Der Frauenjäger
Herzen bei der Sache war. Marlene Weißkirchen habe für ihn nur einen Ersatz dargestellt. Er hätte viel lieber ihre Freundin, diese Moderatorin, die Nachbarin von Nummer acht, in die Finger bekommen.
Von wegen! Nummer neun war ein verlogenes Weib, stellte übers Radio falsche Behauptungen auf. Und ging fremd! Das hatte er ihr ja auch nicht zugetraut. Aber kaum war ihr fleißiger und attraktiver Mann auf Geschäftsreise und die Kinder aus dem Haus, holte sie sich einen kranken Penner ins Bett. Sie war um keinen Deut besser als Nummer acht gewesen.
Und was ihre Freundin anging … Natürlich hatte er eine Scheißwut auf Karola Jäger, die das Maul dermaßen aufriss und immer wieder auf dem verfluchten Tagebuch herumritt,das – soweit es ihn betraf – erstunken und erlogen war. Aber Karola Jäger machte sich nicht auf Kosten eines Mannes einen schönen Lenz. Sie sorgte selbst für sich und ihre reizende Tochter, hatte mit Männern gar nichts im Sinn. Sie hätte er allenfalls erschlagen, erstechen oder sonst wie zu Tode bringen können. Das wäre Mord gewesen. Und er war kein Mörder!
Die Sensationspresse nannte ihn sogar einen Serienmörder. Eine bodenlose Unverschämtheit, über die er sich fast noch mehr aufregte als über Karola Jägers dämliches Geschwätz. Er hatte nicht getötet, weder seine Mutter noch eine dieser Schlampen. Nicht einmal Mona, die darum gewinselt hatte, sie zu erschlagen wie eine räudige Hündin, als sie mit gebrochenem Bein hinter dem Durchgang zum Wasserfall lag, wo man die Musik nicht hörte, nur das Rauschen und Tosen des Wassers.
Er war nicht mal in der Nähe gewesen, wenn eine von ihnen krepierte. Wollte nicht in Versuchung geraten, nachzusehen und nachzuhelfen. Lieber hielt er sich währenddessen in der Nähe ihrer Angehörigen auf, beobachtete die Männer und Kinder, falls es Kinder gab. Wenn sie bereit dazu waren, suchte er als freiberuflicher Journalist das Gespräch mit ihnen und malte sich aus, wie erleichtert und glücklich, wie befreit sie waren, wenn er nach einiger Zeit wieder bei ihnen vorbeischaute.
Da alles aufgezeichnet wurde, schaute er sich später an, wie die Schlampen in der Schwärze herumstolperten und nicht begriffen, wie ihnen geschah. Wie sie zuerst zeterten und tobten, wie sie dann um Gnade, Erbarmen, ihre Freiheit natürlich und weiß der Teufel um was sonst noch winselten. Am Bildschirm wirkte es nicht anders als ein schlecht gemachter Horrorfilm.
Informationen zum Buch
«Dieses Leben bringt mich um.»
So lautete die erste Zeile in einem Taschenbuch, das seit Wochen in Marlenes Wohnzimmer lag. Lesen mag sie es nicht.
Es ist angeblich eine wahre Geschichte. Sie handelt von Mona, die alles hatte, wovon andere träumen. Und trotzdem wurde Mona depressiv, ließ sich mit einem mysteriösen Mann ein und verschwand vor drei Jahren spurlos.
Auch Marlene hat alles: einen liebevollen, erfolgreichen Ehemann, zwei wohlgeratene Kinder. Sie weiß, wie es ist, wenn das eigene Leben zum Gefängnis wird.
Darum will Marlene eigentlich auch nicht zur Lesung, die in der Buchhandlung ihrer Freundin Annette stattfindet. Doch sie lässt sich überreden, nicht ahnend, dass dieser Abend ihr Leben verändern wird.
Denn sie lernt Monas Schwester Heidrun kennen. Von ihr erfährt sie, dass Mona nur eine von vielen verschwundenen Frauen ist. Nur wenige Stunden später stirbt Heidrun bei einem Autounfall.
Einziger Zeuge: Marlenes Mann …
Informationen zur Autorin
Petra Hammesfahr schrieb mit 17 ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch «Der stille Herr Genardy» kam der große Erfolg. Seitdem schreibt sie einen Bestseller nach dem anderen, u. a. «Die Sünderin», «Die Mutter» und «Der Puppengräber». Petra Hammesfahr lebt in der Nähe von Köln.
Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2011
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Umschlaggestaltung: Hafen Werbeagentur, Hamburg
(Umschlagabbildung: © Lisa Kimberly/Getty Images; © cg-textures)
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH, KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart
ISBN Buchausgabe 978 - 3 - 8052 - 5014 - 6 (1. Auflage 2011)
ISBN Digitalbuch 978 - 3 -
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