Der Fremde aus dem Meer
Anthony scharf aus schmalen Augenschlitzen, dann schüttelte er den Kopf und wich zurück. Wie zufällig schob Anthony ein paar Scheine über die Theke, als bezahle er die Drinks. Der dicke Mann zögerte, und seine schwarzen Augen weiteten sich, als er das amerikanische Geld sali. Er blickte zwischen den Banknoten und dem Käufer hin und her. Anthony legte noch ein paar Scheine dazu, doch Argarlo streckte die Hand aus und gebot ihm Einhalt. Mit weicher, tödlicher Stimme zischte er dem Barmann ein paar Worte zu. Das Messer, das Argarlo zückte, sah Anthony nicht.
Schwer atmend starrte der Barmann Anthony eine Sekunde lang an. Dann schlug er mit der Hand auf das Geld, zog es über die Theke und steckte es in seine Tasche. Mit dem Kopf deutete er auf eine Tür hinter ihm. Es war die einzige Tür aus Holz, die Anthony bisher gesehen hatte. Anthony folgte ihm.
Er musste es tun. Keinen Augenblick dachte er darüber nach, was ihn jenseits der Schwelle erwarten könnte.
25
Penelope streckte sich wie eine Katze, die gerade frische Sahne geleckt hat. Ram lächelte, während er im Spiegel beobachtete, wie sie ihre geschmeidigen Arme über den Kopf streckte, ehe sie die Augen öffnete.
»Guten Morgen, Liebste.« Er stand mit dem Rücken zu ihr und befestigte seine Manschette.
Ein guter Morgen war es ganz bestimmt, dachte sie und sank im Bett zurück. Versonnen wanderte ihr Blick über seinen Körper, der in eine dunkle Hose mit Bügelfalte und in ein frisches weißes Hemd gekleidet war. Das strahlende Weiß des Hemdes hob seine sonnengebräunte Haut besonders hervor und betonte seine schmalen Hüften. Und sie erkannte auch schon seinen bevorzugten Kleidungsstil, nämlich kragenlose Hemden mit einem schmalen Band und Knöpfen an der Vorderseite.
Als sie nichts dazu sagte, sah er an sich hinab. »Ist es nicht angemessen?«
»Das kommt darauf an, wofür.« Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Seine Lippen verzogen sich, als sie langsam vom Bett glitt, ein Laken umgelegt, das allerdings mehr entblößte als verhüllte. Er sah sie an, legte die Arme um ihre Taille und zog sie an sich, wobei er sie heftig küsste. Seine Hände fuhren ihr geschmeidiges Rückgrat entlang. Ihr nackter Körper, noch weich und warm vom Schlaf, brachte ihn in Versuchung, sich wieder mit ihr ins Bett zu legen. Doch das Haus war schon zum Leben erwacht, und er wollte einfach nicht, dass man sie in einer so kompromittierenden Situation fand. Widerwillig bezähmte er sich und stellte
die Frage, die ihm schon den ganzen Morgen im Kopf herumging.
»Was quält dich in deinen Träumen, mein Schatz?«
Sie erstarrte kurz in seinen Armen und versuchte dann, sich loszureißen, doch er hielt sie fest und küsste sie mit sanfter Zärtlichkeit, um seinen plötzlichen Vorstoß abzumildern.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich.
Er sah sie an.
»Ich kann mich nie daran erinnern.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich an nichts erinnern, außer an die Gefühle. Ich bin hypnotisiert, analysiert und in die Kindheit zurückgeführt worden, aber nichts hat geholfen.« Sie wich seinem prüfenden Blick aus. »Ich muss einfach damit leben.«
Welch ein Schrecken, wenn man von so etwas heimgesucht wird, dachte er. »Du warst ein Kind, ein Kleinkind sogar«, sagte er leise und kniff die Augen zusammen. »Es war deine Stimme, aber sie klang ganz hoch und unschuldig.«
»Ja, das hat man mir schon alles erzählt.«
Aus dem Tonfall ihrer Stimme entnahm er, dass sie das Thema fallen lassen wollte, und so ließ er es sein.
»Gehst du aus?« Sie schnippte ein imaginäres Staubkorn von seiner Schulter.
»Ich hatte vor, ein paar Bücher zu kaufen und vielleicht einige Notenblätter«, flüsterte er an ihrem Ohr. Dann zog er eine Bahn feuchter Küsse die Linie ihres Halses hinunter. »Von einem Burschen namens Rachmaninow. Er soll ja ein bedeutender Komponist sein, sagt man.«
Penny dachte, er mache einen Scherz und lachte leise. »Das habe ich auch gehört.«
Der süße, freudige Klang erfüllte ihn wie langsam fließender Honig, und er kämpfte gegen sein Verlangen nach ihr an, wobei er seine Stirn gegen ihre drückte. »Könntest du mich bei meinem Ausflug vielleicht begleiten?«
Enttäuscht stöhnte sie auf. »Ich muss noch einige Rechnungen durchgehen, bevor der Kurier kommt.« Sie blickte auf die Uhr auf seiner Kommode und holte scharf Luft. »Und der kommt in zwei Stunden!« Sie entzog sich seinen Armen und hätte dabei beinahe das Laken verloren.
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