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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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einen Eindruck von Stärke, die er auch einzusetzen weiß.
    Als er uns eintreten sieht, nickt er Micky zu. Er lächelt ihn an, und man merkt, dass er ihn mag. Mein Freund muss ihm gute und lukrative Dienste geleistet haben. Wie man sagt, ist das etwas, das ein Mann des Worts wie Tano Casale anerkennt und entsprechend entlohnt.
    »Ciao, Blonder.«
    »Ciao, Tano.«
    Trotz seines Gebarens als Mann von Welt ist Micky plötzlich verängstigt. Er zeigt auf mich.
    »Das ist Bravo, derjenige, von dem ich dir am Telefon erzählt habe.«
    Erst jetzt scheint Tano Casale meine Anwesenheit zu bemerken. Er mustert mich schweigend, und seine Miene verhärtet sich.
    »Bravo? Was ist denn das für ein Scheißname?«
    Aus meiner Erinnerung steigt eine Stimme auf und hallt in meinem Kopf wider. Sie hat den Klang von Schmirgelpapier auf Rost.
    … wehr dich nicht, junger Mann, sei ganz brav. Und wenn du brav bist, bin ich es auch und tu dir nicht allzu sehr weh. Verstanden? Bravo …
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Vielleicht ist es weniger ein Name als ein Titel.«
    Tano bricht in Lachen aus.
    »Gute Antwort, bravo!«
    »Siehst du? Das hast du jetzt gesagt.«
    Vielleicht hat ihn meine Antwort beeindruckt, vielleicht auch nicht. Als das Lachen verklingt, schaut er mich jedenfalls mit anderen Augen an. Er bedeutet mir, auf dem Plastik-Stahlrohr-Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Micky fühlt sich überflüssig und geht, bevor man ihn darum bittet. Der andere Mann bleibt zu meiner Linken stehen. Vielleicht sollte ich mich bedroht fühlen, aber ich achte gar nicht auf ihn.
    Tano begegnet mir mit einem nachdenklichen Tonfall und nicht ohne Schmeichelei.
    »Scherz beiseite. Ich habe schon von dir gehört. Du hast einen kleinen Kreis auf die Beine gestellt, weißt dich geschickt zu bewegen und weißt vor allem, wie weit du dich bewegen darfst.«
    Er deutet auf die Tür, aus der soeben der blutende Typ gekommen war.
    »Nicht wie manche Leute, die sich für schlau halten und in mein Kasino kommen, um mich auf Trab zu bringen. Unglaublich, wie maßlos die menschliche Dummheit ist.«
    Er macht eine Pause.
    »Reden wir aber nicht über unangenehme Dinge. Micky hat gesagt, du hättest mir ein Geschäft vorzuschlagen.«
    »Eher einen Tausch als ein Geschäft, würde ich sagen.«
    »Ich höre.«
    Ich lasse mir Zeit und zünde mir eine Zigarette an. Dann mache ich eine Geste, die alles umfasst, was in der Lagerhalle so geschieht.
    »Bei dem ganzen Geld, das hier hereinkommt, ist es vermutlich das Schwierigste zu wissen, was man damit anfängt.«
    Tano grinst wie eine Katze, die an die Mäuse denkt.
    »Mit Geld lässt sich immer etwas anfangen.«
    Ich nicke zustimmend und fahre fort. Gleichzeitig frage ich mich, ob er seinen Leuten in demselben Tonfall und mit demselben Lächeln den Befehl geben würde, mich abzustechen.
    »Manchmal kann man es sich allerdings auch leichter machen. Ich verfüge über Namen und Adresse eines Mannes, der mit dreizehn Richtigen vierhundertneunzigtausend Millionen gewonnen hat. Er wäre bereit, den Schein für eine bescheidene zusätzliche Gratifikation von zehn Millionen zu verkaufen.«
    Um jedem Missverständnis vorzubeugen, füge ich hinzu:
    »Ich selbst werde davon keine Lira sehen. Das Geld ist lediglich als Anreiz für ihn gedacht. Ich habe es ihm angeboten, weil er ein tüchtiger Mann ist. Und vor allem ist er vernünftig.«
    Mir ist klar, dass Tano verstanden hat, worauf die Sache hinausläuft, aber er möchte es von mir hören.
    »Fahr fort.«
    »Okay, ich denke, von hier an ist die Sache einfach. Wenn du den Schein kaufst, bekommst du einen Betrag an die Hand, über den du offen verfügen kannst. Steuerfrei obendrein, da es sich um eine staatliche Lotterie handelt.«
    Tano Casale schaut mich an, ohne mich wirklich zu sehen. Dann wendet er den Blick und schaut den Mann am Karteischrank an. Er erhält eine bedächtige Zustimmung für eine Entscheidung, die in Wahrheit längst getroffen ist. Mit ruhiger Stimme wendet er sich an mich.
    »Das lässt sich machen. Man muss schauen, wie, aber das lässt sich machen.«
    Er hält inne und geht dann zum zweiten Teil der Frage über.
    »Kommen wir zu dir. Was ist dein Vorteil dabei?«
    »Nur ein wenig Ruhe für meine Arbeit. Es gibt ein Problem zwischen Laura, einem meiner Mädchen, und einem deiner Männer.«
    In diesem Moment geht alles ganz schnell. Der Typ am Karteischrank, ein Mann von mittlerer Statur mit Glubschaugen und einem verschlagenen Mund, packt

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