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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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die Schultern. Ein bisschen kürzer, und er sähe noch überwältigender aus. Mein Gott, als müsstest du deine Verwirrung noch vergrößern, dachte sie. Ihr Blick ging über den dunkelgrauen, purpurrot gesäumten Hausmantel aus Seide, der sich eng um seine breiten Schultern legte. Er stand offen und ließ eine lose um die Hüfte geschlungene Schärpe sehen. Dann fiel ihr Blick auf die dünne Kordel, die die dazu passende Seidenhose hielt. Deutlich zeichnete sich die breite sonnengebräunte Brust ab, in deren Mitte braune Härchen zur Berührung einluden. Sie leckte die Rückseite des Löffels ab und blieb stumm, während er das Eis aufaß. Dann betrachtete sie eingehend seine Gesichtszüge. Sein Blick ging zu den Resten des Käsekuchens.
    »Nein. Das ist meiner.« Sie hielt ihn so, dass er ihn nicht erreichen konnte. »Probier du etwas anderes!« Sie machte eine Handbewegung über den ganzen Tisch hin.
    »Ich möchte aber das da.«
    Penny musste einfach lachen, als er sich, den Löffel zum Angriff bereit, langsam erhob. Sie drehte sich weg, um ihren Schatz zu beschützen. Ramsey schmiegte sich an ihre nackte Schulter, und seine Lippen zogen eine feuchte Spur von Küssen zu ihrer Brust. Die Kuchenplatte klapperte auf dem Tisch, als Penny sich zu ihm herumdrehte.
    Plötzlich ließ er sich auf den Stuhl fallen, grub den Löffel in den Kuchen und schaufelte den süßen Happen in seinen grinsenden Mund.
    »Das ist unfair.« Verwirrt errötete sie.
    »Die Verteidigungsanlagen sind gestürmt ...«, er beugte sich näher zu ihr, und sein Blick glitt genießerisch über ihre nackte Haut, »und zwar an der schwächsten Stelle, Penelope.«
    Er redete von ihr wie von einer Burg. Als er versuchte, sie zu küssen, zog sie ihren Morgenmantel hoch und durchbohrte ihn mit einem herausfordernden Blick.
    Ramsey sank auf seinen Stuhl zurück und konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. Geduld, Mann, warnte er sich, und nahm noch einen Bissen Kuchen.
    »Seltsame Kombination, deine Essensgewohnheiten.« Er machte eine Handbewegung über die Platten und Schüsseln hinweg. Dann kostete er von den warmen Nudeln in Sahnesauce.
    »Ich weiß.« Sie gähnte laut. »Um Mitternacht herum fange ich immer an zu essen, wenn ich aufgeregt ...« Sie presste ihre Lippen fest zusammen, während sein Blick sie aufmerksam erforschte.
    »Warum bist du aufgeregt?«
    »Ich bin nicht aufgeregt.«
    Seine Miene wurde finster, und er sah sie aus seinen dunklen Augen eindringlich an. »Versuch nicht, mich zu täuschen, Madame.« Er spießte etwas Lachs auf. »Sonst werde ich ganz böse.«
    »Tatsächlich?«
    Er kaute langsam, und sein Blick forschte in ihren Zügen. Ihm fiel ihre Maske der Distanziertheit auf, und es verlangte ihn heftig danach, sie ihr herunterzureißen.
    »Denke niemals, dass ich ein Kerl bin, dem man leicht ein Fässchen voll Betrug und Schwindel andrehen kann, Penelope.«
    »Ein Fässchen von was?«
    Er zögerte und formulierte neu. »Lügen«, sagte er knapp.
    »Das Gleiche gilt für mich. Warum willst du mir also nicht erzählen, woher du kommst?«
    »Lexington.« Seine Gabel war wieder über dem Käsekuchen.
    »Das ist aber ganz schön weit weg von den Bahamas, Ramsey.« Nun war es an ihr zu warnen. »Wie bist du denn ins Meer gekommen?«
    »Ich bin geschwommen.« Er schob ein großes Stück in den Mund.
    »Nun lügst aber du.«
    Ramsey wollte die Wahrheit nicht vor ihr verbergen, aber sie würde sie nicht glauben. Herrgott, er glaubte es ja selbst kaum. Jedes Mal, wenn er sich genau klar machte, wo er war, rann ihm ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Aber Penelope war überhaupt nicht auf ihn vorbereitet. Ihr einfach von seinem Sprung durch die Zeit zu erzählen, hätte wohl nur zur Folge gehabt, dass sie nach den Gendarmen rief, die ihn dann abholen würden. Und er war nicht bereit, gerade jetzt ohne ihre Gesellschaft auszukommen. Vielleicht niemals.
    »Spielt es eine Rolle, woher ich komme?«, fragte er leise, als er sich mit einer Serviette den Mund abwischte und ihrem Blick standhielt. »Wenn ich sagen würde, dass ich vom Himmel in deine Welt gefallen bin, wäre das von Bedeutung?« Er beugte sich näher zu ihr. »Wenn ich sage, ja, ich habe Schiffbruch erlitten, bin ausgesetzt worden, oder wurde das Opfer einer meuternden Mannschaft, würde das die Augenblicke verändern, die wir in zärtlicher Umarmung miteinander verbracht haben?«
    Er hatte die ernstesten, sanftesten Augen, in die sie jemals geblickt hatte. Sie wollte

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