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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Gott, vor zwei Tagen war der Mann dem Gesetz nach tot gewesen! Seit sie kein Kind mehr war, hatte sie nicht daran geglaubt, dass es wirklich noch mutige Männer auf dieser Welt gab. Bis jetzt. Und ob Penny es wollte oder nicht, Robinson Crusoe war hier, und sie musste schließlich zugeben, dass er die allerreizendste Ablenkung von ihrem Kummer war.
    »Mister O’Kee..., eh, Ramsey?« Er sah sie durchdringend an, verblüfft, sie noch auf dem Flur stehen zu sehen. »Nein, bleiben Sie sitzen«, sagte sie, als er Anstalten machte, sich zu erheben. »Ich wollte ... äh ... nur...« Penny blickte zur Seite. Was wollte sie denn? Dass er nur vorübergehend bei ihr wohnte? Dass ein einziger Blick in seine sanften, dunklen Augen sie vergessen ließ, warum sie für sich die Einsamkeit gewählt hatte? Oder ihn um einen weiteren, innigeren Kuss bitten, weil der erste sie so lichterloh entflammt hatte, als ob ihre Unterwäsche in Brand geraten sei?
    Penny blinzelte.
    O Gott! Woher kam das?
    Ihre Blicke trafen sich. »Willkommen in meinem Haus, Ramsey.« Sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Ramsey lächelte müde.
    Oh, du machst mich schwach, Mädchen, dachte er und war erfreut, als er die Kraft aufbrachte, sich vom Bett zu erheben. Er fand die Toilette und starrte verdutzt auf den riesigen Raum. Er hatte aufgehört, Fragen über moderne Erfindungen zu stellen. Er wollte ja nicht länger als Tölpel erscheinen und musste solche Sachen selbst erforschen. Er prüfte das Holz und die Messinggriffe über dem fest angebrachten Becken und lächelte, als heißes Wasser, man beachte: heißes Wasser aus dem Hahn floss. Er spielte herum - füllte und leerte das Becken - und freute sich. Ram drehte sich um und starrte hinunter auf die dunkelgrüne Schüssel, die im Boden verankert war. Ein Nachttopf, vermutete er schließlich, hob den runden Deckel, drückte den Messingknopf herunter und erfreute sich daran, dass sie geleert werden konnte, ohne dass man ... nun, es war eine Aufgabe, zu der niemand sich drängte, und was gerade diesen Fortschritt anging, war er nach Ramseys Meinung enorm.
    In der Ecke auf einem Podium in einer Nische befand sich eine Wanne, die einen Abfluss im Boden aufwies. Dahinter standen
    Topfpflanzen vor einem Fenster, das einen wunderbaren Rundumblick auf das Meer bot. Sanft schlugen die Wellen an den perlweißen Strand. Hier herrscht tiefe Ruhe, dachte er und ging hinüber zu dem kleinen, grün gekachelten Raum mit einer durchsichtigen Glastür. Innen befanden sich oben an zwei Wänden kegelförmige Gebilde mit hunderten von winzigen Löchern, darunter riesige Kristallknöpfe. Interessiert betrachtete er die Schienen und den Rahmen, die den Fenstern auf Achterdeck ähnelten. Er schob die Tür zurück, drehte an einem der Knöpfe und war im Nu von oben bis unten von eiskaltem Wasser durchnässt.
    »Bei Neptun«, zischte er leise, drehte sich suchend nach einem Handtuch um und erhaschte den Blick auf sein Bild in dem breiten Silberspiegel über dem Becken. Die Hände auf den glatten Rand gestützt, starrte Ram sein Gegenüber an. Heiliger Strohsack! Er sah ja schrecklich aus, einfach grauenhaft, und zu wissen, dass Penelope ihn so verwahrlost gesehen hatte, war ihm peinlich. Seine Kleidung war fleckig vom Salz, der Ärmel an der Schulter zerrissen. Natürlich trug er an Bord nicht die feinste Kleidung, wies er sich selbst zurecht, was ihn allerdings nicht besonders beruhigte. Mit der Hand fuhr er sich übers Kinn. Der dunkle Bartschatten verlieh ihm ein finsteres Aussehen. Vom Schlafmangel waren seine Augen blutunterlaufen, und es sah so, als hätte er abgenommen. Er nahm eine Geruchswolke wahr und schnupperte an seiner Kleidung. Großer Gott! Ein Wunder, dass die Lady von den fauligen Ausdünstungen nicht in Ohnmacht gefallen war.
    Rasch durchsuchte Ramsey die Schubladen und Schränke und fand große Vorräte an flauschigen Handtüchern und duftenden Seifenstücken. Er nahm ein Rasiermesser heraus, obwohl das winzige, dünne Gerät in T-Form kaum seinem Bart standhalten würde. Sein Schiffsjunge hatte manchmal einen einzigen Streichriemen für die Klinge verbraucht, um einen Eintagebart von Rams Kinn zu schaben. Er entdeckte Behälter mit der Aufschrift Z ahn-pasta, Shampoo, Rasiercreme, und Gott mochte die Erfinder segnen, Deodorant. Nachdem er die Gebrauchsanweisungen gelesen hatte, verstand er, wozu sie gut waren. Er starrte auf sein Spiegelbild, und die Eitelkeit packte ihn. Schnell zog er sich aus, sah

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