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Der Frauenheld

Der Frauenheld

Titel: Der Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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dachte Austin; ärgerlich und dumm und französisch, sich so vor der Welt zu verschließen, so wenig willens zu sein, einen süßen und freien Augenblick des Glücks anzunehmen – wo es Glück nicht gerade an jeder Straßenecke gab. Er spürte, daß er kurz davor war, wütend zu werden, nichts mehr zu sagen und einfach auszusteigen und wegzugehen. »Weißt du«, sagte Austin, gereizter, als es klingen sollte. »Wir könnten Geliebte sein. Wir interessieren uns füreinander. Dies ist für mich nicht bloß eine Ablenkung. Dies ist das richtige Leben. Ich mag dich. Du magst mich. Ich wollte das bloß in irgendeiner Weise ausnutzen, damit du dich freust, damit du mal lächelst. Sonst nichts. Ich muß nicht mit dir schlafen. Das würde mich genauso in Schwierigkeiten bringen wie dich. Aber das ist doch kein Grund, daß wir uns nicht einfach mögen können.« Er blickte sie in der Dunkelheit des Autos forschend an, ihre Silhouette zeichnete sich sanft vor dem Licht über dem Tor des Hotels auf der anderen Straßenseite ab. Sie sagte nichts. Aber er meinte, ein leises Lachen zu hören, kaum mehr als ein Ausatmen, das, wie er annahm, ausdrücken sollte, was sie über all das, was er gesagt hatte, dachte. »Tut mir leid. Wirklich«, sagte Austin wütend und drehte seine Knie zur Tür, um auszusteigen.
    Aber Josephine legte die Hand auf sein Handgelenk und hielt ihn zurück, sah ihn nicht an, sondern sprach zur kalten Windschutzscheibe. »Ich bin nicht so stark genug«, flüsterte sie und drückte sein Handgelenk.
    »Wofür?« sagte Austin, ebenfalls flüsternd, mit einem Fuß schon auf dem Straßenpflaster, sich aber in der Dunkelheit zu ihr hinwendend.
    »Ich bin nicht so stark genug, um etwas mit dir zu haben«, sagte sie. »Nicht jetzt.« Sie sah ihn an, mit sanften großen Augen, ihre eine Hand hielt sein Handgelenk, die andere lag, halb gekrümmt, in ihrem Schoß.
    »Meinst du, du fühlst nicht stark genug oder bist du selbst nicht stark genug?« sagte Austin, mit einem immer noch etwas anmaßenden Tonfall, was er aber in Ordnung fand.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Josephine. »Es ist immer noch sehr verwirrend für mich jetzt. Es tut mir leid.«
    »Na ja, das ist besser als nichts«, sagte Austin. »Wenigstens hast du mir soviel gegeben. Das macht mich froh.« Er streckte die Hand aus und drückte ihr Handgelenk an der Stelle, wo sie sein Handgelenk immer noch festhielt. Dann kletterte er aus dem Wagen auf die Straße. Sie faßte nach dem Schaltknüppel und legte mit einem lauten Ratschen den Gang ein.
    »Wenn du wiederkommst«, sagte sie mit heiserer Stimme durch die offene Tür, »ruf mich an.«
    »Natürlich«, sagte Austin, »ich rufe dich an. Ich wüßte nicht, was ich sonst in Paris tun sollte.«
    Er drückte die Wagentür fest zu, und sie fuhr an, wobei ihre Reifen auf den feuchten Steinen durchdrehten. Austin ging über die Straße zum Eingangstor des Hotels, ohne sich nach ihren Rücklichtern umzusehen, während sie verschwanden.
    Um ein Uhr nachts, als es in Chicago sechs Uhr abends war, hatte er Barbara angerufen, und sie hatten sich beinahe richtig gestritten. Das machte Austin wütend, denn als er die Nummer gewählt hatte, seine eigene vertraute Nummer, und das vertraute Klingeln gehört hatte, war er glücklich gewesen – glücklich, daß es nur noch ein paar Stunden waren, bis er Paris verlassen würde, glücklich, nach Hause zu kommen und nicht bloß irgendeine Ehefrau zu haben, zu der er nach Hause kam, sondern diese Ehefrau – Barbara, die er liebte und verehrte; glücklich auch, daß er den »Kontakt« mit Josephine Belliard erwirkt hatte (das war jetzt das Wort, das er dafür gebrauchte; anfangs war es »rapprochement« gewesen, aber das war schnell etwas anderem gewichen); glücklich, daß es keine Konsequenzen gab, die er fürchten mußte – keine falschen Versprechungen, die zu falschen Hoffnungen veranlaßten, keine tränenreichen Abschiede, kein Gefühl, daß es Verpflichtungen gab, die ihn fesseln könnten, oder daß er bis zum Hals in der Sache drinsteckte. Keinen Schaden, der begrenzt werden mußte.
    Was nicht heißen sollte, daß nichts passiert war, denn es war eine Menge passiert – Dinge, von denen sie beide, Josephine und er, wußten und die auch zum Ausdruck gekommen waren, als sie im Auto sein Handgelenk hielt und zugab, daß sie nicht stark genug oder daß etwas zu stark für sie war.
    Was will man mehr in der Welt, dachte Austin in dieser Nacht, an das Kopfteil des Bettes in

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