.«
Er lässt uns stehen und stürzt sich wieder auf seine Beute. Auch das ist im Grunde ein reelles Spiel. Gib, und du bekommst etwas dafür. Der Knabe hat genau das im Angebot, was die blonde Frau sucht. Der Fortgang der Geschichte wird zeigen, ob der Preis zu hoch oder zu niedrig war. Und in jedem Fall geht mich das nichts an.
Daytona reibt sich die Hände, als hätte er soeben einen
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