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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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gepolsterten Bank gesessen, die Füße auf einen Stuhl gelegt. Ober umgekehrt, damit sie aus dem Fenster schauen konnte.
    Aber es gab keinen Hinterausgang. Wer immer sich dem Haus näherte, bei dem dichten Schneetreiben würde sie ihn durchs Küchenfenster erst im letzten Moment sehen. Aus dem nach vorne liegenden Wohnzimmerfenster auch nicht früher. Da könnte sie dann zwar notfalls noch aus dem Fenster in der Giebelwand steigen, würde dabei jedoch eine Spur wie ein Bison in den frischen Schnee stapfen.
    Sie nahm die vier DV D-Hüllen vom Küchentisch und verteilte sie auf die großen, aufgesetzten Manteltaschen, das Telefonpasste noch dazu. Das Fleischermesser wollte sie sicherheitshalber auch mitnehmen, legte es griffbereit auf die Bank, dann öffnete sie das Fenster. Es klemmte nur ein wenig, weil der Rahmen außen vereist war.
    Gerade als sie hinaussteigen wollte, rief Ulla zurück. Sie hatte Hilfe auf den Weg gebracht, meinte jedoch, es könne eine Stunde dauern, bis die Polizisten bei ihr seien. Sie kamen aus Euskirchen. Bei den vorherrschenden Wetter- und Straßenverhältnissen war ein Streifenwagen auch nicht schneller als ein privater Pkw.
    «Ich glaube nicht, dass hier überhaupt ein Auto fahren kann», sagte Marlene. «Die werden zu Fuß heraufkommen müssen. Ich gehe ihnen entgegen.»
    «Lieber nicht», mahnte Ulla. «Versteck dich und komm erst raus, wenn du sicher bist, dass es die Polizei ist. Ich habe erklärt, du wärst wahrscheinlich in einem Café betäubt worden und könntest dich an nichts erinnern. Sag ihnen, wohin Andreas dich geschickt hat. Weißt du noch, wie das Café hieß?»
    Natürlich wusste sie es noch. Sie wusste nur nicht, ob sie die Euskirchener Innenstadt erreicht hatte, erinnerte sich nicht einmal mehr, auf dem Krankenhausparkplatz in ihren Van gestiegen zu sein. Der Faden riss im Wartebereich vor der Ambulanz.
    Sie beendete das Gespräch und steckte das Telefon zurück in die rechte Manteltasche. Die Strickmütze tief in die Stirn und über die Ohren gezogen, den Schal so umgelegt, dass er noch das halbe Gesicht bedeckte, die Hände von Handschuhen geschützt, kletterte sie über die Bank ins Freie und versank bis zu den Stiefelschäften in der unberührten weißen Pracht. Mindestens dreißig Zentimeter Neuschnee waren in den letzten Stunden gefallen – auf den Schnee der letzten Tage. Aber es war längst nicht so kalt wie erwartet, wahrscheinlich war das Thermometer neben dem kleineren Fenster kaputt.
    Sie griff noch einmal nach innen, nahm das Messer von der Bank und zog das Fenster von außen wieder zu. Dann stampfte sie los und hinterließ eine Spur wie eine kleine Planierraupe. Der Mantelsaum schleifte hinter ihr her über die Löcher, die ihre Beine hinterließen. So viel konnte es in den nächsten Stunden gar nicht schneien, dass der Mistkerl bei seiner Rückkehr nicht noch gesehen hätte, in welche Richtung sie entkommen war.
    Sie hatte vorgehabt, Ullas Rat zu folgen und sich in die Büsche gegenüber dem Haus zu schlagen, sich zwischen den verschneiten Nadelbäumen mit ihren tiefhängenden Zweigen zu verkriechen. Dort hätte sie das Haus und die nähere Umgebung im Blick gehabt. Aber plötzlich wollte sie weg von hier, nur noch weg.
    Also wechselte sie zwar zu den Bäumen hinüber, stapfte dann aber am Waldsaum entlang den Berg hinunter und hörte sich dabei selbst sagen: «Ich glaube nicht, dass hier überhaupt ein Auto fahren kann.»
    Wie war sie denn auf diesen Berg gekommen? Selbst wenn gestern nicht gar so viel Schnee gelegen hatte, unter der frischen Schneedecke dürfte der Weg vereist sein. Bei der Steigung hätte der Van das trotz seiner Winterreifen nicht bewältigt.
    Weiter vorne schlug der Weg einen Bogen. Nach der Biegung blieb sie zum ersten Mal stehen, zog das Telefon aus der Manteltasche und prüfte, ob es noch Empfang hatte. Von dem Haus war schon nichts mehr zu sehen. Doch das Telefon funktionierte noch eine ganze Weile.
    Vor der zweiten Kehre, die der Weg machte, klingelte es erneut. Diesmal war es ein Polizeikommissar namens Oliver Lambrecht, der Stimme nach ein junger Mann. Er teilte mit, dass man in Kürze bei ihr sei, und wollte wissen, wo sie sich befand.
    «Ein Stück den Berg runter, vom Haus aus kurz vor derzweiten Kurve.» Genauer konnte sie es nicht sagen. Bei dem Schnee waren keine Wegmarkierungen zu erkennen. Und die verschneiten Bäume sahen alle gleich aus.
    «Sind Sie verletzt?», fragte Lambrecht. «Geschlagen oder sonst wie

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