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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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Der Motor springt fast sofort an und bläst dichten Rauch aus dem Auspuff. Ich bin heilfroh, dass ich in regelmäßigen Abständen die Batterie aufgeladen und so dieses kleine Wunder ermöglicht habe. Mit meinem neuen Gefährt kehre ich ins Freie zurück und stelle es auf einen der Parkplätze, die man auf den asphaltierten Flächen rund um den Block herum geschaffen hat.
    Draußen kehrt pünktlich das obskure Gefühl der Bedrohung wieder und steigert sich wegen meiner heiklen Konstitution ins Unermessliche. Schnell begebe ich mich wieder ins unterirdische Dämmerlicht, wo es auch angenehm kühl ist.
    Ich gehe zum Mini, fahre ihn in die Garage, die mehr Platz bietet, als er benötigt, und schließe das Rollgitter. Dann schalte ich die Deckenlampe an, die in diesem beengten Raum weniger Licht als Schatten spendet, und lasse zusätzlich die Scheinwerfer an die verblichenen Mauern strahlen. Ich nehme eine Taschenlampe aus dem Kofferraum, setze mich wieder hinters Steuer und öffne das Fach im Armaturenbrett. Nachdem ich den Kraftfahrzeugschein herausgenommen habe, ziehe ich am Hebel für die Motorhaube.
    Als ich aussteige, sage ich mir erneut, dass ich ein Idiot bin, dass meine Vermutungen irrwitzig sind, dass es gar nicht möglich ist, dass jemand …
    So etwas geschieht selten, aber es gibt Gewissheiten, die bei ihrem Eintreten schlimmer sind als jede Unwissenheit. Genau das ist es, was ich empfinde, als ich das Licht der Taschenlampe auf die entsprechende Stelle richte und merke, dass die Fahrgestellnummer dieses Mal mit jener übereinstimmt, die in den Papieren steht.
    Plötzlich habe ich einen ranzigen Geschmack im Mund, und mein Atem scheint die gesamte feuchte Luft in dieser Betonschachtel zu infizieren. Was eigentlich ein Unterstand für Autos ist, wirkt auf mich plötzlich wie die Todeszelle eines Menschenwesens.
    Ich beginne mit einer sorgfältigen Durchsuchung des Mini, verrücke die Sitze, hebe die Fußmatten hoch, schaue in die Seitentaschen und in das Fach im Armaturenbrett, räume den Kofferraum aus. Gleichzeitig sage ich mir, dass die Sache so einfach nicht sein wird. Wenn das, was ich vermute, der Wahrheit entspricht, dann wird derjenige, der die ganze Sache zu verantworten hat, vorsichtiger und fantasievoller zu Werke gegangen sein.
    Ich nehme eine Elektrikerschere und einen Schraubenzieher aus der Werkzeugtasche. Beim Kofferraum fange ich an, hole das Ersatzrad aus dem dafür vorgesehenen Raum und entferne die Verkleidung der Ladefläche. Ich kann nichts Ungewöhnliches finden. Nun widme ich mich dem Innenraum, klappe die Vordersitze vor und fange an, mit der Schere den Rücksitz aufzuschneiden. Nachdem ich die Polsterung vom Bezug befreit habe, reiße ich die gesamte faserige Füllung heraus.
    Erst als Rückenlehne und Sitz vollständig ausgehöhlt sind und nichts Ungewöhnliches zum Vorschein gekommen ist, höre ich auf. Ich bin schweißgebadet. Mein Schädel pocht, und in meinem Innern scheint mir jemand die Augen aus den Augenhöhlen drücken zu wollen. Und wieder schnürt mir ein glühendes Band den Unterleib ein.
    Ich wende mich den Vordersitzen zu.
    Den Fahrersitz schiebe ich so weit zurück, dass er aus den Schienen rutscht. Ich trage ihn vor die brennenden Autoscheinwerfer und unterziehe ihn der gleichen methodischen Behandlung wie die Rückbank, wieder ohne Ergebnis. Nun kehre ich zurück und richte den Strahl der Taschenlampe auf den Fahrzeugboden. Wie zum Spott leuchtet mir dort ein dunkler roter Fleck entgegen. Man muss kein Arzt sein, um zu begreifen, worum es sich handelt. Es ist Blut. Ich weiß nicht, von wem es ist, aber ich bin mir sicher, dass ein Kriminaltechniker im Labor herausfinden würde, dass die Blutgruppe mit der eines der Opfer in Bonifacis Villa übereinstimmt.
    Wie ein Besessener mache ich weiter und höre Stimmen, die mir unverständliche Worte ins Ohr murmeln. Vielleicht existieren sie auch nur in meiner Fantasie und wirken einzig durch Fieber und Angst so real.
    Ich schneide, reiße, zerlege. Und dann finde ich sie.
    Ins Innere der Beifahrertür hat jemand mit Klebeband eine Pistole mit Schalldämpfer geklebt. Wie eine plötzliche Bedrohung taucht sie im weißlichen Licht der Taschenlampe auf. Ein ruhiger, regloser blinder Passagier, der gleichzeitig finster und bedrohlich wirkt. Auch hier hege ich keinerlei Zweifel: Ich bin mir sicher, dass diese Waffe eines Nachts auf freiem Feld drei Löcher in den Körper von Salvatore Menno, genannt die Tulpe, geschlagen hat, mit

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