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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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wobei sie lächelnd plauderte. Sie machte eine Pause, lediglich, um ein Blech mit Brötchen aus einem massiven Ofen zu holen, und kümmerte sich dann wieder um die Essensverteilung.
    Ramsey trat aus ihrem Blickfeld und sah zu, wie sie einen Teller füllte. Dann verließ sie die Essenschlange und brachte die Mahlzeit zu einem alten Mann, der zusammengekrümmt und klapprig am Tisch saß. Sie drückte ihm den Löffel in die Hand, und ihre Lippen formten ermutigende Worte, als sie versuchte, ihn zum Essen zu bewegen. Er tat es auch, und sie lächelte. Es war ein Lächeln, das er nur selten bei ihr gesehen hatte. Sie arbeitete unermüdlich, schickte ihre Kollegen in die Pause, während sie die Verantwortung übernahm. Niemand schien zu wissen, wer es war, der hier Nahrung und Obdach bot. Die Situation war grundverschieden von derjenigen, in der Fans auf der Straße sie zudringlich umringten.
    Eine Frau in einem weißen Kittel näherte sich und wandte sich an Penelope, die damit fortfuhr, das Essen auszuteilen. Dann nickte sie, übergab die Schöpfkelle einer Kollegin und folgte der Frau. Im Schutz von Stützbalken und zwischen Feldbetten hindurch schlich Ram hinter ihnen her.
    Aus einem Versteck heraus sah er Penelope auf ein Feldbett gekauert, in ihren Armen ein kleines schwarzhaariges Kind.
    »Ich will dich nicht anlügen, die Nadel wird dir wehtun.« Das Kind zuckte zusammen. »Aber sie wird den großen Schmerz vertreiben«, versuchte Penny das Mädchen zu beruhigen.
    »Soll nicht mehr wehtun, Rusty«, schluchzte die Kleine hilflos.
    Penny schloss die Augen, und ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie das Zittern des kleinen, spindeldürren Mädchens in ihren Armen spürte.
    »Ich weiß, mein Liebling«, murmelte sie in das Haar des Kindes, während sie der Ärztin das Zeichen gab, die Spritze aufzuziehen. »Wie wär’s, mir eine Spritze zu geben, um zu zeigen, dass es nicht so schlimm ist?«
    »Das kann ich nicht gestatten.«
    Pennys Blick sprang auf die junge Medizinerin. »Ich könnte ein bisschen Vitamin B gebrauchen«, sagte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Während die beiden Frauen einen stummen Kampf ausfochten, hob das Mädchen sein blasses, engelsgleiches Gesicht und blinzelte sie aus dunklen Augen an.
    »Wirklich, Rusty?« Sie zitterte am ganzen Körper. »Willst du das wirklich tun?«
    Penny erkannte den Argwohn in den Augen des Kindes. Niemand hatte ihm je ein Lächeln geschenkt. »Habe ich dich jemals angelogen, mein Goldschatz?«
    Wie benommen schüttelte das Mädchen den Kopf. Penny strich ihr über den Arm und nickte der Ärztin zu. Als sich die Nadel in Pennys Haut bohrte, fuhr das Kind zusammen. Doch Penny blinzelte nicht einmal, sondern lächelte. Die Kleine blickte zwischen der Ärztin und ihrer Retterin hin und her, dann hielt sie zaghaft ihren Arm hin.
    Das Kind fiel in einen schmerzlosen Schlaf, bevor die Ärztin die Nadel zurückgezogen hatte. Penny stand auf und legte das Mädchen hin.
    »Verdammt noch mal, Rusty, ich wünschte, du würdest mich nicht mehr so unter Druck setzen. Das ist gefährlich.«
    »Das Kind ist allein und hat Angst. Was soll ich deiner Meinung nach tun, Renee? Sie festbinden, während sie sich besinnungslos schreit?«
    Die Ärztin antwortete nicht.
    »Und fluche nicht so in Gegenwart von Kindern, Renee.«
    Als Penny über den Hof kam, sah Ramsey zu, dass er außer Sichtweite kam. Sie ging zu der Essenschlange zurück und nahm den alten Platz ein. Optimistisch strahlte sie die Menschen an.
    »Gestern haben wir dich vermisst, Rusty«, sagte ein Mann.
    »Ich muss ja auch meinen Lebensunterhalt verdienen.« Sie lächelte sanft.
    »Ich bin hier gewesen«, sagte der Mann und schlurfte weiter.
    »Wie geht es deinem Sohn, Lana?«, sagte sie zu einer Frau, nachdem mehrere Leute vorbei waren.
    »Er hustet immer noch. Bellt manchmal wie ein Seehund. Ich fürchte, in der Nacht wird er alle aufwecken.
    »Doc Renee soll noch einmal nach ihm sehen.« Mit dem Rücken des Handgelenks wischte sie sich die feuchten Strähnen aus dem Gesicht. »Sag ihr, ich hätte dich geschickt«, fügte sie hinzu, als Lana protestieren wollte.
    Ram beobachtete sie noch eine Weile, wobei sein Stolz auf sie wuchs. Dann verschwand er aus ihrem Blickfeld. Doch er blieb wachsam, seine Sinne noch immer geschärft. Es war der schlechteste Ort, um sie beschützen zu können, dachte er, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Mit geballten Fäusten wirbelte Ram herum. Der junge Mann vor ihm

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