Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenmörder

Der Frauenmörder

Titel: Der Frauenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Bettauer
Vom Netzwerk:
Näheres über die verschwundenen Mädchen wüßten, wäre es nicht so schwer, Fäden aufzudecken, die zu dem Mörder führen. Aber es ist nicht ein Sterbenswörtchen über diese Möllers, Müllers und Cohens zu erfahren und wir laufen einem "Irgendjemand" nach, der blonde Haare hat und einen Kneifer trägt. Könnten Sie auch sein, Herr Doktor König!"
    Tatsächlich war Herr Dr. König vom Abendkurier" schlank, blond und trug einen Kneifer. Alles lachte, am meisten Dr. König selbst.
    Nun kam der in ganz Berlin bekannte Fritz Waldstock vom Berliner "Herold", ein kleiner, älterer Herr mit grauen Locken, recht schäbig gekleidet und doch der geschickteste Interviewer und Reporter, berühmt wegen seines fabelhaften Gedächtnisses und der unübertrefflichen Personenkenntnisse. Er war fähig, auf einem Ball, bei einer Sensationspremiere oder in Hoppegarten eine fehlerlose Liste von tausend anwesenden Persönlichkeiten zusammenzustellen, wobei er bei keiner Person den Vornamen und die genaue Titulatur vermissen ließ.
    Das Gespräch wurde allgemein und lebhaft, jeder erzählte von berühmten Verbrechen, Justizirrtümern und aufregenden Prozessen, bis Krause das Gespräch geschickt auf neuerschienene Bücher lenkte. Plötzlich griff er sich an die Stirne und rief:
    "Neulich habe ich irgendetwas von einem gewissen Thomas Hartwig gelesen! Ich weiß nicht mehr, war es ein Roman, eine Novelle oder ein Feuilleton, jedenfalls hat es mir sehr gefallen! Himmel, wenn ich mich nur entsinnen könnte, was es gewesen ist!"
    Waldstock fuhr mit der ungepflegten Hand durch seine grauen Haare, daß die Schuppen über den Tisch flogen.
    "Lieber Krause, wenn Sie etwas nicht wissen, so müssen Sie sich immer an mich wenden! Thomas Hartwig ist ein netter, junger Mann, der wirklich ganz hübsche Sächelchen, so Essais und andere Überflüssigkeiten schreibt. Halt, vor einiger Zeit hat er auch einen dickleibigen Roman, den Titel kenne ich allerdings nicht, bei irgend einem obskuren Verlag in der Provinz erscheinen lassen. Übrigens schreibt er auch hier und da für den Berliner "Herold", und wenn Sie wollen, so werde ich unsere Redaktionssekretärin, die Lotte Fröhlich, fragen. Wenn ich nicht irre, so hat sie ein kleines Techtelmechtel mit ihm, wenigstens habe ich die beiden einigemal zusammen in einem Kaffeehaus gesehen."
    "Bemühen Sie sich nicht, Herr Waldstock, ich habe ohnedies morgen oder übermorgen beim "Herold" zu tun und da kann ich ja selbst fragen. Übrigens ist es so wichtig nicht!"
    Krause ging bald, er hatte heute mehr erfahren, als er noch gestern zu hoffen gewagt hätte und er war müde, todmüde und sehnte sich nach seinem stillen, ruhigen Zimmer in Wilmersdorf und der guten frischen Luft, die durch die offene Balkontür seinen Schlaf stärken und friedlich gestalten würde.

Lotte Fröhlich
    " M enschenkind, greifen Sie doch zu, vertrödeln Sie die Zeit nicht! Nicht nur, daß der Präsident täglich Bericht verlangt und wegen verschiedener Zeitungsangriffe nervös geworden ist. Aber stellen Sie sich vor, wie Sie und ich dastünden, wenn der Kerl doch noch irgendwie Wind bekommen und verduften würde!"
    Dr. Clusius war sehr aufgeregt, Krause ruhig wie immer. Er ließ sich nicht beirren.
    "Nein, Herr Doktor, ich muß Sie schon bitten, mich nicht zu drängen. Ich allein trage die Verantwortung; meinen Kopf als Pfand dafür, daß Hartwig an Flucht gar nicht denkt. Bevor ich Hand auf ihn lege, will ich erst genau wissen, was und wie dieser Mann eigentlich ist, muß seine geistige Beschaffenheit ergründet haben und die Triebe, die ihn zu solch grauenhaften Verbrechen zwangen. Übrigens — vielleicht ist er es gar nicht und dann wäre die Blamage recht peinlich, denn wenn auch nur ganz entfernt, so gehört er doch zum großen Zeitungsgetriebe und der "Herold" würde nicht übel brüllen, wenn wir einen seiner sogenannten geschätzten Mitarbeiter des fünffachen Mordes verdächtigen wollten."
    Dieses Argument gab den Ausschlag. "Gut, Krause, ich verlasse mich also wieder einmal ganz auf Sie, sage dem Präsidenten nur, daß wir Fährte haben und rechne auf einen Riesenerfolg der Polizei. Na, Ihr Schade soll es auch nicht sein! Diesmal werde ich ohne Schwierigkeit durchsetzen, daß Sie Titel und Rang eines Kriminalkommissärs bekommen. Und dann wird sich ja wohl ausgekrauset haben und der Herr Kriminalkommissär wird Doktor von Dengern heißen!"
    Krause konnte sich mit bestem Willen nicht einmal zu einem geschmeichelten Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher