Der Frauenhaendler
bei der Rückfahrt von der Spielhölle in Opera ihre Telefonnummer nicht annehmen wollte, hat er mich wohl nicht ohne Grund an der Piazza Napoli herausgelassen, sondern um Carla sofort über mein mangelndes Interesse zu informieren, woraufhin sie beschloss, die Sache zu beschleunigen und vor dem Ascot Club auf mich zu warten.
Sie wusste genau, wohin ich mich begeben würde.
Man hat mich die ganze Zeit über verfolgt. Wer das getan hat, hat auch gesehen, wie die Tulpe mich mit vorgehaltener Pistole abgefangen hat. Bis nach Trezzano ist man uns hinterhergefahren, und es ist allein meinen Schutzengeln zu verdanken, dass ich nicht in einem namenlosen Grab in der Nähe einer abgelegenen Grube gelandet bin. Auch wenn sie dann Salvatore Menno in die Hölle geschickt haben, nur um zu verhindern, dass der Schutzbrief, der ihnen sicheres Geleit zu Lorenzo Bonifaci garantieren sollte, vor ihren Augen zerrissen wird. Sie haben gesehen, wie ich das Auto des Toten habe stehen lassen und zu Fuß in die Via Monte Rosa gegangen bin. Am Ende war ich selbst dann derjenige, der den letzten Nagel in meinen Sarg geschlagen hat. Ich habe Carla den Schlüssel hingestreckt und sie gebeten, mich nach Hause zu bringen, habe ihr also erlaubt, durch den Haupteingang in mein Leben einzutreten.
In diesem Moment hat praktischerweise und nicht ganz zufällig Laura ihren Rückzug verkündet. Carla ist in aller Schönheit aus ihrem Kokon geschlüpft, und ich habe eine gewisse Schwäche für sie gezeigt. In meiner Notlage war es naheliegend und die einzige Alternative, sie an Lauras Stelle treten zu lassen.
Allerdings war jetzt noch erforderlich, dass ich an dem schicksalhaften Abend kein Alibi hatte. Deshalb hat mich Daytona, den ich, wie es der Zufall so wollte, vor dem Argentina traf, mit einem Umschlag voller Zeitungspapier zu einem Treffen geschickt, von dem er nur zu gut wusste, dass niemand dort erscheinen würde.
Dann der Zaubertrick mit dem vertauschten Auto. Meines hat man für den Überfall in Lesmo benutzt und mir dafür einen Wagen untergeschoben, der meinem bis in die kleinsten Details ähnelte, damit ich nichts merke. Was leider nicht funktioniert hat. Nach getaner Arbeit hat man auf dem Boden meines Mini Blut verschmiert, die Pistole in der Tür versteckt und den Wagen schließlich an seinen Platz zurückgebracht.
Dem Anschein nach kompliziert, in der Ausführung äußerst einfach.
Und noch eine Sache weiß ich sicher.
In dem Moment, in dem sich die Polizei tatsächlich auf meine Spur gesetzt hätte, wäre ich nicht verhaftet worden. Man hätte mich in einem extra zur Irreleitung der Ermittlungen geschaffenen Schlupfwinkel der Roten Brigaden aufgefunden, mit einer Kugel im Kopf und einer Waffe in der Hand. Neben mir ein wirres Briefchen, in dem ich mich zu meiner Schuld bekenne und dazu, dass ich dem Staat, der so hart und erfolgreich getroffen wurde, nicht die Genugtuung verschaffen wolle, mich lebendig in die Finger zu bekommen.
Ende der Geschichte.
Was ich nicht ganz begreife und nur vermuten kann, ist die Frage, warum sich Laura unter den Opfern des Blutbads befand. Sollte sie ebenfalls eine Sympathisantin gewesen sein, gab es vermutlich zwei Gründe. Erstens wollte man eine Zeugin eliminieren, die man sowieso hätte eliminieren müssen, wie man es auch mit Daytona getan hat. Zweitens wollte man die Proportionen wiederherstellen in dem, was allem Anschein nach ein Treffen mit sexuellem Hintergrund war: drei Männer und drei Frauen.
Die Rechnung ging auf, und die Spuren von Carlas Anwesenheit am Tatort waren gelöscht. Meine Person sollte beseitigt werden, und in der Folge auch meine Version. Selbst wenn Carla in die Geschichte reingezogen worden wäre, hätte sie sich als das arme Mädchen dargestellt, das sich zu mir hingezogen fühlte und dann angewidert Reißaus nahm, als sie feststellen musste, dass ich kein anderes Ziel hatte, als sie auf den Weg der Prostitution zu bringen.
Ich vergegenwärtige mir meine Situation.
Wenn meine Überlegungen stimmen, habe ich nicht nur die Ermittler am Hals, sondern auch noch die Personen, die diesen Streich organisiert haben. Ich könnte mich für das kleinere Übel entscheiden und zur Polizei gehen, aber ich glaube nicht, dass das der richtige Weg wäre. Man würde mich in eine Isolierzelle stecken und den Schlüssel wegwerfen, bis man meine Geschichte geprüft hätte. Und ob sie sich letztlich überhaupt bestätigen würde, ist auch nicht klar. In jedem Fall würde ich auf
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