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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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sich Videokassetten, leider fast alles Pornos.
    Das ist kein Genre, bei dem ich mich gut unterhalten fühle.
    Ohne jede Erheiterung kommt mir ein Spruch von Giorgio Fieschi in den Sinn: Sex ist wie Sport – dabei sein ist alles.
    Ich schalte den Fernseher ein und vergewissere mich, dass er funktioniert. Den Ton stelle ich auf die niedrigste Lautstärke und lasse das Zweite laufen. Dann gehe ich ins Bad, ziehe die Hose herunter und setze mich auf die Kloschüssel. Die Flüche, die mir rausrutschen, können sich durchaus mit denen des Hausherrn messen. Ich habe das Gefühl, brennende Zündhölzer zu pissen.
    Danach drücke ich auf den Knopf vom Durchlauferhitzer. Während ich darauf warte, dass sich das Wasser für eine Dusche erwärmt, kehre ich zurück, um mich aufs Bett zu legen. Ich ziehe das Laken von der nackten Matratze und schiebe die unbezogenen Kissen beiseite. Die Schuhe streife ich ab, ohne sie aufzuschnüren. Die Bilder im Fernsehen sind unscharf, und die Worte scheinen zu einer nichtexistenten Sprache zu gehören.
    Ich fühle mich hundeelend.
    Die Bettdecke ist von fragwürdiger Sauberkeit, aber ich krieche dennoch darunter, wie die jämmerlichen Gestalten aus dem Paten , die während des Kriegs zwischen den Familien in irgendwelchen Verstecken auf Matratzen schlafen, angezogen und in steter Verteidigungsbereitschaft. Plötzlich überkommt mich eine Müdigkeit, die meine Gedanken auslöscht und mich just in dem Moment, als ich zu begreifen beginne, vergessen macht, was ich nicht glauben kann.
    Schlaf scheint meine einzige Zuflucht zu sein.
    Ich schlafe.
     

 
Kapitel 17
     
    Mit vollkommen verkrusteten Augen wache ich auf.
    Auch wenn ich noch nie in den Genuss gekommen bin, habe ich das Gefühl, den Geschmack von Kaninchenscheiße im Mund zu haben. Ich bin ein wenig benommen, aber das Brennen ist praktisch verschwunden, und eine ganze Nacht bleischweren Schlafs hat mich wieder zum Menschen werden lassen. Gleich darauf setzt das Denken wieder ein und bringt mir zuverlässig meine heikle Situation zu Bewusstsein. Normale Menschen müssen keine Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen und können furchtlos auf der Straße herumspazieren. Sie machen alles, was ihnen in den Sinn kommt, ohne sich ständig umschauen oder die passierenden Autos im Blick behalten zu müssen, aus lauter Angst, ein Wagen der Polizei oder der Carabinieri könne neben ihnen anhalten.
    Normale Menschen flüchten nicht, sie flanieren.
    Ich stehe auf und stelle fest, dass die Knochen wieder in die Beine zurückgekehrt sind und sich nicht mehr alles dreht. Als ich mich ausziehe und die Kleider aufs Bett werfe, versuche ich nicht mehr, den Spiegel an der mittleren Tür des Kleiderschranks zu meiden. Mein nackter Körper ist ein anatomischer Witz, und sicher wird der Tag kommen, an dem ich die Kraft finde, darüber zu lachen. In diesem Moment allerdings ist meine Verstümmelung mein einziger Halt, die einzige Quelle echten Zorns, aus der ich Energie schöpfe, um auf das zu reagieren, was mit mir passiert.
    Auf das, was auf irgendjemandes Betreiben hin mit mir passiert.
    Ich gehe ins Bad.
    Der Raum ist ein Triumph in Braun, und die geometrisch gemusterten Kacheln verbreiten eine Düsternis, die perfekt meinen Gemütszustand widerspiegelt. Ich denke, dass man, egal für welches Versteck man sich entscheidet, den braunen Kacheln nie entkommt.
    Dafür hängt auch hier ein Spiegel, ein kleinerer.
    Er zeigt die Einzelheiten des Gesichts mit dem langen Bart, den Triefaugen und den schmutzigen, zerzausten Haaren. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ich langsam verrückt werde, aber ich muss plötzlich lachen. Über die Vorstellung, dass diese Fläche, die den Anblick des Scheusals Carmine gewöhnt ist, eine gewisse Erleichterung verspürt, zur Abwechslung ein zwar erschöpftes, aber gleichwohl zur Kategorie der Menschenwesen gehörendes Antlitz widerzuspiegeln.
    Ein Gesicht, von dem es nach eigenem Wunsch keine Fotos gibt. Jedes Mal, wenn ich einen Fotoapparat auf mich gerichtet sah, was in Gesellschaft gelegentlich passiert, habe ich es immer so eingerichtet, dass mein Gesicht verdeckt war. Oder ich habe den Kopf weggedreht, damit man mich nicht von vorne aufnimmt. Im Gegensatz zu denen von Lucio gibt es in meinen Schubladen keine Bilder, die an mein vergangenes Leben erinnern. Das ich mit allen Mitteln zu vergessen versucht und zusammen mit meinem Namen ausgelöscht habe.
    Ich betrachte mein Äußeres und überlege, wie ich daran arbeiten

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