Der Frauenkrieg
Tourville mit triumphierendem Tone.
»Aber die Herzöge,« entgegnete Lenet, »aber das Heer?«
»Sie sprechen nicht davon.«
»Dann sind wir entblößt,« versetzte Frau von Tourville.
»Nein,« entgegnete die Prinzessin, »denn durch das Blankett des Herzogs von Epernon werde ich Vayres haben, das die Dordogne beherrscht.«
»Und ich,« sagte Claire, »ich werde Saint-George, den Schlüssel der Garonne, haben.«
»Und ich,« fügte Lenet hinzu, »werde die Herzöge und das Heer haben, wenn Ihr mir Zeit dazu gönnt.«
Drittes Kapitel
Um zweiten Tage kam man vor Bordeaux an, und man mußte sich nun endlich darüber entscheiden, wie man in die Stadt gelangen sollte. Die Herzöge waren mit ihrem Heer nur noch etwa zehn Meilen entfernt; man könnte daher ebensowohl deinen friedlichen Einzug, wie ein gewaltsames Eindringen versuchen.
Es kostete Lenet noch einen schweren Kampf gegen Frau von Tourville, die begeistert ein Gemälde entwarf, wie die Prinzessin unter Glockengeläute und im Kugelregen in der Stadt einzöge, während Frau von Condés kriegerische Instinkte ebenfalls zu einem gewaltsamen Vorgehen neigten.
Doch drang schließlich Lenet durch; den Ausschlag gab sein Hinweis darauf, daß Mazarin Sendboten in der Stadt halte, deren Kugeln bei kriegerischem Eindringen der Herzogin und ihres Sohnes leicht ein unerwünschtes Ziel wählen und finden könnten. So wurde denn das Programm über die Art und Weise, wie man in Bordeaux erscheinen wollte, nach Lenets Vorschlag festgestellt. Die Damen der Eskorte erhielten Befehl, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Der junge Prinz bekam ein mit silbernen und weißen Schnüren besetztes Kleid von gewässertem Taft, nebst einem mit weißen und schwarzen Federn bedeckten Hut. Die Prinzessin kleidete sich in Schwarz ohne irgendein Geschmeide.
Lenet vervielfältigte sich, damit die festliche Veranstaltung möglichst prächtig und zweckentsprechend stattfinde. Das Haus, das er in einer kleinen Stadt, zwei Meilen von Bordeaux, bewohnte, wurde nicht leer von Parteigängern der Prinzessin, die bei ihm Rat und Anweisung haben wollten.
Am 31. Mai setzte sich die Prinzessin auf Einladung des Parlaments in Marsch. Wohl hatte ein gewisser Lavie, Generaladvokat beim Parlament und wütender Parteigänger Mazarins, zwei Tage vorher die Tore schließen lassen, um zu verhindern, daß die Prinzessin Aufnahme finde, aber Condés Parteigänger waren anderseits tätig gewesen, und das Volk hatte sich, von ihnen aufgewiegelt, an demselben Morgen unter dem Geschrei: »Es lebe die Frau Prinzessin! Es lebe der Herzog von Enghien!« zusammengerottet und die Tore mit der Axt erbrochen, so daß sich nichts dem Einzuge widersetzte, der in der Tat den Charakter eines Triumphes annahm. Wer hinter die Kulissen schaute, konnte in diesen beiden Ereignissen die Hand der eigentlichen Leiter erkennen; denn Lavie empfing unmittelbar die Anweisungen des Herzogs von Epernon, und die anderen handelten ganz nach den Ratschlägen und Aufträgen Lenets.
Kaum hatte die Prinzessin das Tor hinter sich, als die seit geraumer Zeit vorbereitete Szene in riesigen Verhältnissen vor sich ging. Die militärische Begrüßung wurde von den im Hafen liegenden Schiffen ausgeführt und die Kanonen der Stadt antworteten darauf. Blumen fielen auf die Straßen oder durchzogen die Stadt in Gewinden, so daß das Pflaster bedeckt und die Luft mit Wohlgerüchen geschwängert war; Beifallsgeschrei ertönte von dreißigtausend Eifrigen jedes Alters und jedes Geschlechtes, deren Begeisterung sich mit dem Maße des Interesses, das die Frau Prinzessin und ihr Sohn einflößten, und des Hasses, den sie gegen Mazarin hegten, steigerte.
Der kleine Herzog von Enghien war übrigens der geschickteste Schauspieler bei der ganzen Szene. Die Prinzessin hatte gegen ihre ursprüngliche Absicht darauf Verzicht geleistet, ihn an der Hand zu führen, aus Furcht, ihn zu sehr zu ermüden; er wurde deshalb von seinem Kammerherrn getragen, bekam dadurch die Hände frei, warf nach rechts und links Kußhände zu und nahm auf das anmutigste seinen Federhut ab.
Das Volk von Bordeaux berauscht sich leicht; die Frauen begeisterten sich für dieses so anmutsvoll weinende Kind, die alten Magistrate wurden erschüttert durch die Worte des kleinen Redners, der sagte: »Meine Herren, seiet Ihr meine Väter, da der Herr Kardinal mir den meinigen genommen hat.«
Vergebens versuchten es die Anhänger des Ministers einigermaßen Widerstand zu leisten;
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