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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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sich die Wunde in seinem Bein an, nahm die schmutzigen Verbände ab und ging dann hinüber in die Regenkammer. Er schwelgte in der Fülle des frei fließenden heißen Wassers, bis sich die Haut an den Fingern kräuselte, band sich ein Handtuch um die Hüften und machte dann den Versuch, sich zu rasieren.
    Im Umgang mit dem kleinen Ding nicht geübt, hatte er am Ende Schnitte am Kinn wie ein heranwachsender Schuljunge. Außer der Seife war nur die Zahnbürste das einzig vertraute Stück im Schrank. Seine eigene war aus Teakholz gefertigt, ein Geschenk von einem Kapitän, der den Orient bereist hatte, und sie lag zweifellos noch immer auf der Kommode in seiner Kajüte. Als er überlegte, wie er die Zahnpasta auf die Bürste bugsieren sollte, fragte er sich, ob Mister Cameron seine Fregatte versenkt hatte. Der junge Schnösel hatte nicht gerade die Autorität ausgestrahlt, die man brauchte, um die Tritons Will zu befehligen. Er drückte die Tube aus und spritzte die Paste auf den Spiegel.
    Kurz darauf verließ er das Badezimmer, eine Nebelwolke hinter sich herziehend. Ramsey genoss den plötzlichen Hauch der kühlen Luft auf der warmen, nackten Haut. Er hielt inne und schaute sich im Zimmer um, bemerkte die geschlossenen Gardinen, die gedämpften Lichter und das Tablett am Fußende des Bettes. Meggie, du süßes Frauenzimmer, dachte er, während er mit der einen Hand sein Haar trocken rieb und mit der anderen von dem Imbiss kostete; üppige Mengen Sandwiches mit Roastbeef, Mixedpickles in würziger Dillsauce, gebratene Kartoffelscheiben, die auf der Zunge zergingen, so dass Ramsey sie im Nu verspeist hatte. Er hielt ein hohes, verziertes Glas vor sich hin und überprüfte im dämmrigen Licht die Flüssigkeit; das unverwechselbare Aroma von Bier ließ ihn in freudiger Erwartung aufstöhnen. Er nahm einen Schluck. Ziemlich schwach, fand er und stürzte das eiskalte Getränk rasch hinunter, überrascht, dass ihm die gekühlten Getränke mundeten. Er knallte das Glas aufs Tablett und tätschelte sich den Bauch. Meggie würde zufrieden sein, wenn er nichts als Krümel übrig gelassen hatte. Mit diesem Gedanken schob er das Tablett beiseite und ließ sich aufs Bett fallen. Mein Gott, er war im siebten Himmel. An ein feuchtes Strohbett war er gewöhnt! Jetzt vergrub er sein Gesicht in der wohlriechenden Decke. Ich fange an, dein Jahrhundert zu mögen, Penelope. Wie ein müdes Kind kroch er ins Bett, zog die Decke über sich und glitt zwischen die kühlen grünen Laken.
    Fast zwölf Stunden später öffnete sich die Tür, zuerst nur einen Spaltbreit, dann weiter. Penny steckte ihren Kopf um die Ecke und lächelte, als sie das leere Tablett im schwachen Schlafzimmerlicht erspähte. Junge, Junge, dachte sie, und ging schnurstracks darauf zu. Ihr blauer Seidenschlafanzug schimmerte in dem weichen Licht. Sie trat nicht näher, sondern blieb abrupt stehen. Er lag quer über dem Bett, mit dem Gesicht nach unten, ein Arm hing über die Bettkante, das dunkle Laken war eng um seine schmalen Hüften und Beine geschlungen. Eine nackte Wade lugte unter dem Daunenbett hervor. Was tut er eigentlich, um sich in so hervorragender Form zu halten?, fragte sie sich, während ihr Blick nach oben wanderte. Sie verweilte am unteren Teil der Wirbelsäule, genau dort, wo die haselnussbraune Haut heller wurde. Glänzende Narben liefen kreuz und quer über die vollkommenen Muskeln. Allmächtiger Gott! Sie hatte es vergessen. Langsam trat Penny näher. Zögernd streckte sie den Arm aus. Ihre Finger zitterten.
    Oh, Ramsey!
    Vor ihren Augen verschwamm alles, als sie sich vorstellte, welch entsetzliche Schmerzen er erlitten haben musste, wenn er so viele
    Narben hatte. Sie beugte sich über ihn, fuhr mit den Fingerspitzen vorsichtig über die glatten, verheilten Wunden.
    Doch plötzlich fand sie sich auf dem Rücken liegend auf dem Bett. Sein schweres Gewicht drückte ihr die Luft aus den Lungen. Etwas Kaltes, Hartes bohrte sich unter ihr Kinn, zwang ihren Kopf zurück. In der Dunkelheit hörte sie deutlich das Klicken eines Pistolenhahns.

14
    »Legt Ihr’s drauf an zu sterben?«, erklang es tödlich kalt und entschlossen.
    »R...Ramsey«, flüsterte sie. »Ich bin’s, Penelope.«
    Sofort richtete er den Lauf zur Decke, wobei sich seine verschlafenen Augen langsam auf ihr Gesicht einstellten. Vorsichtig entspannte er den Hahn. Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer, als er die Pistole langsam auf das Nachtschränkchen oberhalb seines Kopfes legte.
    Die Luft

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