Der Frauenhaendler
erfahren, wer das ist, diese Person?«
Die letzten beiden Silben hatte ich betont, um ihm zu verstehen zu geben, dass mich Geheimnisse nicht faszinierten, sondern verärgerten. Mit einem verhaltenen Lächeln schoss er die Rakete ab, die mir den Garten hinter dem Haus verwüstete.
»Sagt Ihnen der Name Lorenzo Bonifaci etwas?«
Und ob er mir etwas sagte. Er sprach von Stahl und bedrucktem Papier und Banken und einem Vermögen von einer Fantastilliarde. Er sprach von Macht und Einfluss und einem, von vereinzelten Episoden mal abgesehen, sehr zurückgezogenen Leben, fern von den Klatschspalten der Welt. Am selben Ort mit ihm zu sein konnte man als großes Privileg bezeichnen.
»Sicher. Da braucht es keine weiteren Erläuterungen.«
»Werden Sie also kommen?«
»Mister Lincoln, wir dürfen uns wohl beide als Männer von Welt bezeichnen. Könnte es mir als Unhöflichkeit ausgelegt werden, wenn ich anzunehmen wagte, dass die Anwesenheit meiner Person dabei vollkommen überflüssig wäre?«
»Keineswegs. Es spräche lediglich für ein Savoir-faire, das äußerst günstig aufgenommen werden dürfte.«
»Schön. Dann sind meine Mädchen schon so gut wie auf Ihrer Yacht, ein Glas Champagner in der Hand.«
Und ohne Höschen drunter …
Aus naheliegenden Gründen hielt ich es nicht für angemessen, Letzteres laut auszusprechen. Er schaute mich neugierig an, wurde dann aber plötzlich verlegen.
»Nach allem, was ich über Sie gehört habe, denke ich, dass die Sache eine finanzielle Gegenleistung verlangen dürfte. Nun, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen …«
Ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»In der Tat mache ich mir auch keine Sorgen. Nach einer derart höflichen Einladung können Sie diesen Besuch als meine persönliche Hommage an Dottor Bonifaci betrachten.«
Lincoln senkte den Kopf zum Zeichen des Danks und der Wertschätzung.
»Diese Hommage, wie Sie es nennen, wird man zu würdigen wissen. Darf ich davon ausgehen, dass sie die absolute Diskretion Ihrer Mädchen einschließt? An der Ihren habe ich natürlich nicht den geringsten Zweifel.«
»Meine Freundinnen sind nicht dumm. Sie wissen, dass sie alles zu verlieren und nichts zu gewinnen haben.«
Inzwischen kamen die Mädchen wieder an den Tisch. Lincoln zog sich zurück, damit ich sie über die neuesten Entwicklungen des Abends informieren konnte. Ich erklärte ihnen die Situation und versprach, dass ich persönlich für die Entlohnung ihrer Leistungen aufkommen würde. Da ich sie nie hintergangen hatte, sahen sie keinen Grund, warum sie mir nicht auch dieses Mal vertrauen sollten.
Ich gab Gabriel Lincoln ein Zeichen, und er trat zu uns. Ich stand auf. Die Mädchen taten es mir nach.
»Mister Lincoln, dies hier sind Hanneke und Jane. Sie nehmen Ihre Einladung gerne an.«
Ich gab ihm meine Visitenkarte mit den Telefonverbindungen.
»Das sind die Nummern, unter denen ich zu erreichen bin. Für den Fall, dass die Mädchen Gefallen finden.«
Der Mann steckte sie mit einem gewissen Widerwillen ein. Ich denke, dass er die Karte eines griechischen Reeders mit demselben Gesichtsausdruck anfassen würde.
»Eine letzte Sache noch.«
»Bitte.«
»Welchen Champagner lasse ich mir entgehen?«
»Für gewöhnlich handelt es sich um Cristal.«
»Bedauerlich. Aber damit muss ich mich wohl abfinden.«
Mit einem amüsierten Lächeln ließ Gabriel Lincoln den Mädchen den Vortritt und ging dann mit ihnen zum Ausgang. Ich blieb alleine zurück, lauschte der Musik und hatte ein gutes Vorgefühl.
Um das zu feiern, bestellte ich eine Flasche Cristal.
Ungefähr einen Monat später nahm Lincoln wieder Kontakt zu mir auf. Er nannte mir eine Nummer, die ich jedes Mal anrufen solle, wenn ich über den Telefondienst dazu aufgefordert würde, mich bei der 02 212121 zu melden. Zu meiner großen Überraschung bekam ich es ab sofort mit Bonifaci selbst zu tun, der für mich aber immer nur eine Stimme am Telefon blieb. Leute wie mich nutzt man gerne, aber man gibt sich nicht gerne mit ihnen ab, wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat. Ich war damit zufrieden, angesichts des günstigen Verhältnisses von Aufwand und Gewinn.
Der Piepser gibt einen Laut von sich.
Die übliche Prozedur mit der Zentrale, nur dass diesmal eine weibliche Stimme antwortet. Die Telefonnummer, die mir genannt wird, erkenne ich sofort. Es ist die Durchwahl zur Suite 605 des Hotel Gallia. Ich wähle sie mit einem gewissen Unmutsgefühl. Als sich jemand meldet, erkenne ich auch
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