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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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Einrichtung hatte das Ambiente aber durchaus etwas Feines und zog auch anspruchsvollere Kundschaft auf Dienst- oder Vergnügungsreise an.
    Ich frage mich, was für eine Rolle in dieser Geschichte ein Etablissement spielen kann, das wegen der veränderten Gebräuche und der neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten dem Untergang geweiht ist und allmählich zu einer Rarität wird, zu einem Fundstück sozialer Archäologie, das man aufsucht, weil es von einer längst vergangenen Epoche und ihrer Lebensweise zeugt.
    Was hat ein Betrieb, der jeden Tag von hunderten von Personen aufgesucht wird, mit einem Mord an zehn Menschen in einer Luxusvilla in Lesmo zu tun? Wenig wahrscheinlich, dass ein derart öffentlicher Ort zu irgendjemandes Versteck werden sollte. Vielleicht irre ich mich aber auch, und nach der alten Redensart, dass man manchmal den Wald vor Bäumen nicht sieht, ist gerade dieser öffentliche Ort das beste Versteck. Ich verlasse die Autobahn, die auf die Vigevanese führt, in Richtung Zuhause. Auf der anderen Seite der Abfahrt liegen Gebäude und Lagerhallen mit Büros und Gewerbeflächen. Auf einem von ihnen ist das Werbeschild einer Rattenbekämpfungsfirma angebracht. Als ich mit Daytona und Bistecca mal nach irgendeiner durchwachten Nacht dort vorbeikam, ertönte von der Rückbank eine Stimme.
    » Ehi, chì ciapen i danee per masà i ratt. «
    Als Bistecca einfiel, dass ich nicht aus Mailand bin, wiederholte er den Satz, damit ich ihn auch verstehen konnte.
    »Hier nehmen sie es vom Lebendigen, um Mäuse zu töten.«
    Nur den Bruchteil einer Sekunde dachte er nach, eine winzige Zeitspanne, die dem Genius reicht, um eine Eingebung in Worte zu verwandeln.
    »Wisst ihr, wie der Slogan der Firma lautet?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort.
    »Topastriiiiiii!«
    Kommt her, ihr ekeligen Mäuse!
    Wie die Irren haben wir gelacht über dieses Wort, das er perfekt im Tonfall von Mr. Jinks ausgesprochen hatte, dem Kater aus dem Trickfilm von Hanna-Barbera. Diese Witzeleien und Lachanfälle scheinen jetzt Lichtjahre entfernt zu sein. Damals lebten wir noch in den Tag hinein, ohne zu begreifen, was um uns herum geschah.
    Schnell noch Carosello anschauen, und dann Abmarsch ins Bett!
    Leider hat man die Sendung nach zwanzig Jahren abgesetzt und uns ohne etwas zurückgelassen, mit dem wir die langen Stunden der Nacht füllen könnten. Ich erinnere mich, dass ich während der Autofahrt mit der Tulpe die Lichter der Stadt betrachtet und gedacht habe, dass es für viele ein böses Erwachen geben wird, wenn sie merken, dass es sich ausgefeiert hat. Damals hätte ich allerdings nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde. Und dass es mich betrifft.
    Eine Art Wut lässt meinen Kiefer steif werden und verstärkt die Übelkeit.
    Ich frage mich, was die Leute, die ihn gekannt haben, zu Daytonas Tod sagen werden. Ich frage mich, was Inspektor Stefano Milla denken und tun wird, wenn ihm zu Ohren kommt, dass an der Adresse, die er mir zugesteckt hat, ein Mann tot aufgefunden wurde. Eines ist sicher: Ich kann nicht wie ein Idiot zu Hause auf dem Sofa sitzen und darauf warten, dass er beschließt, auf mehr oder weniger offizielle Weise bei mir aufzukreuzen und Erklärungen zu verlangen.
    Dieses Mal fahre ich durchs Tor hindurch und halte direkt vor den Glastüren des Eingangs. Es wird nicht lange dauern, bis ich mit einer Tasche in der Hand wieder herauskomme, und es geht mir zu schlecht, um sie bis zur Hofmauer zu schleppen.
    Als ich das Haus betrete, hoffe ich, Lucio nicht zu begegnen. Das passiert nicht, worüber ich froh bin. Mir geht es in verschiedener Hinsicht und aus verschiedenen Gründen schlecht, und ich habe keine Lust auf dieses Geplänkel aus Rätseln und Frotzeleien, das mit der Zeit zu einer Gewohnheit geworden ist, die jede andere Kommunikationsform ausgelöscht hat.
    Jetzt, da der Einsatz des Spiels erhöht wurde, erscheint mir das alles dumm und kindisch. Der Tod ist eine Primadonna, die sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag. Diese Aufmerksamkeit wird umso größer, je merkwürdiger die Umstände sind, unter denen er in Erscheinung tritt. Gleichzeitig hat er die Gabe, Protagonisten zu schaffen. Das erfahre ich jetzt am eigenen Leib, indem ich überall, wo ich hinschaue, blutverschmierte Körper am Boden liegen sehe. Und jeder scheint mit dem Finger auf mich zu zeigen.
    Als ich die Wohnung betrete, laufe ich sofort ins Bad, um mich ein weiteres Mal zu übergeben. In der Aufregung spritze ich

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