Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
Vom Netzwerk:
dem schlichten Geräusch dreier Pfeile, die ihr Ziel erreichen.
    pfft … pfft … pfft …
    Und ebenfalls ohne die Absicherung durch ein Gutachten scheint mir klar, dass diese Waffe ihre Pflicht auch anderswo getan hat, insbesondere in einer Villa in Lesmo in der Nähe von Monza.
    Ich befreie sie aus ihrer Notunterkunft und spüre das Gewicht in den Händen. Es ist eine Beretta, auch wenn ich das Modell nicht nennen könnte. Ein wenig kenne ich mich mit Waffen aus, weil mein Vater ein paar besaß. Geschossen habe ich nie damit, aber ich habe oft beobachtet, wie er damit herumhantiert. Ich ziehe das Magazin heraus und schaue hinein. Es ist voll. Wer die Waffe hier untergebracht hat, war darauf bedacht, mich nicht wehrlos dastehen zu lassen. Oder den Finder davon zu überzeugen, dass ich ein harter Typ und zu allem fähig sei.
    Ich vergewissere mich, dass die Pistole gesichert ist, und stecke sie in die Tasche. Mir ist klar, dass ich das nicht tun sollte, aber im Moment fühle ich mich besser geschützt, wenn ich sie bei mir habe. Wer sie in meinem Wagen versteckt hat, wollte sie mir in den Arsch schieben, und für den Fall, dass wir uns begegnen sollten, würde ich lieber nicht mit leeren Händen dastehen. Ich stecke in der Scheiße, aber ich möchte nicht, dass man mir auch mein Grab darin buddelt.
    Als ich das Rollgitter hochziehe, lässt mich ein frischer Luftzug wieder richtig atmen. Ich nehme die Reisetasche und versiegele in der feuchtwarmen Grabnische die Überreste meines Autos. Dann gehe ich zu einem Aufzug, der gegenüber von der Garagenzufahrt in eine Sichtbetonwand eingelassen ist.
    Ich drücke den Knopf für den vierten Stock und hoffe, dass ich niemandem begegne. Das Haus, in dem ich mich befinde, ist eine c-förmige Mietskaserne am Rande der Stadt und am Rande der Legalität. In Quarto Oggiaro hat sich die Mafia etabliert, was es wenig ratsam erscheinen lässt, sich dort aufzuhalten, und noch weniger, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen.
    Doch wie immer ist der Teufel nicht so schlimm, wie er an die Wand gemalt wird, und die Situation in Quarto ist nicht ganz so dramatisch. Und in Anbetracht der Umstände soll es mir auch recht sein. Dies ist der ideale Ort, um mich zu verstecken, besonders jetzt, da mir der Teufel im Nacken sitzt und mich wesentlich mehr plagt als an irgendeiner Wand.
    Der Aufzug hält an. Ich verlasse die Kabine mit ihren an die Wand geschmierten Sprüchen, die auch die nachfolgenden Passanten darüber informieren werden, dass Luca ein Arsch ist und Mary eine Nutte, Telefonnummern inklusive. Ein anderer Spruch, der von eiliger Hand halb ausgewischt wurde, weil man offenbar anderer Meinung ist, besagt, dass Inter Scheiße ist. Diese harmlosen Formen von Vandalismus, die stets ein gewisses Ärgernis für mich waren, erscheinen mir jetzt als Ausweis von Normalität, eines Lebens im Müßiggang, einer völligen Gedankenlosigkeit, die nur ein paar verstohlene Banalitäten hervorbringt.
    Ich trete hinaus und befinde mich in einem langen, stillen Flur. Der Putz sondert einen Geruch von Feuchtigkeit ab. Die erste Tür links führt zu der Wohnung, zu der ich unterwegs bin. Endlich eingetreten, stoße ich unwillkürlich einen erleichterten Seufzer aus.
    Ich lasse die Reisetasche fallen und lehne mich an die Tür.
    Mein Schädel pocht. Der Schmerz an den Augen hat sich gelegt. Das Brennen nicht.
    Ich hole das Furadantin aus der Jackentasche und stecke mir eine weitere Tablette in den Mund. Wieder schlucke ich sie ohne Wasser hinunter. Dann bücke ich mich, um eine kleine Notapotheke aus der Reisetasche zu holen. Als ich danach krame, gerate ich ein paar Mal an das träge Metall der Pistole. Statt mich zu beunruhigen, verleiht es mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich gehe in die Küche und hole ein Glas aus einem Hängeschrank über dem Waschbecken. Ich spüle es aus und tropfe Novalgin hinein. Das hilft sowohl gegen Fieber als auch gegen Kopfschmerzen. Nachdem ich ein bisschen Wasser hinzugefügt habe, trinke ich die bittere Medizin, die sogar den galligen Geschmack im Mund zu lindern scheint.
    Ich kehre ins Wohnzimmer zurück und vergegenwärtige mir schnell den Ort, an dem ich mich befinde. Die Wohnung ist ein bisschen größer als meine, hat eine Wohnküche und ein Zimmer mehr. Die Einrichtung ist so, wie man es von einem solchen Haus in einer solchen Gegend erwartet.
    Durchschnittsmöbel, Durchschnittsbilder, Durchschnittstextilien.
    Ein abgestandener Geruch hängt in der Luft

Weitere Kostenlose Bücher