Der Frauenhaendler
aufgehoben, denn es ist leicht, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Was den Gesichtsausdruck betrifft, ist es ein wenig schwieriger, aber mit der Zeit gelingt einem auch das.
Am anderen Ende der Leitung wird praktisch sofort abgenommen.
»Hallo.«
»Hier ist Bravo.«
Die Stimme meines Gesprächspartners ist hart und direkt, gewohnt, Befehle zu erteilen.
»Ich brauche drei Mädchen.«
Keine Umschweife. Ich weiß genau, dass der Mann am anderen Ende der Leitung mich für das, was ich mache, verachtet. Er kann sich vermutlich denken, dass ich ihn genauso verachte für das, was er mich zu tun bittet. Keinem von uns macht das etwas aus. Jeder hat das, was der andere braucht. Er hat Geld. Ich habe schöne Mädchen, die den Mund halten. Gib, dann wird dir gegeben. Alles läuft bestens, wenn das Spiel fair ist.
»Wann?«
»Morgen am frühen Nachmittag. Sagen wir, gegen drei. Sie werden abgeholt, wie die letzten Male. Sie müssen die ganze Nacht bleiben und bedingungslos verfügbar sein. Denken Sie, drei Millionen pro Kopf könnten die Mädchen zu dieser Hingabe geneigt stimmen?«
Ich verkneife mir einen Pfiff. Wenn man bedenkt, dass ich mit den Mädchen im Verhältnis siebzig – dreißig abrechne, wären das zwei Millionen siebzig, die auf irgendeinem unbekannten Girokonto darauf brennen, in meine Tasche zu wandern.
»Absolut. Wollen Sie dieselben Mädchen?«
»Ja. Sie waren perfekt. Wenn ich mich nicht irre, waren es …«
Ich unterbreche ihn rechtzeitig.
»Keine Namen am Telefon. Meiner reicht.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung gibt sich kooperativ.
»Wie Sie meinen.«
»Sehr gut. Ich werde zusehen, dass ich Ihnen zukommen lasse, was Sie wünschen.«
Ich lege auf. Es ist alles geklärt. Die Adresse kenne ich, auch wenn ich sie, nachdem ich sie mir eingeprägt hatte, sofort wieder vergessen habe. Ich setze mich hin, rauche und denke an meine Nicht -Begegnung mit Lorenzo Bonifaci.
Ich saß mit zwei Mädchen am Tisch, Jane und Hanneke. Zwei Models, eins amerikanisch, das andere holländisch. Sie hatten buchstäblich nichts, als sie ins Bel Paese kamen, um in der Welt der Mode ihr Glück zu suchen. Nach diversen misslichen Erfahrungen fanden sie dann mich. Ich weiß nicht, ob man mich als Glücksfall bezeichnen kann, aber in diesem Fall kam ich dem schon ziemlich nahe. Sowohl in den Niederlanden als auch in Tennessee gab es Verwandte, die dank dieser Begegnung ihre Lebenssituation um einiges aufbessern konnten. Es war nicht das Wunder von Mailand, aber in jedem Fall ein schöner Glücksgriff.
Um uns herum tummelten sich die unvermeidlichen Begleiterscheinungen des Sommers an der südlichen Riviera, die Stammgäste und Touristen, die vorzugsweise das Covo di Nord Est in Santa Margherita und das Carillon di Paraggi, wo wir uns befanden, bevölkerten.
Das Essen war gut, der Wein erfrischend, und die Mädchen waren schön und hatten Klasse. Das Schicksal hält manchmal hübsche Trostpflaster für mich bereit, dachte ich. Diskret näherte sich ein Mann und blieb vor unserem Tisch stehen.
»Sind Sie Mister Bravo?«
Er sprach mit einem leichten englischen Akzent, der den ›Mister‹ rechtfertigte.
»Ja. Sie wünschen?«
»Wenn es Ihnen nicht allzu viel ausmacht, würde ich gerne mit Ihnen sprechen.«
Er lächelte die Mädchen an und wandte sich wieder an mich.
»Alleine.«
Der Typ in seinem tadellosen dunkelblauen Leinenanzug roch nach Eau Sauvage und nach Geld. Das Parfüm war französisch. Was den anderen Geruch anging, war jede Währung, solange sie marktgängig war, herzlich willkommen.
Ich bedachte meine beiden Freundinnen mit einem unschuldigen Blick.
»Mädels, wollt ihr nicht euer Make-up auffrischen, während wir auf den Nachtisch warten?«
Hanneke und Jane verstanden, dass sie gehen sollten, damit wir sie ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken konnten. Sie erhoben sich und gingen zur Toilette. Der Mann setzte sich auf den Platz, den die Amerikanerin geräumt hatte.
»Mein Name ist Gabriel Lincoln. Ich bin ein enger Mitarbeiter einer Person, die nicht hier ist, die aber hier war, als Sie mit den Mädchen hereingekommen sind.«
Ich sah den Mann mit der hellen Haut und den feinen Haaren an und wartete auf die Fortsetzung.
»Diese Person war sehr beeindruckt von der Schönheit Ihrer Freundinnen. Jetzt befindet er sich auf seiner Yacht, die gegenüber vertäut ist, und würde sich freuen, Ihnen allen nach dem Essen ein Glas Champagner anbieten zu dürfen.«
»Darf ich
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