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Der Frauenheld

Der Frauenheld

Titel: Der Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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hatte Austin gedacht. Er hatte sich Bernard als gutaussehenden, glatthäutigen Louis-Jourdan-Typ vorgestellt, der nur den fatalen Makel hatte, daß er langweilig war. Der wirkliche Mann sah so aus, wie er auch war – ein Mann, der alberne französische Radiospots schrieb.
    Josephine sagte, ihre Affäre habe ihr bewiesen, daß sie ihren Mann nicht liebte, obwohl sie es vielleicht einmal getan hatte, und daß es vielleicht für manche Leute möglich war, mit jemandem zusammenzuleben, den sie nicht liebten, für sie aber nicht. Sie sah Austin wieder an, so als wolle sie diesen Punkt unterstreichen. Das entsprach natürlich nicht dem, wie sie anfangs ihre Gefühle für ihren Mann erklärt hatte, als sie sagte, daß sie geglaubt habe, sie könne ihr gemeinsames Leben nach der Affäre wiederaufnehmen, nur, daß ihr Ehemann inzwischen ausgezogen war. Es war vielmehr das, was sie jetzt fühlte, dachte Austin, und die Wahrheit lag mit Sicherheit irgendwo in der Mitte. Auf jeden Fall hatte es für ihn keine Bedeutung. Sie sagte, daß ihr Ehemann ihr jetzt sehr wenig Geld gab, seinen Sohn nur selten besuchte, daß man ihn mit einer neuen Freundin gesehen hatte, einer Deutschen, und daß er natürlich ein furchtbares Buch geschrieben hatte, das alle, die sie kannte, lasen, was sie sehr verletzte und ihr sehr peinlich war.
    »Aber«, sagte sie und schüttelte den Kopf, als ob sie genau diese Gedanken wegschütteln wollte. »Was soll ich machen, ja? Ich lebe jetzt mein Leben, hier, mit meinem Sohn. Ich muß noch fünfundzwanzig Jahre arbeiten, dann bin ich durch damit.«
    »Vielleicht kommt ja mal etwas Besseres«, sagte Austin. Er wußte nicht, was das sein würde, aber er mochte es nicht, daß sie so pessimistisch war. Es war so, als ob sie ihm irgendwie die Schuld dafür gab, was er für typisch französisch hielt. Eine etwas hoffnungsvollere amerikanische Sicht der Dinge konnte, dachte er, nicht schaden.
    »Was ist das? Was wird besser sein?« sagte Josephine, und sie sah ihn nicht gerade verbittert, aber doch hilflos an. »Was wird passieren? Sag es mir. Ich möchte es wissen.«
    Austin stellte sein Weinglas vorsichtig auf den polierten Fußboden, erhob sich vom Sessel und ging zu dem offenen Fenster hinüber, in dem sie saß und unter dem die Straße allmählich in ein körniges Dunkel fiel. Der dumpfe Aufprall eines Fußballs war zu hören, den irgend jemand immer noch wieder und wieder ziellos gegen eine Wand kickte, und etwas leiser das Geräusch eines Motors, der einen Block weiter hochgejagt wurde. Austin legte die Arme um ihre Arme, drückte den Mund auf ihre kühle Wange und hielt sie ganz fest an sich gepreßt.
    »Vielleicht erscheint plötzlich jemand, der dich liebt«, sagte Austin. Er wollte sie ermutigen, und er wußte, daß sie das wußte und es nicht falsch verstehen würde. »Es wäre nicht schwer, dich zu lieben. Überhaupt nicht«, sagte er und drückte sie noch fester an sich. »Es wäre sogar«, sagte er, »sehr leicht, dich zu lieben.«
    Josephine ließ sich an ihn heranziehen, ließ sich umschlingen. Ihr Kopf sank an seine Schulter. Es war gefährlich, dort, wo sie war, dachte Austin, im Fenster, mit einem Mann, der sie festhielt. Er konnte die kühle Luft von draußen auf seinen Handrücken und an seinem Gesicht spüren, halb drinnen, halb draußen, wie er da stand. Es war aufregend, auch wenn Josephine die Arme nicht um ihn legte und seine Berührung in keiner Weise so erwiderte, daß es irgendeinen Unterschied gemacht hätte, sondern ihm nur gestattete, sie zu halten, als ob es ganz einfach sei, ihm zu gefallen, und es ihr überhaupt nichts bedeutete.
    An diesem Abend ging er zum Essen mit ihr ins Closerie des Lilas, ein berühmtes Restaurant, in dem Schriftsteller und Künstler während der Zwanziger häufig verkehrt hatten – ein helles, lautes Lokal mit viel Glas, wo sie Champagner tranken, Hand in Hand da saßen, aber nicht viel redeten. Sie schienen sich allmählich nichts mehr zu sagen zu haben. Das Naheliegendste und Natürlichste wären Themen gewesen, die mit ihnen beiden zu tun hatten, Themen, in denen irgendeine Zukunft lag. Aber Austin würde am nächsten Morgen abreisen, und jene Themen mit Zukunft schienen keinen von ihnen zu interessieren, obwohl Austin fühlen konnte, wie sie in ihm arbeiteten, und er sich unter der Oberfläche unverrückbarer Tatsachen vorstellen konnte, daß es vielleicht eine Zukunft für sie gab. Unter anderen, besseren Umständen wären sie natürlich ein

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